thirteen

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Die Durchsetzung meines Plans klappte tatsächlich sogar ziemlich gut. Naja, jedenfalls am Anfang, für die ersten paar Stunden. Ich schaffte es mir einzureden, dass mich das ganze wohl nicht interessieren würde, allerdings wuchs meine Neugier immer weiter. Ich wäre halt nicht Hermine, wenn ich mich nicht für etwas interessieren würde, was für mich keinen Sinn ergab.

Vor dem Schlafengehen, hat Ron schnell noch meine Hausaufgaben abgeschrieben, obwohl selbst Hagrid mir zugestimmt hatte, aber augenverdrehend habe ich es einfach zugelassen. Am Ende war er doch derjenige, der sich damit Probleme bereitete.

Als ich jedoch meinen Schlafsaal betrat, fiel mir als erstes Malfoys Pulli in das Blickfeld und meine ganze Einbildung, dass es mir doch nichts ausmachte, fiel in sich zusammen. Cool, ich war wieder bei null. Aber ich brauchte Antworten. Ich wollte, dass alles wieder Sinn ergab und Malfoy und ich uns wieder ignorieren konnten. So wie früher. 

Ich kam tatsächlich auf die Idee, den Pulli jetzt zurückzugeben. Dann wäre ich ihn zumindest schon einmal los und ich konnte direkt nach Antworten verlangen. Allerdings wusste ich nicht, ob Malfoy schon wieder in der Schule war. Eigentlich schon, oder? Er würde doch kaum im Krankenhaus neben seiner Mutter schlafen? 

Ich achtete darauf, dass Ginny schon schlief, bevor ich mir den Pulli schnappte und unbemerkt aus dem Schlafsaal schlich. Ohne Absicht bemerkte ich, wie ich mir noch schnell einen Blick im Spiegel zuwarf, um zu überprüfen, ob ich immer noch okay aussah. Okay, für Malfoy brauchte ich mich eigentlich nicht hübsch machen, aber es wäre schon ziemlich peinlich, wenn ich jetzt noch irgendwelche Krümel am Mund hätte, die von Hagrid Keksen stammen. 

Ohne mir groß Gedanken zu machen, erwischt zu werden, schlüpfte ich aus dem Portraitloch. Schließlich bin ich ja Vertrauensschülerin. Außerdem war ich so eine gute Vorbildsschülerin, dass mir die Lehrer praktisch alles abkaufen würden. Gut, Snape vielleicht nicht unbedingt, aber irgendwie würde ich es schon schaffen, da war ich mir sicher.

Ich schlich durch die Gänge, mittlerweile wusste ich wo sich was befand. Naja, zumindest das Meiste. Ich hatte offensichtlich Glück, denn ich traf auf keinen einzigen Lehrer, worüber ich ziemlich froh war. Ich wollte unnötigen Stress vermeiden. Wobei ich gerade das Gegenteil tat, mit der Idee Malfoy zu besuchen. Ich erschauderte. Ich wollte und konnte mir nicht vorstellen wie er sich fühlte. 

Aber vielleicht spielte er ja die ganze Nettigkeit doch einfach nur vor? Einfach weil er nicht wollte, dass er auch bestraft werden würde, genau wie sein Vater. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Vielleicht war es ja wirklich das... Ich merkte, wie enttäuscht ich bei dem Gedanken wurde. Aber was mich viel mehr erschreckte, war die Tatsache, dass es mich tatsächlich etwas juckte, wie es ihm ging und was in seinem Kopf vorging. Wieso konnte es mir nicht einfach egal sein, so wie vorher?

Doch allein bei dem Gedanken, dass er ein Elternteil verloren hatte, tat er mir leid. Es war sicherlich sehr schwer für ihn, auch wenn ich den verstorbenen Mann hasste. Aber ich fing an daran zu zweifeln, ob ich jetzt wirklich zu ihm gehen sollte. Es war immer noch Malfoy, der Junge, den ich am meisten hasste, oder nicht? Ja, genauso war es. Ich holte tief Luft und wollte mich wieder umdrehen, als plötzlich eine bekannte Stimme ertönte. 

"Granger, was machst du hier?" Es war Malfoy. Mist. Ich biss die Zähne zusammen und drehte mich zu ihm um. Ich starrte ihn an. Er sah ziemlich fertig aus. Sogar sehr. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und seine Haare waren im Vergleich zu sonst ziemlich durcheinander, dass sie sogar denen von Harry Konkurrenz machten.

"Ich, ähm-", fing ich an, doch mir fiel keine Ausrede ein. Dann fiel Malfoys Blick auf seinen Pulli in meinen Händen, den ich ihm eigentlich wiedergeben wollte.

"Achso", murmelte er stumpf, ohne den Blick von seinem Pulli abzuwenden, wobei er sich wahrscheinlich die Frage, was ich hier wohl zu suchen hatte, selbst beantwortete. Er streckte die Arme aus und zögernd legte ich den Pulli dort rein. Ohne ein weiteres Wort, drehte er sich wieder um, um zu gehen. 

"Warte!", sagte ich. Ich wusste nicht, was mich dazu brachte, denn eigentlich war meine Aufgabe hiermit erledigt. Ich sollte eher freiwillig vor Malfoy abhauen, anstatt ihm "WaRTE" hinterherzurufen. Aber tatsächlich blieb er wieder stehen und drehte sich langsam wieder um. Das erste Mal schaute er mich direkt an. Sein Blick war kalt, doch ich merkte, dass dahinter etwas lag, was wie Trauer aussah. Ich seufzte, denn ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte, denn das hier hab ich nicht mit eingeplant. 

"Malfoy, ich habe das mit deinem Dad gehört...", murmelte ich leise. Ich wusste eigentlich wie man mit einer Person umzugehen hat, die ein oder beide Elternteile verloren hat, und das wegen Harry. Aber trotzdem war ich diesmal sogar ratlos und wusste nicht wie ich ihm vielleicht helfen könnte. Aber du musst ihm gar nicht helfen, Hermine! Doch Malfoys Blick wurde starr und er sagte erst nichts. Also fuhr ich fort: "Und ich wollte sagen, dass es mir-"

"Granger, misch dich einfach nicht ein", sagte er tonlos. Irritiert sah ich ihn an. Ich wollte gerade mein Mitleid zeigen und er ist nicht einmal dankbar? Ich meine, was anderes habe ich eigentlich nichts wirklich erwartet, aber trotzdem empörte es mich. 

"Aber ich wollte dich doch nur aufmuntern", erwiderte ich und verschränkte die Arme. "Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut und wenn was sein sollte, dass du immer mit mir reden kannst." Zum Ende hin wurde ich immer leiser. Zudem umhüllte uns die Dunkelheit, wobei das Licht nur von den Fackeln an den Wänden kam. Und ich stand hier und konnte selbst nicht glauben, was gerade alles aus meinem Mund gekommen ist.

Ich hörte, wie mein Gegenüber leise seufzte. "Ehrlich, Granger, lass es einfach. Es geht dich gar nichts an und ich brauche deine Hilfe nicht." Seine Stimme war hart und kalt.

Okay, wow. Das tat weh. Ich machte mich hier gerade zum Affen. "Dein Ernst? Ich biete dir hier meine Hilfe an, mache mich teilweise lächerlich und du-"

"Ja, Granger", unterbrach er mich fauchend. "Du hast nicht einmal eine Ahnung, wie es mir geht, geschweige denn was überhaupt passiert ist und außerdem, wieso sollte ich mich jemanden anvertrauen, der sich jahrelang über mich lustig gemacht hatte-"

"Wie bitte?" Jetzt war ich diejenige, die ihn unterbrach. "Malfoy, das ist deine Schuld! Was erwartest du, wenn du mich jahrelang beleidigst und dich selbst über mich lustig machst?"

Ich merkte, dass er immer wütender wurde. "Ja und es sollte sich nichts ändern. Ich brauche keine Hilfe von Schlamm-" Er verstummte. Ich sah in seinen Augen, dass er es sofort bereute. Aber für mich war es ein Stich ins Herz. 

Wortlos drehte ich mich um. Ich hörte wie er mir noch meinen Vornamen hinterher rief, aber ich beachtete es nicht. tatsächlich lief er mir nicht hinterher und ich wusste nicht, ob ich darüber glücklich sein sollte oder nicht.

Ich habe gerade angefangen mich mit Malfoy abzufinden und direkt machte er alles wieder kaputt. Ich wollte heulen. Aber ich würde definitiv nicht vor Malfoy heulen. Es war vorbei. Alles hat sich wieder zum Alten gewendet. Und eigentlich sollte ich damit zufrieden sein, aber egal wie sehr ich es versuchte, ich war ganz und gar nicht zufrieden damit.

Ich war einfach nur enttäuscht. Ich habe gerade angefangen das Gute in Malfoy zu sehen, so scheiße es sich auch anhörte, aber jetzt war es wieder vorbei. Wie konnte ich so dumm sein und tatsächlich glaube, er könnte sich ändern. Du Clown, Hermine, du Clown...


be mine - DRAMIONE FFOnde histórias criam vida. Descubra agora