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Angespannt öffnete ich den Practice-Raum und sah, wie die Jungs sich unterhielten. Als sie das Geräusch der schließenden Tür hörten, blickten Jin, Namjoon und Jungkook zu mir. Sie sahen irgendwie enttäuscht aus. Da erahnte ich schon, was los sein könnte. Ich ging wie sonst auch auf sie zu und wollte Yoongi umarmen. Er packte gerade das Essen aus und schien dabei sehr unaufmerksam.
"Oppa-" Sobald ich in am Handgelenk berührt hatte, zog er seinen Arm ruckartig weg. "Yoongi, was-" Er unterbrach mich sofort: "Dass du es noch wagst hier her zu kommen und so tust, als wäre nichts" Sein Blick war eiskalt, sodass mir mein Blut in den Adern gefrierte. Gerade fühlte ich nichts außer Schuld. Wieso muss das passieren? Mein Blick senkte sich auf den kahlen Boden und mein Mund brachte nur ein einfaches "Tut mir leid" Heraus.
"Denk das nächste Mal daran, die Türe zu schließen, wenn du mit jemandem heimlich rumknutschst" Drückte er es mir rein. Er hätte es mit seinen eigenen Augen gesehen. Meine Tränen konnte ich nun auch nicht mehr zurück halten. "So war es nicht" Widersprach ich ihm leise und wischte mir Tränen aus dem Gesicht.

"So war es nicht? Dein Ernst? Ja, klar. Jimin steht da einfach so oberkörperfrei und steckt dir seine Zunge in den Hals. Du hast es sogar erwidert! Halte mich nicht für blöd! Wie lange läuft das schon? Huh?" Yoongi wurde mit jedem Satz lauter und Ich schwieg. Welche Antwort soll ich denn darauf geben, wenn es keine heimliche Beziehung gab? Hätte ich lügen sollen?
"Schön, dann schweig! Eines kann ich dir sagen, es ist vorbei mit uns!" Schrie er fast und schenkte mir nun keine Achtung mehr. Seine Stimme zitterte nach einigen Worten. Er hatte auch mit seinen Tränen zu kämpfen. "Aber-" Mir fiel nicht ein was ich hätte sagen können. Gegen ihn sprechen kann ich nicht "Wie könnte ich dir das jemals antun" flüsterte ich. Meine Tränen flossen mir wie Ströme die Wangen hinunter. Yoongi drehte sich ein letztes Mal zu mir und sah mich mit seinen leeren Augen an. "Geh, bitte" bat er mich im normalen Ton. Gerade als ich zum reden ansetzten wollte, schrie er mir ins Wort: "Geh!"
"Wie du willst" Ich wendete mich widerstandslos zur Tür und sah Jimin dort stehen. Seine geweiteten Augen betrachteten stumm das Geschehen. Ich traute mich nicht mal ihn anzusehen und so rannte ich aus dem Raum.

Unter Tränen lief ich in mein Büro, schloss die Tür ab und keine Minute danach sank ich zu Boden. Was soll ich jetzt tun? Für mich ist nun alles verloren. Mein fester Freund, den ich mehr liebe als mich selbst, hat Schluss gemacht aus einem Grund. Diesen Grund habe ich nicht mal in Erwägung gezogen, dass er überhaupt eintreffen würde. Schließlich liebe ich ihn. Und trotzdem habe ich den Kuss erwidert. Wie konnte ich nur? Ich habe nichtmal Gefühle für Jimin. Was habe ich mir dabei gedacht? Den Schmerz, den ich jetzt fühle, habe ich wohl verdient. Alles was in meinem Leben passiert war, habe ich irgendwie verdient. Die Gedanken in meinem Kopf waren wieder so schwer, dass sich alles schwer anfühlte. Wie soll das hier im Entertainment bloß werden? Als ihre Managerin muss ich ja so gut wie immer bei ihnen sein. Bei Yoongi. Ertrage ich das? Lukas sagte immer, ich sei stark, aber bin ich das wirklich? Würde das funkionieren?

Mit all meiner Kraft stand ich vom Boden auf und setzte mich auf den Stuhl. Mann Y/N, hör auf zu weinen! Unerträglich wie ein Kleinkind. Besser wäre es, mich auf die Arbeit zu konzentrieren anstatt heulend auf dem Boden zu liegen. Nachdem ich geschafft habe, mich zu beruhigen schaltete ich den Computer an und fing an die Termine festzulegen. Auch wenn Arbeiten eine gute Ablenkung ist, waren die Gedanken nie ganz weg. Gedanken verschwinden nie, wenn du sie nicht da haben willst. Mein Kopf schien bald zu explodieren, wenn das so weiter geht. Also ließ ich alles raus und heulte wie in Strömen. Ich kann das nicht! Nicht hier, nicht jetzt. Schwankend stand ich auf und ging gerade aus der Tür raus, als mich die Übelkeit überkam und mich zwang zur Toilette zu rennen. Mein Magen war genauso belastet wie mein Kopf. Das erinnerte mich an damals, wo ich in meinen Depressionen verfallen war. Jedesmal spannt sich mein Körper so an, dass alles in mir verrückt spielt. Mit zitternder Hand holte ich mein Handy aus der Tasche und rief Suah an. Eine kleine Pause wäre jetzt das beste für mich. Zumindest für heute und morgen.

"Yoboseyo?" Suah's Stimme drang zu meinen Ohren. "Hey Suah, kannst du mich für den Rest des heutigen Tages und für Morgen krank schreiben? Ich bin gerade auf der Toilette und hab mich übergeben" Mein Schluchzen während dem reden zu unterdrücken, stellte sich nach dem übergeben schwerer heraus, als gedacht.
"Aigo, ich komme sofort zu dir" sagte sie und legte auf. Kaum hatte ich mein Handy wegelegt, wollte sich mein Magen ein zweites Mal entleeren. Gott, wie ich das hasse. Suah kam hektisch angerannt und sah mich gekrümmt an der Toilettenschüssel hängen. "Du armes Ding! Was ist denn passiert, dass du so aussiehst?" Fragte sie fürsorglich und reichte mir ein Stück Toilettenpapier, damit ich mir den Mund abputzen konnte. "Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich habe ich mir irgendwo die Grippe eingefangen"
Sie sah mich besorgt an und strich mir, wie eine Mutter, über mein Haar. "Du musst mehr aufpassen und du darfst fremden Menschen nicht zu nah kommen, sonst bist du jeden Tag krank. Soll ich dir einen Arzt rufen?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, lass mich bitte nur nach Hause" Suah nickte verständlich und half mir auf.

Wir gingen zusammen in mein Büro und packten meine Sachen in die Tasche. "Ich fahr dich schnell nach Hause, damit du nicht gehen musst und später räume ich dein Büro auf. Du solltest dich ausruhen" sagte sie und öffnete mir die Tür. "Danke Suah" Sie grinste mich ganz liebevoll an und lief mit mir zu ihrem Auto. "Iss eine Hühnersuppe und trink Tee, ja?" befahl sie mir. Ich habe das Gefühl, sie ist mehr Mutter als Jin.
"Mach ich, Eomma" Lächelte ich und schnallte mich an. "Gutes Kind" Sie lachte ebenso und startete das Auto. Vor dem Wohnhaus angekommen verabschiedete ich mich von ihr und betrat das Gebäude. Schon jetzt kamen diese verstandfressenden Gedanken zurück, und als ich meinen Blick zur Tür der Jungs wendete, waren alle wieder da. Erinnerungen an den Tod meiner Eltern und meiner Schwester verstärkten jeden negativen Gedanken. In meiner Wohnung lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür und atmete tief aus, während mir die Tränen wieder hinab liefen. Doch das konnte ich nicht lange machen, denn durch einen Krampf in meinem Bauch, musste ich mich wieder übergeben....

Fortsetzung folgt...

dark side | Yoongi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt