unpassende Überraschung

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Luisa's POV:

Sarah und ich hatten ausgemacht, dass wir unsere Mom zu ihrem Geburtstag in Berlin überraschen würden. Gerade in den letzten Monaten hatten wir unsere Eltern kaum gesehen und dachten, dass das der perfekte Anlass wäre, nach Berlin zu fahren. Ich lebte immerhin seit Jahren schon nicht mehr zuhause und Sarah war zuerst in ihre eigene Wohnung in Berlin gezogen und mittlerweile wohnte sie dort mit Wincent zusammen. Wir sahen uns eigentlich nur noch an Weihnachten. Wir hatten keinem Bescheid gegeben, damit der Überraschungseffekt blieb. Deshalb holte mich Sarah am Bahnhof ab und fuhr uns zur Wohnung unserer Eltern.


„Hast du Mom was gekauft?", hakte ich bei ihr nach.

Hoffentlich ist mein Geschenk gut genug.

„Nur eine Kleinigkeit, du?", blickte Sarah kurz zu mir und dann wieder auf die Straße vor uns.

„Es ist so schwierig was für sie zu finden", seufzte ich frustriert, ich hatte wochenlang nach dem richtigen Geschenk gesucht, „Ich habe nur ein Schmuckset. Und du weißt wie sie da sein kann. Nicht alles gefällt ihr."

„Ja, deshalb habe ich ihr und Dad eine Reise ohne konkreten Termin gebucht. Ich habe da so eine Seite gefunden, die ist klasse. Da kannst du die Reise aussuchen, sie vorab bezahlen aber deinen Termin frei wählen, sobald die Reisenden wissen, wann es bei ihnen klappt", erzählte sie aufgeregt.

„Wohin geht's für die beiden?"

„Nizza und Paris. Als ich Mom das letzte Mal gesehen habe, hat sie nur von euren Urlaubsbildern gesprochen und davon wie gerne sie auch dort gewesen wäre."

„Wow, das ist ja ein super Geschenk. Von wegen Kleinigkeit!"

„Mom wird dein Geschenk genauso mögen."


Sarah parkte ihr Auto in der Wohngegend um das Gebäude herum. Mit unserem Schlüssel öffneten wir die Eingangstür und liefen die ersten Treppenstufen nach oben, doch auf halben Weg hörten wir jemanden schreien. Genauer gesagt schrie Mom. Man, die armen Nachbarn.

„Du bist unglaublich, Ben! Das alles ist dir nicht früher eingefallen? Du konntest mich nicht mal vor warnen? Nein, stattdessen musst du bis zuletzt warten, um mir zu sagen, dass du dich scheiden lassen willst?"

Moment, scheiden lassen? Ich blickte Sarah besorgt an. Sie sah nicht weniger überrascht aus. Wir beeilten uns, um herauszufinden, was los war.

„Na, wie hättest du denn reagiert, wenn ich sage, dass ich mich gerne in zwei Monaten scheiden lassen möchte, hm? Hättest du mich dann nicht angeschrien?", hörte man Dad's wütende Stimme.

Vor ihrer Wohnungstür stand eine voll gepackte Reisetasche und die Tür stand offen, sodass wir unsere Eltern im Gang diskutieren sehen konnten.

„Ihr wisst schon, dass euch jeder hören und sehen kann?", machte Sarah genervt auf uns aufmerksam.


Mit so einer Situation hatten wir nicht gerechnet.

„Was zur Hölle ist hier los?", klang auch ich besorgt.

„Luisa, Sarah, was macht ihr hier?", blickte Dad überrascht von Mom zu uns.

Wir betraten erst einmal die Wohnung und schlossen die Tür hinter uns. Nicht jeder, der vorbeigeht, sollte das mitbekommen.

„Mom hat Geburtstag. Hast du das etwa vergessen?"

„Natürlich hat er das nicht vergessen. Es ist ihm nur gleichgültig", antwortete Mom stattdessen wütend und nahm eine weitere Tasche, die sie mit Kleidung füllte.

„Okay, wird uns jetzt mal jemand sagen warum ihr beiden streitet und warum das Wort Scheidung gefallen ist?"

„Ben, erklär' das mal deinen Töchtern."

„Eure Mom und ich werden uns trennen", sagte er etwas zu emotionslos.

„Wie bitte?"

„Korrigiere, euer Vater lässt sich scheiden und ich ziehe aus", fügte Mom hinzu.


„Wieso?", hauchte Sarah mit brüchiger Stimme.

Damit hatte wohl keiner von uns gerechnet, erst recht nicht sie. Dadurch, dass ich viel früher ausgezogen bin, war sie noch lange allein mit beiden und hatte vermutlich eine noch bessere Bindung zu unseren Eltern aufgebaut als ich. Sarah kam noch dazu ganz stark nach Dad.

„Ich.. Ich kann es nicht sagen, ich weiß es nicht so recht. Aber es passt einfach nicht mehr", druckste Dad herum, so dass uns klar war, dass mehr dahinter steckte, das er Mom und uns verheimlichte.

Sarah und ich tauschten einen Blick aus und nahmen unsere Mom in den Arm, halfen ihr dann beim Packen und fuhren erst einmal zurück zu Sarah's Wohnung. Sie würde wohl vorerst dort wohnen. 

GRENZENLOS II FEUERHERZWhere stories live. Discover now