Berliner Plattenladen

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Luisa's POV

Es war mittlerweile April und einige Monate vergangen, seit ich Basti das letzte Mal gesehen habe. Selbst Karsten und Matt sah ich selten, denn wir waren alle wieder in unseren Alltag zurückgekehrt. Ich hatte Zeit, mir über alles Gedanken zu machen. Im Nachhinein hätte ich wissen müssen, was los ist. Er hatte sich monatelang komisch verhalten, war so distanziert gewesen. Er hatte öfters behauptet, er würde mit den Jungs am Album arbeiten, dabei wusste ich, dass Elli ihre Zeit mit Domi verbrachte. Ich hatte mir gesagt, dass er mit den anderen beiden arbeitete. Wieso hätte er mich anlügen sollen. Es war doch alles perfekt gewesen. Dachte ich.


Moritz nahm den Platz seines Bruders ein, der nun andere Künstler betreute, und wurde mein neuer Manager. Ich arbeitete zwar weiter, allerdings befand ich mich aktuell mehr in der Phase des Song-Schreibens und hielt weniger Konzerte. Ich liebte es, Konzerte zu besuchen und zu veranstalten, aber nach all dem Chaos war es die richtige Zeit, diese Gefühle niederzuschreiben. Von unserer schönen Zeit über den Moment, in dem ich erfuhr was los war, den Streit, den Zusammenhalt mit Elli bis hin zu der Zeit alleine.

Viel mehr als der Moment, in dem ich Basti so gesehen hatte, prägte mich aber die Meinung der Fans. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und mir einzureden, dass es mir egal sei, was andere sagten. Aber ich war nicht so stark wie meine Schwester und konnte alles, was über mich gesagt wird, ignorieren. Kaum hatte ich nur bekannt gegeben, dass wir uns getrennt hatten, war ich das Ziel einer Hasswelle. Ich sollte ihn betrogen haben. Wie konnte man mir das nur unterstellen, vor allem ohne zu wissen wie ich wirklich war? Doch egal wie sehr mich diese Behauptung verletzte, ich sagte nichts weiter dazu. Ich würde nicht schlecht über ihn reden, nicht jetzt.


Was mir dabei half war selbst Musik zu hören und mich von unterschiedlichen Orten inspirieren zu lassen. Deshalb war ich gerade bei meiner Schwester in Berlin und durchstöberte einen Plattenladen auf der Suche nach besonderen Songs. Sie hatten wirklich alles, was man sich nur vorstellen konnte.

„Luisa?"

Als ich die Stimme eines Mannes hörte, drehte ich mich erschrocken um und hoffte inständig, dass es nicht Basti sein würde. Ich malte mir schon das Schlimmste aus, obwohl ich seine Stimme nicht vergessen könnte und wusste, dass er wohl kaum hier auftauchen würde. Aber man konnte ja nie wissen.


„Eugen?", erwiderte ich überrascht, als ich meinen ersten Freund vor mir stehen sah. Es war acht Jahre her, dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben.

„Was tust du denn hier?", lachte er leicht als könnte er es kaum glauben, "Was ein Berliner Plattenladen nicht alles zu bieten hat."

Ich wusste erst gar nicht, wie ich ihn begrüßen sollte. Wie machten das Ex-Freunde? So eine Situation hatte ich noch gar nicht erlebt. Immerhin war er mein einziger Ex-Freund. Mittlerweile wohl eher einer meiner Ex-Freunde. Aber Basti hatte ich seit seinem Wutanfall in meiner Wohnung in Köln nicht mehr gesehen und Eugen bis heute auch nicht. Er nahm mir meine Unsicherheit, indem er mich einfach umarmte und ich es automatisch erwiderte.

„Mir hat mal jemand gesagt, um gute Musik zu produzieren, muss man sich inspirieren lassen. Und dieser jemand hat mich damals auch dazu gebracht, mir einen Plattenspieler zuzulegen. Jetzt stehe ich hier."

„Ah, smarter Typ hab ich gehört. Wobei der ein oder andere Fehler nicht ganz gut war", schien er aufrichtig zu bedauern.

„Das ist acht Jahre her, wir waren Teenager", lächelte ich stattdessen entspannt und zeigte ihm mit einer Geste, dass die Zeit Wunden geheilt hatte. Wenn mir das doch nur bei Basti so leicht fallen würde..

„Muss immerhin ein cooler Typ gewesen sein, immerhin bist du ihm damals nach Amerika nachgeflogen", tat es mir Eugen charmant gleich.


„Tja, so ist das mit dir und mir. Wie geht's dir? Was machst du jetzt?", wechselte ich dann gut gelaunt das Thema. Das war mal eine positive Überraschung.

„Sollen wir wirklich hier darüber sprechen? Das ist mindestens genügend Stoff für einen ganzen Abend."

„Zufälligerweise habe ich frei und ein bisschen Geld übrig. Gehen wir Kaffee trinken? Ich lade dich ein", schlug ich gespannt vor, „Sofern Julia nichts dagegen hat."

„Kann sie gar nicht, wir sind nicht mehr zusammen."

„Okay, das klingt spannend. Lieber doch Abendessen?", schmunzelte ich, denn es schien ihm deshalb nicht schlecht zu gehen, „Hast du noch die gleiche Handynummer?"

„Definitiv Abendessen. Na klar, ich mach mir doch nicht die Mühe und lerne eine neue Nummer auswendig", scherzte er fröhlich, „Ich kann davon ausgehen, dass du mich anrufst, wenn du weißt wann es klappt?"

„Ich schau mal wie weit ich mit meiner Arbeit komme aber du kannst davon ausgehen, dass du noch diese Woche von mir hörst", nickte ich und umarmte ihn zum Abschied, mein Herz pochte aufgeregt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

GRENZENLOS II FEUERHERZWhere stories live. Discover now