25. Nervenzusammenbruch

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Ich musste träumen. Hatte gerade ernsthaft Harry Styles mir einen Song gewidmet?

Als seine Stimme erklang, schossen mir abermals Tränen in die Augen. Wie er dort stand. Fast alleine auf dieser riesigen Bühne. Ein einziger Scheinwerfer auf ihn und seine Gitarre gerichtet.

If I could fly, I'd be coming right back home to you
I think I might give up everything, just ask me to
Pay attention, I hope that you listen 'cause I let my guard down
Right now I'm completely defenseless

Harry sah mich an. Und in dem Moment erkannte ich, warum wir beide uns so gut verstanden. Weil wir uns von Anfang an füreinander geöffnet hatten. Für mich war Harry nie der Superstar gewesen, der er eigentlich war, sondern eben auch nur ein Mensch. Jemand, dem ich vertrauen konnte. Und ich war für Harry nicht nur irgendein Mädchen von tausenden gewesen, sondern jemand ganz Besonderes. Wir sahen uns beide, wie wir wirklich waren. Vermutlich war das etwas ganz Seltenes, was wir hatten und in genau dieser Situation schwor ich mir, dass ich Harry niemals verletzen würde. Niemals!

For your eyes only, I'll show you my heart
For when you're lonely and forget who you are
I'm missing half of me when we're apart
Now you know me, for your eyes only
For your eyes only

Ja, er hatte sich für mich geöffnet. Nur für mich. Ich kannte ihn jetzt bereits besser als vermutlich viele seiner Freunde. Und als wir uns endlich getroffen und uns umarmt hatten, war es als wären wir nun endlich komplett. Als ob die ganze Zeit etwas von mir gefehlt hätte und nun, da Harry da war, ich endlich ganz war. Harry war meine fehlende Hälfte. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihn liebte. Nicht wie Nico, sondern viel stärker, tiefer. Er war mein Bruder, mein Seelenverwandter.
Gott, wie konnte ich soetwas nur denken, wenn davon jemals irgendwer erfahren sollte... Nein, das durfte einfach nicht passieren.

Harry sang den Song zu Ende und beim letzten Refrain waren seine Augen unverwandt auf mich gerichtet. Ich bemerkte, dass einige neben mir stehende Fans mich bereits komisch ansahen, doch das war mir egal. Harry war da. Das war das Einzige was gerade zählte.

Als der letzte Ton verklang, ging gleichzeitig das Licht aus, man hörte nurnoch ein kurzes "Danke und kommt gut nach Hause" von Harry und dann war das Konzert vorbei.

Ich stand regungslos da. Als einige Fans die Halle bereits verlassen hatten und sich die Arena langsam leerte, sank ich auf den Boden. Ich weinte. Mir war es egal, wer mich sah und was sich die Leute dachten, aber ich war völlig fertig.

Mein Leben hatte sich innerhalb weniger Wochen komplett auf den Kopf gestellt. Harry Styles widmete mir ein Lied und als ob das nicht genug wäre, kam jetzt noch die Erkenntnis hinzu, dass mir Harry langsam aber sicher immer wichtiger wurde, als er eigentlich sollte. Ich schlang meine Arme um mich und weinte weiter. Ich konnte nicht mehr aufhören, alles drehte sich.

Ich bekam nicht richtig mit, wie sich irgendwann jemand zu mir herabbeugte und mich schließlich, nachdem ich nicht antwortete, hochhob und wegtrug. Ich klammerte mich an diese Person. Ich konnte nicht mal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war.

Die Person lief lange. Trotzdem hatte ich mich immer noch nicht beruhigt, als ich auf ein Sofa gelegt wurde. Ich rollte mich ein und schluchzte weiter vor mich hin. Die Person verließ das Zimmer und irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein.

~~~

Als ich wieder aufwachte, fühlte ich mich schrecklich. Mein Hals war ausgetrocknet und meine Augen waren verklebt. Ich versuchte vorsichtig meine Wimpern auseinanderzubekommen und schaute mich um.
"Sie ist wach, sag Harry Bescheid", erklang Zoes besorgte Stimme und sogleich erschien ihr besorgtes Gesicht über mir. "Hey Süße, alles gut?"
"Wasser", krächzte ich nur. Zoe verschwand kurz aus meinem Blickfeld und kam dann mit einem Glas Wasser zurück, was ich in einem Zug herunterkippte.

Danach fühlte ich mich gleich etwas lebendiger und besser. "Du hast uns so einen Schrecken eingejagt. Was ist denn passiert?", fragte Zoe, doch ich ging nicht darauf ein.
"Was ist hier überhaupt los?" Ich konnte mich nicht wirklich mehr daran erinnern, was passiert war.
"Keine Ahnung. Nolan hat dich nach der Show auf dem Boden in der Halle gefunden. Er hat dich hierher getragen und jetzt hast du gerade drei Stunden geschlafen."

Plötzlich ging die Tür auf. "Harry kommt gleich. Er ist beim letzten Meet-and-Greet und dann wird er hier sein." Newt beugte sich nun auch über mich. Ich setzte mich auf. Shit, ich hatte Kopfschmerzen. "Was war denn mit dir los?", fragte nun auch er.
"Keine Ahnung", antwortete ich mehr oder weniger wahrheitsgemäß. "Ich kann mich nicht mehr so gut dran erinnern."

Newt nahm mir das nicht ab, das konnte ich ihm genau ansehen, aber zum Glück fragte er nicht weiter nach. Also saßen wir schweigend in dem Raum herum und warteten auf Harry, der kurze Zeit später durch die Tür stürmte.

Als er mich erblickte, rannte er sofort zu mir und schloss mich in die Arme. "Oh Gott, Diana, ich habe mir solche Sorgen gemacht." Ich hörte im Hintergrund wie Newt und Zoe leise das Zimmer verließen und uns alleine ließen. Ich schloss meine Arme um Harry und meine Tränen begannen wieder zu laufen.

"Shh alles gut. Ganz ruhig. Ich bin ja da", versuchte Harry mich zu trösten und streichelte beruhigend über meinen Rücken. Tatsächlich entspannte ich mich langsam. "Geht es wieder?" Harry sah mich prüfend an.
"Ja, geht schon.", schniefte ich.

"Wegen vorhin -", wollte ich anfangen, doch Hary unterbrach mich.
"Du musst mir das nicht erzählen, wenn du nicht möchtest. Du kannst dir Zeit lassen, es muss nicht jetzt sein." Dankbar lächelte ich ihn an. Ich musste mir selbst erstmal darüber klar werden, was passiert war und ich rechnete es Harry hoch an, dass er das erkannte.

"Aber wenn du dich dazu in der Lage fühlst, sollten wir so bald wie möglich von hier losfahren. Dann bekommen wir beide heute Nacht wenigstens noch etwas Schlaf."

Ich nickte und stand auf. Vor der Arena wartete der schwarze Van. Bill saß am Steuer. Er fuhr uns zu Harrys Apartment. Ich war so fertig. Mein Kopf sackte gegen die Scheibe und ich schlief wieder ein.

Come Back Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt