Gleich und gleich

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Wow, jetzt sind wir tatsächlich schon bei Kapitel 20 der Story angekommen :D Langsam nähern wir uns übrigens der symbolischen Marke von 100.000 Wörtern^^

Wie vielleicht dem ein oder anderen von euch aufgefallen ist, habe ich jetzt neue Banner für die einzelnen Kapitel gemacht. Die in der mobilen Ansicht leider nicht so dolle aussehen, aber na ja...^^" Trotzdem: Was sagt ihr zu meinen ersten Photoshop-Experimenten? :D

Und jetzt höre ich mal auf euch zuzulabern und wünsche euch viel Spaß mit diesem Kapitel (:



Gleich von der ersten Minute an verspricht dieser Tag besonders furchtbar zu werden. Natürlich war abzusehen, dass Aurora nach meinem gestrigen Wutanfall nicht gerade gesprächig mir gegenüber sein würde. Was ich nicht absehen konnte, ist, dass ich das kontinuierliche Plätschern ihrer Stimme, während wir uns frühmorgens fertigmachen, vermissen würde.

Es ist nicht so, als würde ich ihrem Geplapper immer folgen – und das weiß sie. In den ersten Tagen hat es mich noch verwirrt, dass es sie nicht zu interessieren scheint, ob ich zwischendrin abschalte oder nicht. Allerdings habe ich mich seltsamerweise sehr schnell an die ständige Kulisse ihrer mädchenhaften, sanften Stimme gewöhnt. Umso lauter erscheint mir nun die Stille am heutigen Morgen.

Jedoch zieht sich diese beim Frühstück nahtlos fort und scheint alle um uns herum anzustecken. Die Studentinnen der Akademie wirken wie paralysiert – vermutlich hängt es mit dem Tod Nikita Danilowitsch' zusammen. Womit auch sonst? Die Stimmung ist so düster wie die unheilvollen Gewitterwolken, die im Laufe des Morgens am trübgrauen Himmel aufziehen.

Krampfhaft suche ich nach etwas, woran ich meine Aufmerksamkeit heften kann. Aber meine Umgebung ähnelt einem Stillleben und kann mich dementsprechend auch nicht lange von dem nagenden Gefühl in meiner Brust ablenken. Bin ich indirekt schuld am Tod unseres Trainers? Becks Brief geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Mein Verstand klammert sich so fest an die abschätzigen Worte, dass ich gar nicht merke, wie ich selbst zum Stillleben mutiere. Erst als ich eine warme Hand auf meiner spüre, erwache ich aus meiner Starre.

Perplex blinzle ich einige Male, als wäre ich aus einem meiner Alpträume erwacht. Vor mir erkenne ich Auroras besorgtes Gesicht. Tiefe Furchen zieren die hohe Stirn, ihre warmen, rehbraunen Augen lassen erkennen, dass ihre Sorge um mich echt ist. „Ist alles in Ordnung?", wispert sie eindringlich.

„Ja", presse ich nach einer halben Ewigkeit aus mir heraus – die Worte klingen selbst in meinen eigenen Ohren seltsam gestreckt. Als würde ich in Zeitlupe sprechen.

„Du saßt bestimmt fünf Minuten lang wie versteinert da und hast vor dich hingestarrt", fährt sie fort und deutet auf meine rechte Hand. Immer noch verwirrt folge ich ihrer Bewegung. Einige Zentimeter über der Schüssel schwebt ein Löffel in meiner Hand, von dem ganz langsam Haferbrei runtertropft – wenigstens zurück in die Schüssel und nicht auf den Tisch. „Lis, wenn dich etwas bedrückt..."

„Schon gut", unterbreche ich sie brüsk und widme mich wieder meinem Frühstück. Der Schwächeanfall von gestern, bei dem ich Dimitrij um den Hals gefallen bin, hat meinem angeknacksten Selbstbewusstsein schon voll und ganz gereicht. Ich brauche niemandes Hilfe. Ich komme seit 21 Jahren allein mit meinen Problemen klar, da sehe ich nicht ein, warum ich plötzlich Unterstützung bräuchte.

Das tägliche Nahkampftraining fällt heute aus. Stattdessen wird das Schießtraining vorgezogen. Auch heute gesellt sich Tolik wieder zu uns. Diesmal scheint ihm jedoch kaum eine andere Wahl zu bleiben. Die restlichen Studenten begegnen uns offen misstrauisch, schielen ständig zu uns rüber und tuscheln in ihren Grüppchen – vermutlich über uns. Wie schnell man doch in der Gunst der Massen fallen kann.

Strelok - Die SchützinWhere stories live. Discover now