Kapitel 25

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Felix Pov:

Meine Beine zitterten noch immer ein wenig von  dem Schuss, welchen wir vor wenigen Stunden gehört hatten. Ein anderer Tribut war von uns gegangen. Wir wussten natürlich noch nicht wer es war, aber das sollten wir in wenigen Minuten rausfinden, da die Sonne schon tief stand, um  dem Mond Platz zu machen.

Seit dem Schuss hielt ich Changbins Hand, da ich doch ein wenig Angst bekommen hatte. Warum auch immer. Aber dadurch, dass man diese Schüsse hört, wird man wieder zurück in die Realität geschubst, vor die man sich so gut wie möglich versucht zu verstecken.

Irgendwann könntest du der Schuss sein. Wenn nicht sogar der Nächste. Natürlich spielt das schon ganz schön mit deiner Psyche und deiner Angst.

Changbin blieb stehen und zog mich etwas näher zu sich, als wir Schritte hörten.

Langsame Schritte, die über den Waldboden schlurften. Verängstigt sah ich Changbin an. Ein Tribut würde schneller laufen. Panischer, auf Grund der Erfahrung. Kein Tribut würde so langsam laufen. Er wäre leichte Beute.

Changbin ging ganz langsam in Richtung des Geräusches. Ich versuchte noch ihn aufzuhalten, jedoch strich er mir mit dem Daumen beruhigend über die Handoberfläche und zog mich vorsichtig mit sich.

Da sah ich es auch. Eine dunkle Gestalt, welche uns näher kam und an den Bäumen vorbei, in unsere Richtung ging. Extrem langsam.

,,Zombie?" Stellte ich mit leiser aber viel zu hoher Stimme meine dümmliche Theorie auf, welche Changbin leicht schmunzeln ließ.

Die Gestalt kam immer näher, während wir immer weiter zurück wichen.

Als die Gestalt zwischen den Bümen hervorkam, warf Changbin aus Reflex den Speer, welcher die Gestalt um wenige Zentimeter verfehlte und neben ihr im Baum stecken blieb. Und da erkannten wir auch endlich, wer es war.

,,Chan?" Fragten Changbin und ich fast zeitgleich.

Dieser hingegen hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt, als der Speer neben ihm im Baum stecken geblieben war.

Auch im Allgemeinen musste ich zugeben, dass er furchtbar aussah. Er war blass, hatte rote Augen und sah aus, als ob er geweint hatte. Er sah unglaublich traurig aus und das machte auch mich traurig.

Changbin hielt sein Schwert vor sich und wiederholte langsam: ,,Chan?" Doch noch immer antwortete dieser nicht und sah einfach nur zu Boden.

,,Hey, Kumpel..." Versuchte Changbin es nochmal. Vorsichtig ging Changbin auf Chan zu und behielt mich dabei stets hinter sich, damit mir im Extremfalle nichts passierte.

Andererseits sah Chan wirklich schlimm aus. Er hatte augenscheinlich zwar keine äußerlichen Wunden, aber dennoch sah er einfach nur schlimm aus. Und wie ich sehen konnte, war er offenbar auch unbewaffnet. Er war zwar stark und muskulös, aber Changbin war das auch, was diesem scheinbar auch etwas mehr selbstbewusstsein darin gab, auf Chan zuzuschreiten.

Der braunhaarige sah einfach nur aus wie ein getretener Welpe und auch, obwohl wir uns hier bekämpfen sollten, schien Changbin ebenfalls Mitleid mit dem Älteren zu haben.

Als er genau vor Chan stand, tat er etwas, dass selbst mich überraschte. Er ließ sein Schwert sinken und umarmte den braunhaarigen.

Dieser ging sofort auf die Umarmung ein und legte seinen Kopf auf Changbins Schulter ab, während dieser leicht über seine Haare strich. Nun trat auch ich näher auf die Beiden zu und legte eine Hand auf Chans Arm, um ihn leicht zu trösten.

Etwas erschrocken bemerkte ich, wie Chans Körper leicht begann zu beben und er leise einen Schluchzer von sich hören ließ.

,,Ich hab ihn verloren." Schluchzte er leise.

Mit großen Augen sahen Changbin und ich uns an. ,,Wen hast du verloren?" Fragte Changbin ihn sanft und strich weiterhin beruhigend durch seine Haare, um den Älteren ein Gefühl der Sicherheit zu beschaffen.

Offenbar brauchte dieser das auch, wenn er sich einfach in die Arme von zwei Tributen fallen ließ, die ihn eigentlich umbringen sollten.

,,Seungmin." Atmete er unter Tränen aus, welche dem Karriero so gar nicht ähnlich sahen.

Ich schlug mir meine Hände vor den Mund. Seungmin war der Schuss gewesen! Ich kannte den kleinen. Er war süß, freundlich und man konnte sich gut mit ihm unterhalten, obwohl er auch eine leicht rebellische Seite an sich hatte.

,,Chan..." Brachte ich nur heraus, ehe ich ihn ebenfalls in eine Umarmung zog, welche er nur schwach erwidern konnte. Er war müde und trauerte, das merkte man ihm an.

,,Na komm, Kumpel. Wir suchen erstmal ein schönes Plätzchen für die Nacht, ja?" Schlug Changbin ihm vor, während er mir einen fragenden Blick zuwarf. Zustimmend nickte ich. Wir konnten den Älteren jetzt nicht einfach so alleine lassen.

Es schien naiv, ich weiß, aber der Karriero tat uns leid. Er schien Seungmin nah gestanden zu haben und einen Freund zu verlieren, war nie einfach. Schon gar nicht, wenn man das alles mit ansehen musste. Und Chans leicht verstörten Anblick zu urteilen, hatte er gesehen, wie er gestorben war.

Ich klammerte mich an Chans Arm, während wir langsam durch den Wald striffen, um einen Platz für uns zu finden. ,,Wer war es?" Fragte ich ihn, und hoffte, dass ich ihn damit nicht schon wieder zum weinen brachte, obwohl immernoch ein paar Tränen seine Wangen hinunter flossen.

,,Matthew..." Antwortete er mir leise. Und trotz seiner Trauer, konnte ich nun auch leichte Wut in seinen Augen erkennen und die Tatsache, dass er seine Hand zu einer Faust geformt hatte, bestätigte mir nur, dass er sehr wütend auf den anderen Karriero war.

Verständlich.

Wir fanden letztenendes einen Platz nahe der Felsen, zwischen welchen wir uns niederlassen konnten. Ich setzte Chan vor einem der Felsen hin und sammelte schnell etwas Moos, um es ihm so etwas gemütlicher zu machen.

Changbin half mir dabei und zusammen versuchten wir dafür zu sorgen, dass es Chan etwas besser ging.

Da ertönte die Melodie des Kapitols und der einzige Tod heute wurde angezeigt. Es war ein Bild von Seungmin mit der schlichten Unterschrift 'Distrikt 5'.

Ich presste meine Lippen aufeinander, da der Gedanke, dass dieser niedliche Junge nun Tod sein sollte, einfach nur zu grausam war.

Ich wandte meinen Blick zu Chan, welcher seinen Blick nach oben gerichtet hatte. In seinen glasigen Augen spiegelten sich die Sterne und wider, machten aber die Trauer nicht wett.

Changbin strich Chan durch die Haare und lehnte ihn leicht gegen den Felsen hinter ihm. Ich nahm unsere Flasche aus meinem Rucksack und führte sie an Chans Lippen, damit er ein paar Schlucke trinken konnte.

Danach legte ich meine Hände an seine Wangen und strich seine Tränen weg. Aufmunternd lächelten Changbin und ich ihn an. ,,Schlaf erstmal ein bisschen, Kumpel." Sagte Changbin und legte seine Jacke über den braunhaarigen, welcher durch die ganzen Streicheleinheiten tatsächlich schläfriger geworden schien.

,,Danke." Hauchte er leise mit gebrochener Stimme, bevor er seine Augen schloss und sich in die Jacke kuschelte.

Changbin legte einen Arm um meine Hüfte und sah ebenfalls auf Chan runter, welcher jetzt schon im tiefen Schlaf zu sein schien.

,,Ich möchte gar nicht wissen, durch was der Arme hatte gehen müssen." Murmelte ich leise. ,,Er stand eindeutig unter Schock, als wir ihn gefunden hatten. Es muss grausam gewesen sein." Schüttelte Changbin mitleidig den Kopf.

Seufzend beugte ich mich zu Chan runter und wuschelte ihm nochmal durch seine Haare. ,,Nehmen wir ihn mit?" Fragte Changbin mich. Empört sprang ich auf. ,,Seo Changbin, bitte sag mir nicht, dass du darüber nachgedacht hattest, ihn einfach auf sich allein gestellt zu lassen!"

Mit großen Augen sah der schwarzhaarige mich an. ,,Ähm...nein?" Antwortete er mir vorsichtig. ,,Gut so!" Sah ich ihn aus zusammengekniffenen Augen an und drehte mich wieder zu Chan.

,,Bist du jetzt beleidigt?" Fragte seine Stimme mich ungläubig. Ich schnaubte ,,Nein, bin ich nicht." ,,Aber sauer?" Riet Changbin weiter. Ich drehte mich um und gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. ,,Auch nicht, Idiot. Jetzt lass uns auch schlafen gehen. Morgen sehen wir weiter." Sagte ich optimistisch und erntete dafür ein lächelndes Kopfschütteln von Changbin.


Hunger Games~Stray KidsWhere stories live. Discover now