Kapitel 14

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Felix Pov:

Etwas verängstigt und sichtlich schwächer schlich ich leise durch den Wald, den Rucksack, welchen Jisung mir gegeben hatte, stets auf meinem Rücken. Die Nacht hatte ich kaum geschlafen, nicht nur wegen der anhaltenden Angst, jeden Moment getötet werden zu können, sondern auch wegen Dahyuns plötzlichem Tod. Ich hatte wirklich gehofft, sie schafft es länger.

Schwach kletterte ich über einen Baumstamm. Ich hatte nichts zu essen. Lediglich ein Seil, eine leere Wasserflasche und ein Messer. Dieses hatte ich schon längst an meinen Gürtel verfestigt, aber selbst im Extremfall sollte mir dieses nicht helfen können. Dennoch fühlte ich mich etwas sicherer damit.

Mein Magen hatte mittlerweile diese unangenehme leere angenommen und tat mir deshalb nicht mehr weh, steigerte dadurch aber meinen Schwindel und meine Übelkeit. Ich hielt inne, als ich etwas hörte. Schnell blieb ich stehen und versuchte das Geräusch zuzuordnen.

Wasser!

Hier in der Nähe schien ein Bach zu sein! Erleichtert bewegte ich mich langsam auf ihn zu und versuchte die richtige Richtung zu erwischen. Ich trat zwischen zwei Bäumen hervor und genau vor mir erstreckte sich ein kleiner Bach. Ich legte meinen Rucksack ab, um an meine Flasche zu gelangen, da wurde ich zur Seite gestoßen und jemand hielt mir ein Schwert unter mein Kinn.

,,Felix?" Fragte mich plötzlich eine erschrockene Stimme, welche ich relativ schnell Changbin zuordnen konnte. Aufgebracht stieß ich ihn von mir runter und wendete das Blatt, wodurch er nun mein Messer unter seinem Kinn hatte. ,,Was denkst du, sollte das hier werden, huh?" Fragte ich ihn wütend. Oder jedenfalls diese Art von wütend, die man in meinem Zustand beherrschen konnte.

Mit großen Augen sah er mich an, da er damit wohl nicht gerechnet hatte, ehe er mich von sich hiefte und gegen einen Baum drückte. Ich spürte, wie der Schwindel zurück kam. Ich versuchte mich mit meinem Messer zu wehren, jedoch schlidderte er dieses mit seinem Schwert aus meinen Händen, wodurch sich eine leichte Wunde durch meine Handfläche zog.

Schmerzhaft zischte ich auf, ehe ich ihn von mir stieß. Scheinbar wartete er auf einen Gegenangriff, jedoch war alles, dass ich tun konnte, mich an den Baum zu lehnen und zu hoffen, dass die bunten Punkte vor meinen Augen verschwanden.

Als sie jedoch nurnoch schlimmer wurden, rutschte ich kraftlos an dem Baum nach unten. ,,Felix?" Machte Changbins Stimmung nun eine komplette 360 Grad Wendung. Ich hörte, wie er sein Schwert scheinbar neben sich warf und sich vor mich hockte, um vorsichtig mein Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen.

Jedoch konnte ich ihn nur grob verschwommen erkennen. ,,Oh man." Fluchte er leise und fing an, in meinem Rucksack herum zu wühlen. Dann ging er von mir weg, aber ich hielt leicht seine Hand fest.

,,Ich bin gleich wieder da. Versprochen." Sagte er mir mit sanfter Stimme und löste meine Hand von seiner. Ich hörte, wie er einige Schritte weg ging, ehe er zu mir zurück kam und mir das kalte Metall meiner Wasserflasche leicht an meine Unterlippe drückte. Ich öffnete meine Lippen einen Spalt und schon floss das kalte Wasser meinen Hals hinunter.

Meine Sicht wurde augenblicklich schon ein wenig klarer und ich konnte einen Changbin, mit verstrubbelten schwarzem Haar vor mir erkennen, welcher mich besorgt betrachtete. Ein kompletter Gegensatz zu der Tatsache, dass er mich noch vor wenigen Minuten versucht hatte umzubringen.

,,Tut mir leid, ich konnte das Wasser auf die schnelle nicht Filtern." Sagte er mit einem schiefen Lächeln, welches ich schwach versuchte zu erwidern. ,,Du brauchst unbedingt was zu Essen..." murmelte er leise.

,,Aber erstmal müssen wir hier weg. An einem Bach zu bleiben ist verdammt gefährlich." Redete er erneut mit sich selber, ehe er die Wasserflasche ein weiteres mal auffüllte und in meinen Rucksack gleiten ließ.

,,Kommst du hoch?" Fragte er mich und beugte sich zu mir runter. Etwas mühevoll stützte ich mich am Baum ab, wobei ich meine offene Wunde an meiner Handinnenfläche gegen den Stamm drückte, was ein unangenehmes brennen durch meinen Körper schickte. Jedoch rutschte ich auch gleich darauf wieder ab.

,,Woah, vorsichtig." Hielt Changbin mich an meiner Hüfte fest. Er schulterte meinen Rucksack und hob mich vorsichtig hoch, sodass ich meine Beine um seine Hüfte legen konnte und er mich an meinen Oberschenkeln oben hielt.

Mir war bewusst, dass ich eigentlich vorsichtig sein sollte und nicht blind auf irgendjemanden vertrauen sollte, aber momentan ging es mir so übel, dass ich mich eh nicht mehr großartig hätte wehren können.

Als ob ich für ihn nichts wäre, trug Changbin mich ein ganze Weile, während er gezielt in eine Richtung lief. Seufzend legte ich meinen Kopf auf Changbins Schulter ab, bis er mich an einer Felswand hinunter ließ.

,,Ich bin nur kurz weg, okay? Ich gehe nicht weit weg, ich bin gleich wieder da." Versicherte er mir schnell, ehe er auch schon wieder verschwand. Ich hingegen versuchte einen etwas klareren Kopf zu bekommen und stützte meinen Kopf auf meinen Knien ab.

Nur wenige Minuten später, tauchte Changbin wieder auf mit einem toten Tier in der Hand, was ich auf die schnelle nicht identifizieren konnte. Er fing an ein kleines Feuer zu entfachen. Fragt mich bitte nicht, wie er das gemacht hatte. Ich habe keine Ahnung.

Mein Kopf schmerzte fürchterlich, sodass meine Erinnerung manchmal ein wenig stockte. Jedoch kam ich wieder etwas zu mir, als Changbin vor mir hockte und mir ein Stück Fleisch in die Hand drückte. ,,Ist noch nicht ganz durch, tut mir leid. Aber auf die schnelle finde ich nichts besseres." Entschuldigte er sich bei mir, was er auch wieder nicht hätte tun müssen.

Nickend biss ich langsam in das Stück Fleisch. Es war tatsächlich noch nicht ganz durch, was aber auch nicht weiter schlimm war. Einen Geschmack hatte es nicht, aber es war alles, dass wir kriegen konnten.

Changbin trat das Feuer aus und ließ sich mit seinem Essen neben mich fallen. Behutsam aß ich um den Knochen herum und bemerkte schon, wie meine Kopfschmerzen und meine leichte Verwirrung nachließ. Seufzend ließ sich meinen Kopf nach hinten fallen und legte den abgenagten kleinen Knochen neben mir auf dem Waldboden ab.

Ich betrachtete Changbin kurz unauffällig von der Seite, ehe mein Blick auf meine Handinnenfläche fiel, welche mittlerweile aufgehört hatte zu bluten, aber dennoch ungesund rot leuchtete. Wenn sich das infizieren sollte, hatte ich die Spiele offiziell verloren.

Ich spürte Changbins Blick auf mir und hörte, wie er auch seinen fertigen Knochen auf den Waldboden legte. Plötzlich stand er einfach ohne Vorwarnung auf und ging zu einem Busch in unserer Nähe, um dort Blätter abzumachen.

Dann kam er zurück zu mir, um sich vor mich zu knien und die Blätter zu...flechten?

Behutsam nahm er meine Hand in seine große und besah sich meine Wunde. ,,War ich das?" Fragte er mich leise. Ich nickte langsam. Seufzend strich er vorsichtig um die Wunde herum.

Dann nahm er eines der Blätter und legte es darauf. Mit den anderen, die er zu einer Art kleinem Band geflechtet hatte, fixierte er das Blatt auf meiner Handinnenfläche, indem er es drei mal um meine Hand wickelte.

Auf einmal fing an, sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu bilden. Irritiert sah ich ihn an. ,,Was?" Fragte ich ihn leise. Kurz schwieg er noch, bis er mir endlich grinsend eine Antwort gab: ,,Deine Hände sind so klein."

Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken. ,,Dein ernst?"



Hunger Games~Stray KidsWhere stories live. Discover now