See

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Als ich am nächsten Morgen am Frühstückstisch saß, hatte ich noch immer kein wirklich gutes Gefühl.

Das alles hier war auf einmal so erdrückend geworden.

"Was machen wir heute?", fragte ich schließlich, während ich in mein Marmeladenbrot biss.

Ryder schürzte die Lippen. "Eigentlich habe ich kein Programm geplant. Wir machen einfach, worauf wir gerade Lust haben."

Übersetzt hieß das wohl: Ich dachte, wir haben gar keine Zeit für etwas anderes als rumvögeln.

Angestrengt versuchte ich mir ein Grinsen zu unterdrücken.

"Lass uns doch einen Spaziergang machen." Da wir eh bereits 13 Uhr hatten, war der Tag nicht so lang. Das Ganze hatte eher einen "entspanntes Wochenende" Charakter.

Nach dem Essen machten wir uns also für einen Spaziergang bereit.

Draußen konnte man locker in Shorts und Top rumlaufen. Das Wetter war wirklich angenehm.

Ryder legte seinen Arm um meine Schultern und wir trotteten eine ganze Weile nur still nebeneinander her.

Die Geräusche des Waldes besänftigten mich. Zwitschernde Vögel, raschelnde Blätter und das Knacken der Äste unter unseren Schuhen.

Es half bei der Verflüchtigung des komischen Gefühls in meinem Bauch.

Ich machte mir einfach immer zu viele Gedanken. Mit einem Blick zu Seite sah ich mir Ryder an. Er wirkte ausgelassen, also hatte ich mir den ganzen Mist wahrscheinlich eh nur eingebildet.

„Lass uns doch da rauf gehen.", schlug Ryder irgendwann vor und deutete mit dem Kopf auf den Felsenhügel vor uns.

Er hob sich aus den Baumkronen hervor. Zum Glück musste man aber nicht klettern, denn es gab eine alte modrige Holztreppe, die direkt an der Seite hinaufführte.

Ich ging voraus und Ryder passte auf damit mir nichts passierte. Als ich beinahe durch eine der Stufen krachte, reagierte er sofort und hielt mich fest.

Mit einem kleinen Lächeln bedankte ich mich.

Oben angekommen hatte man einen schönen Blick über den Baumkronen und konnte in der Ferne sogar New York erkennen.

„Schön oder?"

„Warst du hier schon mal?", fragte ich gebannt vom Anblick der Mittagssonne über unserer Stadt.

„Tatsächlich nicht, obwohl ich schon öfter am See und in der Hütte war.", antwortete er auf meine Frage und ließ sich auf dem Boden nieder.

Nach einem kurzen Moment der Bewunderung setzte ich mich neben ihn ins Moos.

„Wie viele Mädchen hast du dort eigentlich vernascht?"

Er warf mir einen prüfenden Seitenblick zu. „Es war eher Kaylens Verführungsörtchen.", warf er beiläufig ein.

„Mich hat er da nie mit hingenommen." Meine kleine Pause war ziemlich dramatisch. „Nur du."

„Um ihn zu suchen, ja. Außerdem hat Kaylen nur die hingebracht, mit denen er einmal schlafen wollte und die er dann links liegen gelassen hat. Er wusste wahrscheinlich, dass man sowas mit dir nicht machen kann."

Im Anschluss an seine Worte stand er auf und klopfte sich die Jeans ab, bevor er dann auch mir aufhalf.

„Diese pralle Sonne ist unerträglich.", kommentierte er nur.

Zu meinem Bedauern beanspruchte unsere Wanderung nur knapp zwei Stunden und der Tag war noch lang, als wir zurück zur Hütte kamen.

Zuerst nahmen wir beide einen großen Schluss Wasser und dann... keine Ahnung, was wir jetzt tun würden.

Truth or LiesWhere stories live. Discover now