Kapitel 29

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Schuss


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recollection

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,,Wenn ich nach Hause kommen sollte, was denkst du wird mich da erwarten?" Fragte Minho leise. Chan drehte seinen Kopf zu dem Jungen neben ihm, welcher mit leerem Gesichtsausdruck nach vorne starrte.

,,Deine Familie? Deine Freunde?" Fragte Chan ihn leise als Antwort.

Auf Minhos Lippen breitete sich ein bitteres Lächeln aus. ,,Nein." Sagte er und schockte Chan leicht mit dieser Antwort. ,,Nein, das tut es nicht."

Chan presste seine Lippen aufeinander. ,,Aber du hast doch Familie." Sagte er leise. Doch auch jetzt schüttelte Minho den Kopf. ,,Nein." Antwortete er wieder.

,,Ich habe zwei Personen in meinem Leben, die sich meine Eltern nennen. Ich habe einen Distrikt voller Leute, die darauf trainiert werden die Hungerspiele zu überleben. Genau wie ich. Aber was kommt danach?"

Fragend sah Chan ihn an. ,,Wenn du deine Lebenszeit damit verschwendet hast, dich für das überleben der Hungerspiele zu trainieren, was machst du dann mit dem Rest deines Lebens, wenn du sie überlebt hast?" Fragte Minho ihn leise.

,,Du genießt ihn. Lehnst dich zurück. Kannst endlich eine Pause machen." Sagte Chan. Minho schaute ihn endlich an. Der Glanz in den Augen fehlte, genau wie die Farbe in seinem Gesicht. ,,Dein ganzes restliches Leben lang?" Fragte Minho ihn.

Chan sah nach vorne und spielte mit dem Dolch in seiner Hand. ,,Nein." Gab er flüsternd zu. ,,Was dann?" Fragte Minho ihn. ,,Arbeiten? Jeden Tag. Immer das gleiche?"

Beide wussten, dass wenn man erstmal die Hungerspiele gewonnen hatte, einem ein modernes Haus, eine immense Summe an Geld und nur das feinste vom feinsten zur Verfügung standen. Arbeiten wäre demnach sinnlos.

,,Eine Familie gründen." Schlug Chan vor. ,,Mit wem denn?" Fragte Minho ihn leise. ,,Mit jemanden, den du neu kennenlernst. Ein Neuanfang." ,,Mit den Leuten aus meinem Distrikt?" Hinterfragte Minho seine Idee, ehe er verneinend den Kopf schüttelte.

,,Aber du könntest dich vielleicht neu verlieben." Antwortete Chan ihm vorsichtig. ,,Kinder haben, vielleicht." Minho lachte stumm auf, aber die Freude fehlte darin. ,,Damit mir diese auf Grund der Hungerspiele wieder genommen werden?"

Chan blieb still. Minho hatte recht, musste er zugeben. Was sollte danach kommen? Eine Zukunft danach, ist fast schon unmöglich. Man wird eine unglaubliche psychische Belastung haben. Das Leben mit einem Trauma wie diesem, kann auch durch alles Geld der Welt nicht wett gemacht werden.

,,Ich wusste doch vor kurzem nicht mal was Liebe ist." Murmelte Minho leise auf Chans vorherigen Worte hin. Chan verzog mitleidig sein Gesicht. Er konnte den Schmerz nachfühlen, aber im Gegensatz zu Minho, hatte er noch eine Aufgabe und das hielt ihn gerade noch so zusammen. Minho hingegen, er zerbrach.

,,Und deine Eltern?" Fragte Chan ihn. Minho zeigte ihm ein schräges Lächeln. ,,Die hatten mich doch nur wegen der Familienehre. Gewinnen sollte ich für sie." Schüttelte er den Kopf. ,,In allem. In allem musste ich immer der beste sein. Immer und immer wieder."

Chan ließ ausatmend seinen Kopf nach hinten gegen den Baumstamm sinken. Er begann eine Art hass für Minhos Eltern zu entwickeln.

,,Wo bleibt denn da noch Platz für Liebe?" Fragte Minho ihn leise.

Chan legte seufzend seine Hand auf Minhos Schulter. Aber wie sollte er ihn kompforten? Er konnte ihm nichts versprechen? Er konnte ihm nicht mal sagen, dass er ja sein Freund war, da letztenendes eh nur einer von ihnen herauskam, wenn überhaupt. In diesem Punkt musste er Yeji und Minho stumm recht geben.

Sich in den Hungerspielen Freunde zu machen, war dumm. Doch Yeji hat dies umgebracht und Minho hat seine eigene Regel dennoch gebrochen, nur um dann selbst daran zu zerbrechen.

Er wurde auf so vieles vorbereitet, Jahre lang. Auf jede Art von Kampfsport, jede Art von Waffen, auf so gut wie jede einzelne Situation, in die er geraten könnte. Doch niemand hatte ihn auf Gefühle vorbereitet, da sein Distrikt dies selbst nicht kannte. Und genau damit wurde Minho letztenendes konfrontiert.

Das Schicksal ist unfair und zeigt keine Gnade gegenüber dem Leben.

Minho hob seinen Kopf etwas, um in die Sterne zu sehen.

,,Für mich ist hier die Endstation."

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Tag 14

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,,Präsident Snow." Begrüßte der Spielmacher den alten Mann vorsichtig, welcher auf seinem Sessel in seinem modernen Wohnzimmer saß und den Verlauf der Spiele beobachtete.

Dieser sah nun mit einer unglaublichen Ruhe auf und sah in das Gesicht des leicht panischen Spielmachers. ,,Was gibt es?" Fragte er ihn, ehe er seinen Blick wieder auf die Bildschirme richtete.

,,Aufstände, Sir." Schluckte der Spielmacher unsicher. Der Blick des Präsidenten fiel erneut auf den Mann vor ihm. ,,Welche Distrikte?" Fragte er ihn mit einer gefährlichen Ruhe.

,,4 und 10, Sir."

Seufzend wandte der Präsident seinen Blick ab. ,,Wer genau geht oder ging nochmal in die beiden Distrikte?" Fragte er desinteressiert.

,,In 4 Lee Sunmi und Lee Minho, und in 10 Kim Dahyun und Han Jisung."

Der Präsident nickte nur und nippte ohne jegliche Interesse an seinem Tee. ,,Sir, es ist wegen Minho und Jisung. Die Aufstände sind wegen den beid-"

,,Na und?" Unterbrach der Präsident den Spielmacher forsch. ,,Menschen brauchen einen Leiter. Sie brauchen jemanden der sie führt, auf den sie hören können, der die Verantwortung für ihre Taten übernimmt. Aber sowohl Han Jisung als auch Lee Minho sind beide tot! Sie haben niemanden der ihre Aufstände mehr leitet, sie haben niemanden, der sie führt. Diese kleine Katastrophe in den beiden Distrikten wird vielleicht noch höchstens zwei Tage gehen und dann wird auch das vorbei sein."

Der Spielmacher biss sich auf die Unterlippe und sah zu seinem Präsidenten. ,,Ich hoffe sie haben recht." ,,Natürlich habe ich recht." Zog Präsident Snow eine Augenbraue hoch. ,,Ich bin der Leiter. Der Präsident auf den sie alle hören." Lächelte er leicht.

,,Nun holen sie Minhos Leiche von da unten ab." Seufzte er und sah auf einen der Bildschirme. Darauf zu sehen war Hyunjin, der Jeongins Gesicht an seine Brust gepresst hatte und den kleineren in einer Umarmung hielt, damit er nicht mehr weiter hinsehen musste, obwohl er diesen Anblick schon gewöhnt war. Vor ihnen lag Minho, umgeben von seinen Freunden, die dem verstorbenen Jungen ein letztes mal lebewohl sagten.

Changbin strich sanft durch Minhos Haare, während Felix dem Karriero einen Kuss auf seine kalte Stirn gab. Chan stand mitleidig daneben und drückte ein letztes mal die kalte Hand des toten Tributes. Hyunjin hatte Jeongins Hände umgriffen, von welcher eine sich zu einer Faust geformt hatte und die andere den silber-goldenen Dolch an seinem Gürtel umfasst hatte, während der kleinere voller Wut direkt in eine der Kameras schaute.

Unbeeindruckt besah der Präsident sich das Bild vor ihm. ,,Schade, dieses Jahr schon der dritte Selbstmord." Schüttelte er enttäuscht den Kopf.

Er hatte es sich etwas spannender vorgestellt.

,,Bringen sie die restlichen acht Tribute zusammen!"


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Hunger Games~Stray KidsWhere stories live. Discover now