Kapitel 19

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Hyunjin Pov:

Weshalb ich am Morgen des vierten Tages geweckt wurde, konnte ich nicht genau ausmachen. Vermutlich war ich einfach nur ausgeschlafen genug, was auf Grund der Tatsache, dass ich in einer Todesarena stecke, dann doch recht unwahrscheinlich war.

Ich sah neben mich, wo Jeongin mit geschlossenen Augen an einen Baum gelehnt saß. Alles in einem ein recht niedlicher Anblick. Seine langen Wimpern verdeckten seine geschlossenen Augen und seine Lippen hatten sich zu einem leichten Schmollmund verzogen.

Ich streckte mich kurz gähnend, ehe ich beschloss, den Kleinen zu wecken. Was vom Timing her auch passend war, da ich nun realisierte wovon ich wach geworden war.

Rauch.

Ich blickte hinter mich und sah, gar nicht weit von uns, einen Waldbrand, welcher zügig in unsere Richtung kam. In der normalen Natur, wäre die Geschwindigkeit, mit welcher das Feuer sich ausbreitete, unmöglich gewesen.

Schnell rüttelte ich etwas unsanft an Jeongins Schultern. ,,Jeongin! Kleiner, du musst aufwachen, sofort!" Müde schlug er seine braunen Augen auf und sah direkt in meine. ,,Was ist denn los?" Fragte er mich leise.

,,Feuer!"

Erschrocken riss er seine Augen auf und die Müdigkeit schien nun vollkommen verflogen zu sein. Schnell nahm er seinen Rucksack und hiefte ihn auf seinen Rücken, ehe er meine Hand in seine nahm und mit mir in die entgegengesetzte Richtung rannte.

Schon bald lief ich aber etwas weiter vorne, da ich ein wenig schneller war, als Jeongin. Ich spürte wie alle Hemmungen verflogen und das Adrinalin seinen Platz in meinen Adern machte.

Doch das Feuer kam viel zu schnell näher. Ohne jeglichen Grund fiel vor uns ein Baum um, weshalb wir beide vor Schreck etwas abschlidderten und hinfielen.

Der Baum fiel und genau in Jeongins Richtung. Schnell nahm ich ihn in meine Arme und rollte uns zur Seite, wodurch der Baum krachend genau neben uns landete. Das Feuer hatte uns mittlerweile umzingelt und ließ nur wenige Fluchtmöglichkeiten.

Schnell verschränkte ich meine Hand wieder mit Jeongins und zog uns hoch, um weiter zu rennen. ,,Verdammt, wo kommt das so plötzlich her?" Fluchte ich, als wir uns an eine Felswand pressten, um einem weiteren brennenden und fallenden Baum zu entkommen.

,,Ich schätze, wir waren dem Spielmacher zu langeweilig." Sagte Jeongin und drückte meine Hand fester, ob bewusst oder unbewusst.

Sofort rannten wir weiter und versuchten allen möglichen gefährlichen Dingen zu entgehen, was mit einem Waldbrand im Nacken gar nicht so einfach war.

,,Hyunjin!" Schrie Jeongin plötzlich, als ich realisierte, dass genau vor uns eine Art Abhang war, welche zwar nicht allzu groß war, aber tödlich genug, wenn man falsch aufkommt. Jeongin konnte auf die schnelle nicht mehr abbremsen, was mich dazu veranlagte, meine Hand schnell nach seiner auszustrecken und ihn an meine Brust zu ziehen.

Erschrocken klammerte er sich an mich, während ich beruhigend über seinen Rücken strich.

Auf einmal fing neben uns ein Busch an zu brennen und wütend sah ich nach oben. ,,Ach kommt schon, ist das euer ernst?" Knurrte ich, nahm jedoch die Hand des kleineren wieder in meine und zog ihn schnell weiter.

Wir sprangen über Äste und stolperten über Baumstämme, welche uns nach und nach in den Weg fielen. Wir hatten offenbar grade die volle Aufmerksamkeit des Kapitols. Und das war eindeutig nicht gut!

Unsere Reise endete vor einer kaputten Brücke, welche zur anderen Seite des Waldes führte. Sie war in der Mitte gebrochen und versperrte somit den Weg hinüber. Jedoch breitete sich das Feuer immer schneller hinter uns aus und hatte auch schon bald die restlichen Fluchtwege verschlossen.

Ich drehte mich so Jeongin, welcher mich mit großen Augen ansah. ,,Hyunjin..." Fing er langsam an, als er meinen Blick bemerkte. ,,Du denkst doch nicht etwa, dass was ich denke, was du denkst." ,,Oh doch, genau das denke ich!" Erwiderte ich mit einem schiefen Grinsen.

,,Da kommen wir niemals rüber!" Protestierte der Kleinere. ,,Wir können das schaffen!" Versuchte ich ihn aufzumuntern, obwohl ich selbst auch meine Zweifel hatte.

Jeongin drehte sich zu dem Feuer hinter uns und drückte sich sogleich wimmernd gegen mich, als er realisierte, wie nah das Feuer uns mittlerweile gekommen war.

,,Wir haben keine Wahl mehr, Jeongin." Sagte ich leise und erntete ein Nicken von dem jüngeren. Wir liefen zu dem Ende der kaputten Brücke und blieben dort schluckend stehen, während wir nach unten, in die Tiefe schauten.

Jeongin zog seinen Rucksack ab und schmiss ihn rüber, auf die andere Seite, wo er nach ein paar Purzelbäumen auch liegen blieb.

Konzentriert stieß der Kleinere Luft aus und schwankte vor und zurück, um sich auf den Sprung vorzubereiten. Ich spürte die wärme des Feuers immer näher kommen, bis ich es fast schon unangenehm heiß auf meiner Haut spürte. ,,Du schafft das, kleiner." Versuchte ich ihn zu motivieren und sah besorgt zu Jeongin hinunter.

Nickend sah er zu Boden, ehe er ein wenig anlauf nahm und sprang. Mit einer leichten Rolle kam er auf der anderen Seite auf und hielt sich schmerzhaft seine Seite, auf der er gelandet war. Jedoch ignorierte er das vorerst, um seinen Blick auf mich zu richten. ,,Komm rüber, schnell!" Rief er panisch, als er sah wie nah mir das Feuer bereits war. Hinter mir fingen die Pflanzen an zu knacken, als sie von dem Feuer gnadenlos getötet wurden.

Ich stieß ebenfalls etwas Luft aus und versuchte mein Gleichgewicht zu finden, ehe ich den Absprung wagte. Allerdings sprang ich nicht weit genug, weshalb ich abrutschte und mich grade noch so am anderen Ende festhalten konnte. Erschrocken krallte ich meine Finger in die Erde und versuchte mich oben zu halten.

,,Hyunjin!" Hörte ich Jeongin erschrocken rufen. Schnell schlossen sich seine zarten Finger um meine Handgelenke, um mich hochzuziehen. Mühevoll versuchte ich ihm dabei zu helfen und drückte meine Füße auf die leichten Steinvorsprünge an der Wand, an welcher ich hing, um mich leichter zu machen. Ich drückte mich mit den Füßen nach oben, während Jeongin mich hochzog.

Ich drückte mich noch ein letztes mal von der Wand ab, bis wir mich endlich hochgezogen hatten und uns erschöpft auf den Boden fallen ließen. Erleichtert stießen wir fast zeitgleich unsere angehaltene Luft aus und zogen neue ein. Meine Hand lag auf meiner Brust, wo mein Herzschlag rasend gegen schlug.

Das Feuer blieb auf der anderen Seite und konnte uns nicht hinterher kommen. Grade, als ich dachte, dass wir in Sicherheit wären, hörte ich ein fremdes: ,,Hyunjin?"

Jeongin und ich sahen erschrocken auf, genau in die Augen von zwei bekannten Gesichtern.



Hunger Games~Stray KidsWhere stories live. Discover now