75/Nervenzusammenbruch

201 14 0
                                    

Ich schreckte etwas auf, als sich die Hand, welche ich in meiner gefangen hielt, plötzlich bewegte. Meine Blick hob sich von der sich regelmäßig hebenden Brust zum blassen Gesicht meines Freundes.

Meine zweite Hand legte sich nun ebenfalls an die Hand des jüngeren und umschloss diese, genau wie meine erste, fest. Ich atmete einmal tief ein, richtete dabei meinen Oberkörper nervös auf.

Ich konnte perfekt beobachten, wie die Augenlider des Braunhaarigen erst leicht zuckten, was immer stärker wurde und schlussendlich den Blick auf seine Schokoladenbraunen Augen frei gab.

"Hay Schatz" lächelte ich ihn leicht an und passte auf so sanft wie möglich zu reden. "Minho" sprach er mit kratziger meinen Namen aus, doch konnte ich die erleichterung aus seiner Stimme hören.

"Wie gehts dir, Jisungie?" fragte ich ihn während ich meine rechte Hand zu seiner Wange führte und diese fast sofort begann sanft auf und ab zu fahren. Der Junge im Krankenbett vor mir gab nur ein leises "Den Umständen entsprechend" von sich, ehe er begann kehlig zu husten, weshalb ich ihm sofort das Glas Wasser reichte, welches mir schon im vorraus von einer Krankenschwester bereitgestellt wurde.

Er ergriff es sobald es seinen Blickwinkel erreichte und trank es zur hälfte leer, ehe er sich wieder komplett hinlegte, da er sich zum trinken aufrichten musste - mit meiner Hilfe natürlich.

Er zischte einmal schmerzerfüllt auf, als er sich etwas bewegte, vermutlich um es sich bequemer zu machen. Seine Hand schnellte an die Stelle, an welcher das große Pflaster unter seinem Pulli angebracht war.

Sie hatten wir gesagt, dass die Wunde mit 5 Stichen genäht wurde und das ich von nun an keine Angst mehr haben brauchte, das er vielleicht verblutete oder ähnliches, jedoch lag mir diese ganze Situation noch schwer in der Magengrube und fraß mich von innen auf.

Jedes mal wenn ich an dieses Bild zurück dachte, dieses ganze Blut und diese zwei leblosen Körper mitten drin.

Jisungs Haut war so blass, sein blaues T-Shirt, welches er an hatte war voller Blut und dann dieses Einschussloch. Mit einem mal begannen meine Augen zu brennen und meine Sicht verschwomm leicht.

Meine Augen füllten sich immer mehr mit Tränenflüssigkeit, weshalb ich meine Hände von seiner Hand lösten und mein Kopf so schnell ich konnte in der Decke des Bettes vergrub.

Wie auf Knopfdruck fingen meine Tränen an zu laufen und der erste Schlurtzer ließ auch nicht lange auf sich warten. Jisung schien etwas überfordert mit der Situation zu sein, da er nichts sagte oder tat.

Normalerweise wüsste er genau was er jetzt machen müsste, doch war er wohl noch etwas neben der Spur, was verständlich war. Ich startete einen versuch etwas zu sagen, doch ging dies in einem erneuten Heulanfall unter.

Mein Atem ging stockweise, was ich jedoch schnell wieder unter Kontrolle hatte. Ich richtete mich wieder auf, in der Hoffnung das meine Stimme nun mitspielen würde.

Einige Minuten wartete ich noch, bevor ich mit halbstarker Stimme begann zu reden: "Du könntest jetzt Tod sein. Ich hatte die ganze Zeit so eine Angst um dich, als wir vor dieser Seitenstraß saßen. Meine Gedanken kreisten immer um eine Frage: 'Was ist wenn ihm etwas passiert?' Dann hörten wir aufeinmal diesen Schuss und ich konnte mich erst nicht bewegen. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen, als ich um die Ecke kam und dich da liegen sehen habe. Ich dachte erst du wärst schon tot, du warst so blass und hattest schon so viel Blut verloren. Bitte Jisung, versprich mir sowas nie wieder zu machen. Ich hätte es ohne dich nicht ausgehalten. Ich liebe dich so sehr!"

Wieder wurde ich von einem Weinanfall geschüttelt, weswegen ich meinen Kopf abermals gen Decke drückte. Mein Zustand verschlechterte sich zunehmend, das merkte ich daran, dass ich mich einfach nicht beruhigen konnte.

Crush | l.yb x s.cbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt