one

1.1K 50 241
                                    

Schlecht gelaunt saß ich Harry und Ron in der großen Halle am großen Tisch gegenüber. Ich starrte missgelaunt mein Rührei auf meinem Teller an, als hätte er mir den Morgen verdorben. Aber nein, so war es nicht.

"Hermine, jetzt hör schon auf dein Frühstück so anzuglotzen, als würdest du es umbringen wollen!", mampfte Ron mit einem großen Stück Schokokuchen im Mund. Wütend hob ich den Blick und knurrte: "Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, wirst du der nächste Tote sein."

Daraufhin schluckte Ron schwer und wandte sich lieber seinem Essen zu, um meinem wütenden Blick auszuweichen. Mir allerdings war der Appetit vergangen. 

"Hermine, beruhig dich, es ist nur eine Sitzordnung!", meinte Harry gelassen, aber dennoch bemerkte ich den leicht angespannten Unterton in seiner Stimme.

Ich verdrehte die Augen. "Nur eine Sitzordnung? Nur?! Harry, ich muss verdammt nochmal neben Malfoy sitzen! Es ist nicht nur eine Sitzordnung!" Genau heute fing das neue und sechste Schuljahr für uns an. Und diesmal bekamen wir heute nicht nur unseren Stundenplan, nein, wie bekamen das erste Mal einen Sitzplan mit dazu. Und ich musste natürlich neben meinem geliebten Erzfeind sitzen. Merlin hasste mich.

Harry seufzte und sagte: "Komm schon, Hermine. Du schaffst das. Und ändern kannst du daran sowieso nichts. Sei froh, dass es nur in Zaubertränke ist." 

Doch seine Worte machten mich noch wütender, falls das überhaupt noch möglich war. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Klar, Harry und Ron wurden nicht sechs ganze Jahre lang als 'Schlammblut' bezeichnet, für sie war diese Sitzordnung vielleicht kein großes Thema. Aber ich musste neben meiner meistgehassten Person namens arrogantes Schwein (auch genannt Malfoy) sitzen. Super. Das Jahr fing ja toll an. 

Ich erhob mich und ohne noch ein Wort an meine Freunde zu richten und ohne ihre fragenden Blicke zu beachten, machte ich mich alleine auf den Weg zu Verwandlung. Wenigstens musste ich dort die Blondine nicht neben mir ertragen.

Auf dem Weg dorthin, kramte ich ein kleines schwarzes Notizbuch heraus, welches ich überall mithin schleppte. Es war sozusagen mein kleiner Organisator. Ich schlug eine bestimmte Seite auf und fing an zu lesen.

Gründe, wieso man Draco Malfoy HASSEN sollte:

1. Er war eine grässlich dumme Blondine.

2. Er dachte tatsächlich, dass er besser als alle anderen sei, nur weil er reinblütig war.

3. Er nannte alles und jeden 'Schlammblut', was nicht seinen reinblütigen Vorstellungen entsprach.

4. Er mobbte andere Schüler, die ihm nie was getan haben, nicht einmal ansatzweise in seine Richtung geatmet haben.

5. Er war ein Slytherin.

6. Dummerweise und nervigerweise sah er gut aus. 

7. Trotzdem ändert das nichts daran, dass ein Arschloch ist. 

8. Er hat versucht meinen besten Freund Harry Potter umzubringen + er hasst mich und meine besten Freunde.

9. Er tut einen auf mutig, ist aber ein kleiner Schisser.

10. Ich hasse ihn einfach und wer das Gegenteil tut, ist auf den Kopf gefallen.

Zufrieden schlug ich mein kleines Büchlein wieder zu. Nach dem Lesen dieser kleinen Hassliste, fühlte ich mich wieder besser, selbst wenn es nichts an der Tatsache änderte, dass ich jetzt wohl ein ganzes verdammtes Schuljahr mindestens zwei Stunden in der Woche (eigentlich mehr) neben der Blondine verbringen musste.

Bei der Vorstellung daran musste ich einen Kotzreiz unterdrücken, so sehr ich mich auch bemühte. Dies ganze Sache machte mich einfach sauer und irgendwie konnte das nur schiefgehen. 

Endlich erreichte ich den Raum der Verwandlung und ließ mich auf eines der freien Plätze fallen. Neben mir ließ ich Platz für Ron und Harry frei. Ich bemühte mich so gut es ging meine schlechte Laune zu verstecken, schließlich musste ich mich auf den Unterricht konzentrieren. 

McGonagall war schon da, aber einige Schüler fehlten noch. Ich hoffte, dass meine Freunde nicht zu spät kommen würde, vor allem nicht am ersten Tag des Schuljahres. In den Moment betrat ein gewisser Draco Malfoy den Raum und mein Versuch meine schlechte Laune zu verstecken, fiel in sich zusammen. 

Offensichtlich wusste Malfoy ebenso von der Liste bescheid, denn er warf mir beim Reingehen einen abschätzenden Blick zu, den ich mindestens genauso hasserfüllt erwiderte. Er setzte sich an das andere Ende des Raums, worüber ich froh war. 

Seine blonden Haare schimmerten im Licht und kleine Sonnenstrahlen fielen auf sein blasses Gesicht, während er seine Sachen auspackte. Dabei legte er seine Bücher sorgfältig hin. Wow, ich hatte keine Ahnung, dass er ein ordentlicher Mensch war. Ich hatte ihn mir eher als jemanden vorgestellt, der eine Sachen überall unordentlich liegen ließ. Naja, vielleicht sah das ganze in seinem Zimmer ja anders aus. 

Okay, Moment, woran denk ich denn hier gerade? Schnell wandte ich den Blick von Malfoy ab, als mir bewusst wurde, dass ich ihn ein paar Sekunden (viel länger als nötig) angestarrt hatte, was er glücklicherweise nicht zu bemerken haben schien. Wie auch, er saß am anderen Ende des Klassenraums. Worüber ich mich, wie gesagt, ziemlich freute.

Ich war erleichtert, als plötzlich meine Jungs ins Klassenzimmer platzen, gerade noch so rechtzeitig und sich auf die freien Plätze neben mir fallen ließen. Offensichtlich sind sie gerannt, denn sie waren beide ziemlich aus der Puste. Ich schenkte ihnen einen missbilligenden Blick und sagte leise: "Ein paar Minuten mehr und ihr wärt zu spät."

"Sind wir aber nicht", grinste Ron und schmiss im Vergleich zu Malfoy  achtlos seine Sachen auf den Tisch, wobei ich nur die Augen verdrehte. Verdammt, verglich ich jetzt auch noch meinen besten Freund mit dieser Blondine. Merlin, was war los mit mir? 

Ich war froh, dass McGonagall daraufhin die Stunde anfing, was mich endlich ablenken konnte und ich mich auf den Unterricht konzentrieren konnte. Die Stunde verging ohne irgendwelche Vorfälle, außer, dass Neville aus seinem Buch nicht ein Kaninchen gemacht hatte, sondern es einfach explodierte. Doch nachdem jeder dem armen Jungen einen mitleidenden Blick zuwarf, ging die Stunde auch schon weiter.

Als es schellte, seufzten die Jungs auf. "Merlin sei Dank. Ich dachte schon die Stunde endet nie", maulte Ron und streckte sich. Ich allerdings war nicht ganz so erfreut. Denn die nächste Doppelstunde bestand aus Zaubertränke. Und das hieß, dass ich ganze zwei Stunden lang eine nervige Blondine neben mir ertragen musste. 

Als ich wieder schlecht gelaunt meine Sachen packte und aufstand, wurde ich von jemandem angerempelt. Als ich wütend aufsah und schon bereit war diese Person anzuschreien, sah ich nur noch Malfoys blonden Hinterkopf. Ich wollte gerade auf Geschrei ansetzen, aber Harry hielt mich zurück. "Lass es. Er ist es nicht wert."

Und so ließ ich es bleiben. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich es ihm irgendwann heimzahlen würde. Bei dem Gedanken daran musste ich sogar grinsen. 

be mine - DRAMIONE FFWhere stories live. Discover now