Is my love to much?

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Yoongi

Sein Herz pumpte wie wild und das nur, weil er, wie sonst auch, neben Jungkook lag und eigentlich gerade schlafen sollte. Er konnte nicht. Yoongi bekam seit der Nacht des Taifuns kein mehr Auge zu. Zwar sagte kaum noch ein Wort zu seinem Mitbewohner, doch sein Innerstes schrie förmlich mit jeder Faser heraus, was er für ihn fühlte. Was sollte er auch sagen? Vielleicht, dass er es gemocht hatte, er es gern noch einmal erleben und Jungkook wieder küssen wollte. Er hatte Angst, dass es aus ihm herausbrechen würde, wäre er einen Moment unaufmerksam und hörte auf, die Lippen zusammen zu pressen.

Schmerzlich erinnerte sich an den Tag zurück, an dem Frau Kang die für ihn unangenehmste Geschichte erzählte, die er je gehört hatte. Er musste in der Hölle gelandet sein, seine ganz persönliche, in der er gezwungen wurde, immer und immer wieder daran erinnert zu werden. Unmöglich konnte er seinem Mitbewohner gestehen, dass er sich in diesen verliebt hatte. Was würde er schon an ihm finden, vielleicht war Jungkook in der Nacht einfach nur langweilig gewesen. Sofort verwarf er den Gedanken wieder und schüttelte vehement den Kopf. Irgendetwas musste da sein zwischen ihnen, doch etwas zu riskieren, das traute er sich einfach nicht.

So lag er wach, bis zum Anbruch des neuen Tages und stellte sich schlafend, als Jungkook begann sich gemächlich neben ihm zu bewegen. Ab und an lugte er unter der Decke hervor, wenn er dachte unbeobachtet zu sein und erhaschte so den einen oder anderen Blick auf den jungen Mann, der schon wenig später das Haus verließ. Zögerlich krabbelte er unter dem schweren Stoff hervor, rutschte an den Rand der Couch und starrte zu Boden.

„Verdammter Feigling", nuschelte er vor sich hin und sah kraftlos zur Kaffeemaschine hinüber. Gerädert stand er auf, zog sich das alte Shirt vom Oberkörper und ließ die Boxershorts einfach irgendwo auf dem Weg zur Küchenzeile liegen. Er brauchte Energie, vorher würden ihn keine zehn Pferde dazu bekommen irgendwohin zu gehen, sogar die Dusche schien ihm zu weit entfernt.

Das Brummen der Maschine war wie Musik in seinen Ohren und so stand er mit geschlossenen Augen an die Arbeitsplatte gelehnt und wartete. Plötzlich zerrte ihn ein Knacken aus seinen Gedanken und sofort vermutete er die Eingangstür dahinter. Wenn Jungkook ihn jetzt so sah, konnte er sich gleich von der Brücke am Park stürzen. Panisch suchte er nach etwas, um seine Blöße zu bedecken und merkte dann doch, dass es nur falscher Alarm war. Hier stand er nun, Min Yoongi, nackt und eindeutig paranoid.

Auch später am Tag sah er sich immer wieder um, ob er auf seinem Weg zur Universität irgendwo einen jungen Mann mit Sporttasche entdeckte. Was Jungkook am regelmäßigen Herumhüpfen mit ein paar anderen fand, war ihm immer noch schleierhaft, dass er diesem jedoch gern dabei zusah, war ein Fakt. Das Bild von Jungkook mit feuchtem Haar, das Shirt, das sich an den Körper des Jüngeren schmiegte und erst diese Bewegungen, ließen Yoongi plötzlich warm werden. Als er sich nun auch noch an das Gefühl erinnerte, das ihm während der vielen Küsse durchzog, stolperte er auf dem nassen Rasen, rutschte beinahe aus und war einem Herzinfarkt nahe.

Selbst während der Proben dachte er nur an Jungkook, verspielte sich immer wieder und erntete dafür das Gebrüll seines Mentors. Eine andere, neue Melodie hatte sich schon vor einiger Zeit in seinen Kopf geschlichen und wollte einfach aus ihm herausbrechen. Er komponierte sie, wenn sein Mitbewohner neben ihm endlich eingeschlafen war und er dessen typisch gleichmäßige Atmung hörte. Wenn er mal wieder vor einem Gespräch mit Jungkook geflüchtet war, suchte er sich einen ruhigen Ort, zog das zerknitterte Notenpapier aus der Hosentasche und zeichnete wie wild drauf los. Wenn der andere der Grund für seine wiederkehrende Kreativität war, sprach auch das dagegen, dass er sich ihm offenbarte. Jungkook war wichtig für ihn, wichtiger als alles andere, sogar als sein Traum von dem schwarzen Klavier, dass er immer Mal wieder im Schaufenster des Musikladens besuchte.

Remedy ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz