Gourmet

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Wie fuhren immer mehr aus der Stadt raus und mir kam der Weg irgendwie bekannt vor.

"Rate mal, wen ich letztens getroffen habe.", versuchte ich eine Konversation zu starten.

Ryder warf mir einen nachdenklichen Blick zu und runzelte die Stirn. "Keine Ahnung?"

"Du süße Nola und ihren Lover Cody.", sagte ich mit bittersüßer Stimme.

Unerwartet begann Ryder zu lachen. "Ich schätze mal keine besonders tolle Begegnung."

"Ganz und gar nicht. Sie ist noch immer so giftig wie früher und hat sich über...", ich räusperte mich, "...meine Beziehung zu dir ausgelassen."

Ihm schien das ganze nun auch unangenehm zu werden. "Du meinst, weil ich Kaylens Bruder bin?"

"Hmm.", gab ich zurück. "Nola hat schon irgendwo recht."

"Was soll das heißen?" Seine Stimme nahm einen seltsamen Unterton an.

"Ich bin von Kaylen einfach zu dir gesprungen. Ihr seid Brüder und ich hab euer Verhältnis wahrscheinlich noch komplizierter gemacht al-"

"Hör auf.", wies er mich mit seiner sanften Art an. "Zwischen meinem Bruder und mir ist alles verkorkst, sonst wäre es nie so weit gekommen. Ich habe dich von ihm geklaut, es ist eher meine Schuld. Dafür hat er sich Mollie gekrallt."

"Ryder..."

"Und seit Cherry in Boston studiert, gibt es niemanden mehr, der uns zusammenhalten könnte.", fuhr er fort.

Bevor ich etwas erwidern konnte, hielten wir an. Mit halb offenem Mund saß ich einfach nur da.

"Jetzt aber genug davon. Ich bin glücklich mit dir und will darüber nicht diskutieren.", sagte er nun und holte vom Rücksitz ein Tuch.

"Das ist ein wenig kitschig, aber ich würde dir gerne die Augen verbinden." Grinsend hob er das Tuch hoch.

Ich nickte ebenfalls grinsend und einige Sekunden später war es auch schon dunkel vor meinen Augen.

Beim Aussteigen half er mir wie ein Gentleman und ich bekam noch mit wie er ein paar Sachen aus dem Kofferraum holte.

Behutsam legte er schließlich eine seiner großen Hände an meine Schulter und wir begannen langsam zu laufen.

Instinktiv streckte ich die Hände aus, um mögliche Objekte vor mir zu ertasten.

Irgendwie hatte ich das Gefühl mit dem Gesprächsthema „Nola" hatte ich die Stimmung ziemlich vermiest.

„Da lang.", hörte ich Ryders tiefe Stimme ab und zu hinter mir und er lenkte mich leicht nach links oder rechts.

„Wie lang dauert es denn noch?", fragte ich nach einer gefühlten Ewigkeit.

Beim Lachen vibrierte sein Körper hinter mir förmlich.

„Tut mit leid. Es ist nicht mehr weit. Aber hättest du das Tuch erst später aufgezogen, hättest du den Ort sicher erkannt.", meinte er geheimnisvoll.

„Jetzt wird es etwas schwieriger.", warnte er. „Folg genau meinen Anweisungen."

Es fühlte sich an, als würde er mich ihm Slalom führen. Schließlich stiegen wir knarrende Stufen hinauf und dann hörte ich eine Tür.

Inzwischen hatte ich schon eine Vorahnung, wo wir waren.

Ryder stellte neben mir das Gepäck ab und nahm mir dann vorsichtig die Augenbinde wieder ab.

Truth or LiesWhere stories live. Discover now