Alltagsspiel

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Alltagsspiel

In der Brüterstation war es warm und trocken. Draußen bemühte sich die Sonne noch einmal den Sommer aufleben zu lassen, weshalb alle kurzen Hosen und Shirts trugen. Aber nach wenigen Minuten in der Brüterstation lief den meisten nichtsdestotrotz schnell Schweiß über das Gesicht. Die Drachenwärter, welche in der Station beschäftigt waren, schien dies aber nicht zu stören.

Emsig liefen sie von einem Käfig zum nächsten und kümmerten sich um die Jungdrachen. Diese lagen zusammengerollt auf hellen Steinplatten und genossen die Wärme der Station. Manche schnarchten leise und sahen so putzig aus, dass es schwerfiel sie sich als tödliche Drachen vorzustellen.

Im hinteren Teil des flachen Baus war der ganze Stolz des Reservats untergebracht. Das Brutprojekt mit den Drachen, besonders den Langhörnern, war nur so erfolgreich, weil unermüdliche Drachenwärter immer wieder aufbrachen, um die Eier aus den Gelegen der Drachenweibchen zu holen. Mit den Jahren seit dem Internationalen Statut zur Geheimhaltung der Magie hatten alle Drachenreservate ihre Techniken immer mehr verfeinert. Es kam trotzdem immer noch vor, dass Drachenwärter bei Konflikten mit rachsüchtigen Weibchen zu Schaden kamen.

Hier im rumänischen Reservat lagerte Ei um Ei in Steinkuhlen, welche von unten durch Feuer erwärmt wurden. Es war beinah erstickend heiß, aber selbst hier waren Arbeiter, welche mit Klemmbrettern bewaffnet die Eier kontrollierten.

Über das Prasseln der Flammen hinweg sagte Clara zu Maisie, „Ich kann nicht glaube, dass dir niemand die Brüterstation gezeigt hat."

Maisie zuckte mit den Schultern und trat näher an ein Ei heran. „Olaf schien die Brutstation nicht als wichtiger Bestandteil seiner Tour anzusehen."

Die Eier sahen alle so unterschiedlich aus, wie die Drachen, welche einmal aus ihnen schlüpfen sollten. Während manche Eier kaum größer als Maisies Hand waren, hatten andere eher die Dimensionen eines Besens. Viele Eier zeigten verschlungene Muster oder erinnerten bereits an die Schuppen der Drachen.

„Wie macht ihr es auf den Hebriden?" Clara trat neben sie und an ihrem Gesicht sah Maisie, dass sie genauso gerne wie sie über die Schale des Eis vor ihnen gestrichen wäre. Aber ein Drachenforscher, mit dem Maisie einmal im Speisesaal gesprochen hatte und welcher auf Durchreise aus Hongkong war, warf ihnen einen prüfenden Blick zu. Beide Frauen verschränkten die Hände hinter ihren Rücken.

„Wir würden niemals auf die Idee kommen, die Eier einzusammeln. Die Drachen greifen alles an, was sich nur bewegt, sobald sie Eier haben. Deshalb beobachten wir sie nur aus der Ferne und sammeln die Jungdrachen nach ein paar Wochen ein, wenn ihre Mütter das Interesse verloren haben." Es war schwer sich in dieser Hitze ihre kalten und windigen Inseln ins Gedächtnis zu rufen. „Die Jungdrachen trainieren wir dann, soweit es geht und sobald sie groß genug sind, bekommen sie ihr eigenes Revier oder wir geben sie ab."

Maisie ließ ihren Blick über die Reihen wandern, bis sie ein recht kleines Ei fand. Dies hatte fatale Ähnlichkeit mit einer länglichen, leicht lila Knolle. Grüne Büschel, welche an Moss erinnerten, zogen sich in parallelen Streifen über das Ei und fanden sich an der Spitze zusammen. 

Nur eine Art hatte so ein seltsames Ei. „Hier, schau" Sie bedeutete Clara ihr zu folgen. „Das ein Ei ist von einem Schwarzen Hebriden."

„Es sieht...beharrt aus."

Mit einem wachsamen Blick nach links und rechts nahm Maisie Claras dunklere Hand und legte diese auf das Ei. Diese zuckte beinah sofort erschrocken zurück.

„Das sind ja scharf."

„Wie die Kammlinie des großen Exemplars später" Zufrieden deutete Maisie auf ein weiteres Ei. Es hatte bereits Risse in der Schale und der Drache würde vermutlich bald schlüpfen. Ohne Probleme hätte es als handgroßer, hellblauer Edelstein durchgehen können. „Das ist ein peruanischer Vipernzahn. Fürchterliche Biester, wirklich."

Von Drachen und Weasleys (Harry Potter FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt