Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)

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Alec:

Cameron umarmt mich fest, so als habe er mich monatelang nicht mehr gesehen. Hat er ja auch.

Es ist drei Monate her, seitdem ich wieder auf der Uni bin.

Ich gebe zu, mich in dieser Zeit ziemlich von allen anderen abgeschottet zu haben, Freunden, Familie. Irgendwie habe ich etwas Zeit für mich gebraucht und die habe ich auch genutzt. Ob das sinnvoll gewesen ist, da gehen die Meinungen auseinander...

Heute bin ich hier bei Cam, weil er morgen Geburtstag hat und diesen wie geplant mit seinen Freunden verbringen will.

Ich höre auch schon Sandys aufgeregte Stimme vom Inneren der Wohnung, die sich mit Noah unterhält.

Nach meiner Begrüßung mit Cameron, komme ich in die Wohnung. Cameron erzählt mir was zu den Bildern, die den Flur in eine sehr heimische Atmosphäre hüllen. Die sind auf seiner Weltreise mit Noah entstanden. Sie sehen so glücklich aus darauf. So sorglos.

Vielleicht wäre das auch was für mich. Alles, was ich nämlich versucht habe, um dem Schmerz in meinem Innern irgendwie zu entkommen, hat ihn nur eine lieblose Leere in mir zurückgelassen und so langsam bezweifelte ich echt, ob ich überhaupt noch am Leben bin.

Hinter meinem besten Freund betrete ich das Wohnzimmer seines Apartments.

Hier ist alles ziemlich rustikal eingerichtet durch den Holzboden und die Schränke, aber es gefällt mir sehr gut.

Außerdem riecht es so gut nach Kürbissuppe. Auf die freue ich mich jetzt schon.

„Schaut mal, wen wir hier haben!" Cameron klopft mir stolz auf die Schulter und lässt seinen Arm um mich liegen, solange, bis Sandy sich auch schon kreischend an mich geklammert hat und mir meinen Namen ins Ohr kreischt.

Lachend halte ich sie an den Oberschenkeln fest, damit sie nicht runterrutscht. Noah steht grinsend hinter ihr und umarmt mich ebenfalls, nachdem Sandy mich endlich losgelassen hat.

„Also Cam hat zumindest nicht gelogen damit, dass du größer geworden bist", stelle ich etwas überrascht fest, da Noah plötzlich fast auf Augenhöhe mit mir ist und vor knapp drei Jahren gerade mal mein Kinn erreicht hat.

„Tja, muss daran liegen, dass Cam mich regelmäßig gießt" Dreckig zwinkert Noah mir zu, was für Lacher in der Runde sorgt.

Ich fühle mich gerade zum ersten Mal seit Monaten echt wohl, aber das vergeht ganz schnell, als ich seine Stimme höre.

„Was ist denn hier so lustig?"

Alle Blicke schießen zu einer Tür, aus der Dave gerade kommt, sich die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknet, das er sich dann über die Schulter wirft. Zuerst kann er mich gar nicht sehen, aber dann entdeckt er mich doch und sein Schmunzeln vergeht ihm.

Einen Moment sehen wir uns über die Distanz von etwa zehn Metern einfach an.

Ich erkenne sofort, was er seinen Haaren abgetan hat.

Abgeschnitten hat er sie!

Oben sind sie nur noch halb so lang wie zuvor und an den Seiten total kurz, also für seine Verhältnisse... Gott, warum hat er das getan?

Außerdem funkelt seine Lippe so seltsam. Er trägt einen Piercing genau in der Mitte der Unterlippe.

Wow. Wie es sich wohl anfühlt, diesen zu küssen?

Nein, stopp Alec! Du hast dich nicht umsonst drei Monate lang durch die Uni gevögelt, um ihn zu vergessen, wenn er dich jetzt sofort durch so ein dummes Schmuckstück wieder einnimmt.

Ein weiteres Detail, das mir auffällt, ich aber aus der Distanz nicht gut erkennen kann, ist, dass er auf der Hand wohl entweder ein Tattoo trägt oder ein plötzliches Muttermahl da rausgesprießt ist.

Ich schaffe es erst so richtig, mir bewusst zu machen, wo und wer ich überhaupt bin, als er sich in Bewegung setzt, zu mir kommt und mir die Hand hinstreckt.

Zuerst weiß ich gar nicht wofür, sondern starre nur darauf, bis ich auf die Idee komme, dass das vielleicht eine Begrüßung sein soll und ebenfalls einschlage.

Mein Daumen streicht dabei über seinen Handrücken, aber nur damit ich sehen kann, was sich darunter verbirgt.

Das scheint echt ein Tattoo zu sein. Ein kleiner Stern, einfach so auf der linken Seite seines rechten Handrückens dort zwischen Daumen und Zeigfinger.

Wieso tut er sowas?

Ich bemerkte erst, dass wir uns viel zu lange festhalten, bis Sandy Noah zuflüstert, was denn bei uns los sei.

Dann aber reiße ich meine Hand fast schon brutal aus seiner und wische sie an meiner Hose ab, als könnte ich das aufregende Kribbeln dadurch beseitigen, das sich gerade in meinem Bauch ausgebreitet hat.

„Äh, ich muss dann auch mal wieder in die Küche...", meint Dave nur noch und verschwindet.

Cameron hat mich seit unserer Trennung jede Woche mindestens einmal gefragt, ob er Dave nicht irgendwie ausladen soll, aber ich habe ihm versichert, dass es okay ist und ich über ihn hinweg bin. War wohl ein Irrtum...