Schönheit

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Ununterbrochen stellte ich mir die Frage, was Ryder wohl geplant hatte.

Sein einziger Hinweis war eine Adresse, die mich zu einem riesigen Wolkenkratzer am Upper Bay führte, wo East und Hudson River zusammenflossen.

Skeptisch folgte ich seiner Anweisung und trat durch die Glasdrehtür in die Lobby.

Ein Portier in traditioneller Kleidung lehnte hinter dem marmorverkleideten Tresen und hatte die Hände verschränkt auf den Tisch gelegt.

Er würdigte mich nicht mal eines Blickes, als ich mit meinen Turnschuhen über den glänzenden Boden lief.

Zu meiner Rechten gab es eine Ecke mit grauen Stoffsofas, auf denen eine alte Frau mit Zeitschrift und ein auffällig gekleideter Kerl saßen.

Er trug eine schwarze Lederjacke, die zu dem eleganten Eindruck des Gebäudes überhaupt nicht passte. Seine Hände waren voll von Tattoos, die in seiner Jacke verschwanden und wahrscheinlich seine Arme hinauf reichten.

Seine braunen Haare hingen zerzaust herunter und er hatte die weißen Sneaker auf dem grauen Teppich platziert. Da er mir eher den Rücken zukehrte konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber als er den Kopf in meine Richtung wandte, lächelte ich ihn an.

Grinsend stand er auf und kam zu mir, um mich zu umarmen.

"Hey, Mona. Bist du bereit?", fragte er und hielt meine Hände fest.

"Klar. Immer.", sagte ich und folgte Ryder zum Aufzug.

Er drückte den obersten Stock, der möglich war und wir stiegen bald aus.

Durch eine Tür kam man nach draußen auf das Dach, wo sich eine riesige glatte Fläche mit einem gemalten Kreis, in dem ein H stand, befand.

Ein Helikopter stand darauf.

Vor Überraschung konnte ich nichts sagen und schaute Ryder nur mit aufgerissenen Augen von der Seite an.

„Ist das dein Ernst?", sagte ich irgendwo zwischen Freude und Fassungslosigkeit.

Er grinste auf mich herab. „Na aber klar."

Kichernd lief ich mit ihm an meiner Seite zum Hubschrauber und der Pilot gab uns die standardmäßigen Kopfhörer, damit unser Trommelfell nicht platzte.

Immer noch voller Überraschung und Vorfreude stiegen wir ein. Ich rechts, Ryder links von mir. Es gab keine Türen, was mir aber nicht mal mehr Angst einjagte.

Schon komisch. Beim Motorrad fahren hatte ich immer ein ungutes Gefühl gehabt, aber hier... es war einfach beeindruckend, als die riesige Turbine begann sich erst langsam, dann immer schneller um sich selbst zu drehen und wir in die Luft abhoben.

Der Gurt hielt mich trotz der Rotationen gut im Sitz und mein Blick war auf die immer kleiner werdenden Autos gerichtet.

Die Luft zog scharf über meine Haut und es bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen, das spürte ich sogar durch die dünne Stoffjacke.

Als ich den Kopf auf die andere Seite drehte, bemerkte ich, dass Ryder mich anlächelte, was ich freudig erwiderte. Ich kniff die Augen dabei so sehr zusammen, dass für einen Moment das dunkelblaue Wasser des Upper Bay vor meinen Augen verschwamm.

Die Aussicht war unbeschreiblich und atemberaubend.

"Gefällt's dir?", dröhnte seine raue Stimme durch meine Kopfhörer. Sie klang leicht verzerrt, wie die Durchsagen aus den Lautsprechern der Subway Station.

Truth or LiesWhere stories live. Discover now