35) Blood

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Yoongi p.o.v.

Ich gehe alleine den Strand entlang. Der nächste Tag nach dem Essen beim Feuer ist wie im Flug vergangen und es ist bereits wieder Abend. Bald wird die Nacht einbrechen.

Ich seufze tief, während ich Barfuß den Sand unter mir spüre, der sich bereits schon abgekühlt hat. Heute war es echt heiß. Es ist schön, endlich die kühle Abendluft zu fühlen.

Mein Blick schweift in die Leere der Dunkelheit.

Das Leben ergibt keinen Sinn. Immer muss ich alles alleine bewältigen. Wie gerne ich manchmal jemanden hätte, der mich versteht...
Aber Menschen haben mich schon zu oft enttäuscht im Leben.

Ich habe einfach Angst vor ihnen. Auf keinen Fall möchte ich ihnen zu nahe kommen. Das habe ich mir vor langer Zeit geschworen...

Ich bleibe stehen und setze mich danach auf einen felsartigen Stein, weit weg von der Villa. Nur das Meer vor mir ist zu hören.

Würde ich es vielleicht sogar schaffen, meine Ängste zu überwinden?
Aber wie denn? Ich habe einfach zu grosse Angst dafür. Es ist so hoffnungslos...

Ich vergrabe das Gesicht in meinen Händen.

Was mache ich überhaupt auf dieser Welt? Niemand würde mich vermissen, wenn ich einfach gehen würde. Es würde vermutlich noch nicht einmal jemandem auffallen, da ich sowieso die ganze Zeit alleine unterwegs bin. Niemand würde sich fragen, wo ich bin.

Ich habe mir ja echt Mühe gegeben in letzter Zeit.

Hoseok hat mich ermutigt, mehr mit allen hier zu interagieren. Es hat ja zugegeben echt besser geklappt, als erwartet... Aber ich bin immer noch so... anders. Ich bin nicht so wie sie.

Ein Kloss bildet sich in meinem Hals.

Ich habe die Jungs so gerne... Nicht einmal das könnte ich ihnen sagen. Es ist erbärmlich.

Niemals wollte ich wieder jemanden gern haben. Es regt mich auf, dass ich es überhaupt so weit kommen lassen habe. Nun bin ich aber schon so weit, dass ich es vor mir selbst nicht mehr verleugnen kann.

Es tut weh. Bindungen zu Menschen tun letztendlich doch einfach nur weh. Sie würden mich niemals so mögen, wie ich sie. Die Freundlichkeit von allen ist doch nur gespielt. Aus Mitleid, weil ich psychisch so krank bin.

In Wahrheit bin ich einfach nur wertlos...

Ich blicke vor mir auf den Strand und entdecke einen spitzen Stein.

Er hat eine sehr scharfe Kante und man könnte sich sehr leicht daran verletzen.

Langsam kommt in mir das Verlangen auf, diesen Stein einfach zu nehmen und mich damit zu schneiden... So richtig tief. Am besten so tief, dass ich an Ort und Stelle verblute...

Ich erschrecke über meine eigenen Gedanken.

Yoongi, Hör' auf damit!

Ich sollte mich an das halten, was ich in der Therapie gelernt habe. Ich war ja eigentlich auf einem guten Weg, denn ich habe schon Ewigkeiten keine Suizidgedanken mehr gehabt oder mich selbst verletzt.

Mein Blick wandert nach einer Weile direkt wieder zum Stein zurück. Meine Atmung verschnellert sich.

Es reizt sosehr...

Ich könnte ja nur einen gaaanz kleinen Schnitt machen.. Es würde niemandem hier auffallen.
Einfach ein kleines Schnittchen, damit ich mich wenigstens für den Moment ein kleines bisschen besser fühle.

Together we're strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt