GRENZENLOS II FEUERHERZ

weiser Rat einer Mutter

Luisa's POV:

Wir hatten zwar ein gutes Verhältnis zueinander und zu unseren Eltern, doch es ist schon ein Unterschied, ob ich mit Mom oder Dad über meine Beziehung sprechen würde.

„Luisa, Ellen, was macht denn ihr so früh hier?", fragte auch Mom so erstaunt wie Sarah, wenn auch weniger verschlafen.

„Du wirst es nicht glauben", schüttelte Elli schon vorab ihren Kopf verständnislos und leitete die Thematik für mich ein, „Basti fragt Lu, ob sie zusammenziehen sollen und was macht sie? Sie zerbricht sich den Kopf die ganze Nacht. Von wem hat sie nur diese Skepsis?"

„Schau mich nicht so an, von uns ganz sicher nicht", lachte Mom mit, „Damit hab ich nun wirklich nicht gerechnet. Lu, was kann denn schon passieren? Elli geht schon nicht drauf ohne dich."

„Lustig. Vieles kann passieren! Basti wird die ganze Zeit unterwegs sein, ob Videodreh, Auftritt oder Studium. Dann muss ich mich nicht nur selbst um die Wohnung kümmern, sondern bin auch noch allein. Irgendwann lade ich dann dauernd Elli oder Pietro und Sarah oder sogar euch ein aber ihr habt auch nicht ständig Zeit also bin ich wieder alleine", malte ich mir mit viel erkennbarer Mimik und Gestik aus, ich hatte ziemlich viel Temperament vererbt bekommen.

„Schatz, du arbeitest auch", erinnerte Mom mich an das Offensichtliche, womit sie eigentlich Recht hatte, „Auch wenn du dir alles sehr gut einteilst, hast du immer noch viel zu tun. Und selbst dann, wenn Basti wirklich ständig weg wäre, bist du sicher auch froh, wenn du etwas Zeit für dich hast."

„Meine Rede", seufzte Elli laut auf und warf ihre Hände theatralisch in die Luft.

„Ich würde mich dann aber komplett auf ihn einlassen", gestand ich den beiden endlich mein eigentliches Problem, „Ich meine, Elli und ich haben einander. Aber wenn Basti und ich zusammenwohnen, gebe ich das irgendwie auf. Und wenn er mich dann verlässt, bin ich alleine und irgendwie mache ich mich doch abhängig von ihm und ich bin ungerne abhängig von irgendjemanden."

„Dein Dad und ich sind auch abhängig voneinander. In einem gewissen Maße wird man das immer sein, Luisa. Und ich glaube wirklich, dass es schlimmer sein könnte, als wenn du dich auf Basti verlässt. Lass dich einfach mal fallen. Außerdem lieben wir ihn und ich freue mich jetzt schon auf eine Feier zur Einweihung der Wohnung."

Ich muss mich selbst loben und zugeben, dass ich wirklich reif war für mein Alter. Ich arbeitete seit kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag und hatte seitdem keine Geld mehr von meinen Eltern gebraucht. Ich hatte mit achtzehn meine eigene Wohnung, die ich selbst finanzierte. Ich schrieb meine eigenen Texte und kannte mich mit den Themen aus, von denen Eltern immer sprachen, wenn sie kritisierten, dass man noch nicht genug Erfahrung hatte. Das hatte sie wohl in all der Zeit nicht gelernt, mich komplett auf jemanden einzulassen. Seit meiner Teilnahme an DSDS wusste ich zwar wie man effektiv und seriös arbeitet und damit Erfolg hat, ich hatte Selbstmanagement gelernt und ich wusste wie man sich um eine Wohnung kümmert, diese verwaltet und finanziert. Ich hatte aber vor allem gelernt wie es ist, wenn ich auf mich selbst gestellt bin. Wenn ich ein Lied veröffentlichen möchte, schreibt das keiner für mich. Ich setze mich hin und arbeite daran. Ich musste mir selbst einen Manager und einen Produzenten suchen und eine genaue Vorstellung vom Ziel haben. Aber wie man sich in einer Beziehung fallen lässt ohne sich dabei selbst zu verlieren, dazu konnte ich nicht viel sagen. Basti und ich waren so ein enges Team, dass fremde Personen wohl manchmal meinen würden, dass es uns nur zusammen gibt.

„Du freust dich auch jetzt schon auf ihre Hochzeit", schmunzelte Elli.

„Was, Hochzeit? Sag mir bitte nicht, ihr heiratet", wandte sich Dad an mich, als er und Sarah in diesem Moment in die Küche kamen, „Nicht schon jetzt, meine ich."

„Nein, Dad, keine Sorge. So schnell geht das nicht", antwortete ich mit einem leichten Lachen über mich selbst, da ich sogar noch Hilfe benötigt hatte, eine Entscheidung zum Zusammenziehen zu treffen.