20. London

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"Verdammt nochmal! Warum ist dieser Flughafen so riesig?"

Nico, Dad und ich hetzten durch die Flure und suchten unser Gate. Gerade eben kam eine Durchsage, dass unser Flug in zehn Minuten starten würde.

"Da vorne!", schrie Dad. Tatsächlich! Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen.

Gerade noch rechtzeitig kamen wir an, unsere Tickets wurden gescannt und wir konnten in den Flieger.

Davor drehte ich mich nochmal zu Dad um und fiel ihm um den Hals. "Danke nochmal. Es war so toll, dich endlich mal wiederzusehen." Ich vergrub mein Gesicht in seinem Hemd und schluchzte leise.
"Ruhig Prinzessin. Konzentriere dich auf das, was vor dir liegt. Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Machs gut."

Ich löste mich von ihm, ergriff Nicos Hand und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu unseren Sitzplätzen.

Wir verstauten unser Gepäck in den Fächern über uns und setzten uns. Nico überließ mir den Fensterplatz.

Ich stierte aus dem Fenster. Das Flugzeug war nun auf der Startbahn und beschleunigte immer mehr. Ich wurde fest in meinen Sitz gepresst und sah zu, wie München unter mir kleiner und kleiner wurde.
Auch wenn es nur für eine Woche war, vermisste ich meine Familie jetzt schon. Und Lucie, der ich versprechen musste, ihr jeden Tag zu schreiben und sie anzurufen. Trotzdem. Es war wie Dad es gesagt hatte: Ich sollte mich auf das konzentrieren, was jetzt vor mir lag. Und darauf freute ich mich freilich. Ich würde Harry endlich persönlich treffen. Und auf sein Konzert gehen. Und bei ihm wohnen. Es war alles so verrückt! Vor etwa vier Wochen hatten wir uns kennengelernt. Was seitdem nicht alles passiert war...

~~~

Nach etwa einer Stunde Flug landeten wir ohne Zwischenfälle in London. Wir mussten alle das Flugzeug verlassen. Dann kam der Teil, vor dem ich mit am meisten Angst hatte: Mich von Nico verabschieden.
Wir standen eng umschlungen vor einem kleinen Cafe. Natürlich heulte ich schon wieder. Jetzt konnten wir uns wirklich vier Monate nicht sehen. Es tat mir in der Seele weh ihn loszulassen.

"Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch."

Ein letzter Kuss, eine letzte Träne, eine letzte Umarmung, der letzte Kontakt unserer Hände, dann drehte ich mich um und lief auf den Ausgang des Flughafens zu.

Na super. Und wie sollte ich jetzt in dem Gedrängel diesen Bodyguard von Harry finden? Bill, oder wie der hieß.

Suchend blickte ich mich um. Dann musste ich unwillkürlich lächeln. Gefunden! Also auffälliger ging es kaum.

Inmitten der Menge stand ein Mann. Ganz in schwarz mit breiter Statue, komplett bewegungslos. Und als ob das noch nicht genug Klischee war, hatte er auch noch ein Headset im Kopf.

Ich ging auf ihn zu meinen Koffer hinter mir herziehend und streckte ihm die Hand entgegen. "Hi, ich bin Diana. Du bist Bill, oder?"

Sein Kopf wandte sich mir zu und musterte mich eine Weile regungslos. Dann verzog sich sein Mund zu einem Lächeln, er ergriff meine Hand und antwortete: "Ganz richtig, Madame. Ich bin Bill. Komm mit, wir gehen zu meinem Wagen."

Ich folgte Bill durch die Menge bis wir schlussendlich das Flughafengebäude verlassen hatten und vor einem schwarzen Van mit getönten Scheiben standen. Ich fühlte mich wie in einem Film. Als ob die Promis wirklich mit so etwas rumfuhren. Das war so bescheuert und skurril.

Bill hielt mir die Tür auf und ich kletterte ins Innere des Vans. Bill verstaute währenddessen mein Gepäck im Kofferraum.

Die Sitze waren mit hellem Leder überzogen und an den Seiten leuchteten warme LED-Lichter. Bill stieg nun auch ein und er fuhr los.

"Ich fahre Sie jetzt also zur O2-Arena zu Mr. Styles."
"Korrekt." Ich kicherte. "Du kannst mich übrigens gerne einfach Diana nennen und mich duzen", bot ich ihm an und erntete dafür ein weiteres Grinsen.

Ich glaubte, Bill und ich konnten gute Freunde werden.

Wir fuhren nicht lange, nur etwa zehn Minuten. Dann erblickte ich schon die Arena.

Hier würde heute Abend also Harrys Konzert stattfinden.

Bill parkte auf dem komplett leeren Parkplatz vor der Arena. "So Endstation. Wir sind da."

Ich stieg aus und sah mich um. "Dort vorne ist der Künstlereingang, da musst du hin. Ich kann dich leider nicht begleiten. Ich werde dein Gepäck schon zu Harry in die Wohnung bringen. Brauchst du noch irgendwas davon?"

Ich überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Okay Diana. Dann machs gut. Wir sehen uns bestimmt bald wieder." Bill grinste mich an, stieg in den Van und fuhr davon.

Jetzt war ich alleine. Ich ging auf die Tür zu, den Künstlereingang, wie Bill mir erklärt hatte, und tippte währenddessen eine kurze Nachricht in die Diana-auf-großer-Tour-Gruppe. Lucie hatte sie extra erstellt. Mitglieder waren natürlich sie, Josh, meine Eltern und Nico.

D: Hallo zusammen. Ich bin vor einer halben Stunde gut gelandet und bin auch schon an der O2-Arena. Alles hat so geklappt wie vereinbart. Jetzt muss ich nur noch Harry finden. Ich melde mich später nochmal.

Augeregt zog ich die Tür auf und betrat die Arena. Mich empfing ein in Neonlicht getauchter Flur. Zahllose Türen gingen rechts und links des Ganges ab.

Na toll. Wie sollte ich hier jemals irgendwas finden? Und dann hatte ich doch auch noch so einen super ausgeprägten Orientierungssinn.

Stöhnend raffte ich mich auf, lief den Gang weiter und ignorierte die Türen an den Seiten. Der Gang war endlos. Schließlich verbreiterte sich der Flur etwas und ein anderes Licht fiel hinein.

Ich ging etwas schneller und trat aus dem Flur hinaus. Was ich nun sah, verschlug mir fast den Atem. Ich stand seitlich von der Bühne der O2-Arena und ich konnte das ganze Stadion überblicken. Hier hatten tausende Menschen Platz. Und sie alle würden nur Harry zuhören.

Auf der Bühne wuselten hunderte Menschen herum. Ich kam mir ganz schön verloren vor. Eine Frau hastete an mir vorbei, ich wollte sie ansprechen, doch sie lief einfach weiter.

Alle wirkten so beschäftigt. Alles war hektisch.

Wo sollte ich jetzt bloß hin?

Plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir. Eine Stimme, die sich in der Realität noch viel schöner anhörte, als durch eine Kamera oder ein Mikrofon hindurch. Eine Stimme, die mir eine Gänsehaut verursachte.

"Ganz schön überwältigend, nicht wahr?"

Ich drehte mich um.

"Hallo Diana."

Come Back Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt