Can't stand the feeling

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Yoongi

Tief brummend schob er seinen Körper über den Stoff der Couch, als er langsam wach wurde und die Helligkeit, die durch die Fensterscheiben hinein drang, seine Augen erreichte. Sich der Kuschligkeit hingebend und froh darüber, endlich ohne Rückenschmerzen zu erwachen, drehte sich Yoongi auf die Seite. Er konnte den Druck in seiner Hose schon spüren, doch wollte er noch kurz liegen bleiben bevor er ins Bad taumelte und der Tag für ihn begann. Sanft schob er seine Fingerspitzen über die warme Haut des jungen Mannes neben sich und riss mit einem Mal die Augen auf, um daraufhin in das schlafende Gesicht des anderen zu schauen. Schnell zog er seine Hand zurück, die auf der leicht entblößten Seite des Jüngeren lag.

Auch wenn er den Hautkontakt löste, konnte er seinen Blick nicht abwenden. Zu unschuldig und niedlich lag Jungkook vor ihm, als dass er sich wegdrehen konnte. Er schluckte hart, zwang sich jedoch dann doch dazu, sich wieder auf den Rücken zu drehen und sich aufzusetzen. Er war froh, dass er eine Jogginghose trug, so war der Schmerz in seinen Lenden geringer und sein morgendliches Problem weniger offensichtlich. Lautlos schob er sich von dem Sofa, sah noch einmal zu seinem selig schlafenden Mitbewohner und schüttelte den Kopf. Wie hatte er nur so weich werden können und sich dazu breitschlagen lassen, die Nacht bei ihm zu bleiben?

Immer noch seine Entscheidung bereuend, tapste Yoongi zum Badezimmer und machte sich fertig. Es war bereits später, als gut für ihn gewesen wäre. Die Übungsstunden bei seinem Professor standen auf dem Programm und seine Finger waren bereits jetzt schon müde von Anschlagen der Tasten am gestrigen Tag. Kurz ließ er sich kaltes Wasser über die Hände laufen, um die Sehnen und Muskeln zu kühlen, bevor er sich noch schnell das Gesicht damit benetzte. Langsam strich er mit den Handflächen über seine Wangen und betrachtete sich dabei im Spiegel. Das frittierte Hähnchen von gestrigen Abend hatte seinen Tribut gefordert und er hatte das Gefühl noch runder auszusehen als sonst.

Unzufrieden stöhnte er kurz auf und ging ins Wohnzimmer, in dem Jungkook noch friedlich schlief und nun die gesamte Fläche der Couch für sich beanspruchte. Noch immer nicht vollkommen in der Welt der Lebenden angekommen, stieg er in seine Jeans vom Vortag, zog sich einen Pullover mit zu langen Ärmeln über und schlüpfte in seine ramponierten Schuhe. Es war ein Tag ohne Regen, dafür mit umso mehr Sonne, was Yoongi bereuen ließ, nicht sein Basecap aufgesetzt zu haben, doch war es nun zu spät. Mit gesenktem Blick lief er seinen gewohnten Weg entlang, doch in Gedanken lag er immer noch auf der beigen Couch und sah in das Gesicht seines Mitbewohners, fühlte die samtige Haut des anderen an seinen Fingerspitzen.

Er wollte sich zwingen, nicht daran zu denken und so konzentrierte er sich auf seinen eigenen Schatten, der vor ihm herlief, während er eine unbestimmte Melodie vor sich her summte. Als er sich dabei ertappte, dass er etwas tat, was schon so viele Monate her war, war er verblüfft. Doch war er bereits vor dem Universitätsgebäude angekommen und fand keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Während der Zeit bei Professor Choi verspielte sich Yoongi öfter als sonst und wurde dafür streng gerügt. Bach klang nach Pfütze war noch das netteste Wortspiel seines bereits ergrauten Mentors.

Wieder mit gesenktem Kopf kam er aus dem Gebäude. Die Sonne war bereits wieder der bekannten dunklen Wolkendecke gewichen und seine Stimmung hatte, nach der Schimpftirade von eben, ihren Tiefpunkt erreicht. Während er den Weg nach Hause antrat, vibrierte das Telefon in seiner Hosentasche unentwegt. Es hielt nicht still und war beinahe an seinem Ziel angekommen, als er es unter einem genervten Stöhnen hervorholte. Fünfzehn Anrufe in Abwesenheit in den letzten paar Stunden, nicht schlecht, hartnäckig, dachte sich Yoongi und verdrehte leicht die Augen, bevor er nachsah, wer ihn da belästigte. Kaum sah er den, von ihm persönlich ausgewählten Spitznamen seines Mitbewohners auf dem Display, das immer noch den Standardhintergrund des Herstellers zierte, begann sich ein seltsames Gefühl in ihm breit zu machen. Er hatte kein Guthaben mehr auf dem Telefon, da er es für gewöhnlich nicht brauchte und das Geld lieber sparte, als es für so etwas auszugeben. Yoongi war kurz davor das Smartphone wieder zurück in seine Hosentasche zu schieben, als er inne hielt. Plötzlich vibrierte das Gerät in seiner Hand erneut und er zögerte für einen Moment, bevor er den Anruf von Jungkook annahm.

Remedy ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now