fifteen

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Die Aussicht, dass ich ab nächster Woche mit Malfoy zusammen arbeiten müsste, war schrecklich. Ich hatte durchgehend Kopfschmerzen und ich freute mich gar nicht, auf die kommende Woche. Zwar hatte ich wie immer alle Hausaufgaben rechtzeitig fertig und machte sie auch ziemlich gut, aber trotzdem fühlte ich mich unglaublich gestresst.

Harry und Ron verbrachten immer mehr Zeit mit Quidditch, da das erste Spiel auf sie zukam und vor allem Ron immer nervöser wurde. Malfoy war wie immer in letzter Zeit unscheinbar und wir ignorierten uns gegenseitig, obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, dass er mich heimlich beobachtete, wie zum Beispiel in der großen Halle. 

An diesem Samstag stand das erste Hogsmeade-Wochenende an, aber ich freute mich nicht wirklich, das Harry und Ron an dem Tag Training hatten und ich nicht alleine gehen wollte. Und trotzdem wollte ich die letzten warmen Tage draußen verbringen, vor allem da die kalten Tage vor der Tür standen und ich den Winter weniger mochte als den Sommer. Ich entschied mich also trotzdem ein wenig raus zu gehen und die frische Luft genießen. 

Ich machte mich fertig, indem ich duschen ging und mir angenehme Klamotten heraussuchte. Unten im Gemeinschaftsraum angekommen, verabschiedeten Harry und Ron von mir, die in die andere Richtung zum Quidditch-Feld gingen. Nach einigen Metern fiel mir auf, dass es doch nicht so schlimm war, alleine unterwegs zu sein. Ich genoss die angenehmen Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht strahlten und lächelte in mich hinein. Endlich konnte ich mich wieder entspannen. 

Ich erreichte das kleine Dorf und blieb seufzend stehen. Vielleicht könnte ich ein wenig durch die Läden bummeln? Ich entschied mich dazu zu Schreiberlings Federladen zu gehen. Vielleicht würde ich mir ja noch eine neue Feder kaufen oder noch ein wenig Pergament. Ich liebte den Geruch von Pergament. Lächelnd betrat ich den Laden und sah mir die verschiedenen Federn an. Sie alle waren wunderschön und teuer. Aber vielleicht würde ich damit noch schöner schreiben, als ich es ohnehin schon tat? 

Ich wollte weiter zu den Pergamentrollen gehen und bog, um die Ecke, als ich plötzlich nur knapp mit jemandem zusammen stieß. Wütend sah ich in das Gesicht von Malfoy. Er sah aber nicht minder überrascht aus und starrte mich nur an. Ich wollte etwas wütendes sagen, etwas wie "Nun, mach doch schon den Weg frei" oder sowas, aber es kam nichts raus. 

Ich musterte ihn. Seine Haare waren gemacht, aber die Augenringe waren noch da, wenn auch nicht so schlimm. Offenbar hatte er versucht sie mit einem zauber zu mindern. Seine eisgrauen Augen hatten etwas warmes an sich, doch auch etwas kaltes. Sein Blick war undefinierbar, aber es schien, als würde er mich durchbohren. Er sah gut aus. Ja, das tat er wirklich und es war ein Fakt. Offensichtlich wollte er für den Spaziergang nach Hogsmeade ein wenig besser aussehen, als so wie er in Hogwarts halb lebendig rumlief. Außerdem hatte er ein weißes Hemd an und eine schwarze Hose. Alles in einem sah er ziemlich gepflegt aus, wenn man den müden Gesichtsausdruck ignorierte.

"Granger, du starrst", sagte mein Gegenüber. Ich zuckte zusammen und spürte, wie ich errötete. Wieso musste ich denn immer so starren? Ich sah weg, überall hin, nur nicht in seine Augen. Er klang zwar kalt wie immer, aber ich konnte einen Hauch von Vergnügen heraushören. Ich wagte einen Blick in seine Augen und auch die hatten etwas warmes angenommen. Jedenfalls waren sie nicht so kalt wie vorhin. 

"W-was machst du hier?", fragte ich. Dabei wollte ich möglichst ruhig klingen, aber die Tatsache, dass er mich gerade beim Starren erwischt hatte, ließ meine Stimme hoch klingen. 

Malfoy steckte sich die Hände in die Hosentasche und lehnte sich gegen ein Bücherregal an. Er sah unglaublich lässig aus. "Nun, ich denke dafür, dass ich in einem Laden voller Federn und Schulutensilien bin, bin ich hier, um mir neue Sachen zu kaufen. Du etwa nicht, Granger?"

Ich schenkte ihm einen genervten Blick. Er hätte auf diese Frage nicht einmal antworten müssen. Ich verschränkte meine Arme miteinander. "Tja, ich verrate es dir nicht. Vielleicht suche ich ja auch einfach nur Sachen, mit denen ich dich bei unserem Projekt vergiften könnte."

Malfoy machte ein Geräusch, dass fast wie ein Lachen klang. Offenbar lachte er nicht oft und war es nicht gewohnt. Jedenfalls grinste er jetzt hämisch. "Achja? In einem Schreibwarengeschäft?" Ich musste ebenfalls grinsen und boxte gegen seinen Arm. Er jaulte gespielt auf und krümmte sich, während er den Schmerz vorspielte. "Wieso schlägst du mich immer?", brachte er heraus und ich musste noch breiter grinsen, als ich mich daran erinnerte, wie ich ihm im dritten Schuljahr eine Ohrfeige verpasst hatte. 

"Tja, verdient, würde ich behaupten", sagte ich und reckte ein wenig den Kopf. 

Er hörte auf so zu tun, als würde er zusammenbrechen und grinste mich ebenfalls an. "Nun, jedenfalls habe ich mehr erwartet, das war doch nichts, Granger."

Ich verdrehte die Augen. Okay, der Schlag in der dritten Klasse war echt... ich weiß auch nicht, aber jedenfalls fühle ich mich komisch wenn ich daran zurückdenke. 

Malfoy räusperte sich und lehnte sich wieder an das Regal. "Wo sind eigentlich deine Freunde abgeblieben."

"Quidditch", seufzte ich. "Aber dasselbe könnte ich dich fragen."

Malfoys Grinsen verblasste ein wenig und er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht, wo die alle stecken", sagte ein wenig lachend, was allerdings ein wenig gequält rüber kam. Er hatte keine Freunde. Und ich sollte hier eigentlich auch nicht stehen und mich ausgelassen mit Malfoy unterhalten. Ich erinnerte mich daran, wie er mich vor einigen Wochen als Schlammblut bezeichnet hatte und mein Lächeln verschwand augenblicklich. Was tat ich hier eigentlich? Das sah definitiv nicht nach Wir-ignorieren-Malfoy aus.

"Granger, alles okay?", fragte Malfoy, welcher anscheinend gemerkt hatte, dass sich mein Gesichtsausdruck versteinert hatte.

Ich räusperte mich. "Ja", sagte ich plötzlich kalt, ohne meine eigene Stimme wieder zuerkennen, "Ich muss gehen." Mit diesen Worten drehte ich mich auf meinem Absatz um und wollte schon den einen Fuß über den anderen setzen, aber plötzlich umschloss eine kalte Hand mein Handgelenk. Malfoy hatte mich am Handgelenk gefasst und mich wieder zu ihm gedreht. Erst jetzt fiel mir auf wie viel größer er eigentlich war.

"Granger- Ich ... Es tut mir wirklich leid." Seine Stimme war echt. Die Reue darin war echt. Es tat ihm wirklich leid und das sah ich ihm überall an. Sein Gesichtsausdruck, sein Blick, seine Stimme und selbst der Griff um mein Gelenk zeigten Reue und teilweise Trauer. 

Ich seufzte, während ich mit mir selbst kämpfte. Ich hatte mir versprochen mich von ihm fernzuhalten. Aber eine andere Seite von mir wollte ihm noch eine Chance geben. Ich hasste diese Seite. Aber dann seufzte ich und sagte: "Das ist deine letzte Chance, Malfoy. Das nächste Mal, wenn du es verkackst, werde ich dir nicht mehr verzeihen."

Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Und es war das erste Mal, dass ich ein echtes Lächeln an ihm sah. Kein höhnisches Grinsen, sondern ein echtes warmes Lächeln. Und es sah gut an ihm aus. 

"Also sind wir jetzt befreundet?", fragte er immer noch lächelnd. 

In mir erstarrte alles. "Ja, ich schätze so."  

Eure Meinung zu dem Kapitel? Und irgendwelche Ideen, was weiter passieren könnte? (:

be mine - DRAMIONE FFWhere stories live. Discover now