22. Neue Bekanntschaften

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Die Leute johlten auf und Newt klopfte mir begeistert auf den Rücken.

Ich war überrascht. Tatsächlich schmeckte dieses Viech gar nicht so schlecht wie erwartet. Trotzdem machte sich ein bitterer Geschmack in meinem Mund breit.

"Hier." Hilfsbereit hielt mir Harry ein Glas mit Cola hin, welches ich zügig austrank und damit die letzten Reste des Insekts meinen Rachen hinunterspülte.

"Willkommen im Team", grinste Newt und gab den anderen ein Zeichen. Sie standen auf und gingen zu einem Schrank in der Ecke des Raumes und holten daraus jeder einen riesigen Pizzakarton hervor. Ich musste wohl reichlich verwirrt ausgesehen haben, denn Harry klärte mich nun auf: "Nimm es uns nicht übel. Wir machen das immer mit Jedem, der neu zu uns kommt. Das war gerade eine Art Test, den du aber mit Bravour bestanden hast."

Fassungslos starrte ich ihn an. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein? Newt lachte über meinen belämmerten Gesichtsausdruck und meinte nur: "Ach komm schon, hab dich nicht so. Jeder musste da durch. Und so schlecht sind die Heuschrecken wirklich nicht. Das ganze restliche Zeug ist übrigens aus Plastik und steht nur zur Dekoration da. Komm, wir setzen uns zu den Anderen. Wir haben reichlich Pizza für euch übrig."

Irgendwie war ich wütend, aber ich schob meine negativen Gedanken beiseite und setzte mich zwischen Harry und die junge Frau in meinem Alter.

"Hey. Diana, richtig?", sprach sie mich an und ich nickte mit vollem Mund, da ich mir bereits ein Stück Pizza geklaut hatte. "Ich bin Zoe. Wahrscheinlich hast du meinen Namen schon längst wieder vergessen. Deshalb jetzt nochmal in Ruhe." Sie grinste mich schief an.
"Stimmt. Aber ich bin sowieso nicht so gut darin, mir Namen zu merken", gab ich ihr Recht.

"Hey, Diana, gib mir doch mal gerade ein Schöfferhofer rüber", rief jemand. Am Tischende saß ein braunhaariger Typ und fuchtelte aufgeregt mit seinen Armen herum. Ich nahm ein Schöfferhofer und schubste es über den Tisch zu dem Typen. "Danke Süße."

Zoe verdrehte genervt die Augen. Ich musterte sie grinsend. "Was ist denn?", fragte ich.

"Das war Will Andrews. Der größte Frauenaufreißer aller Zeiten. Der Typ ist mir so unsympathisch."

"Oh gut, dass du es erwähnst. Das wäre mir sonst gar nicht aufgefallen", sagte ich ironisch und lachte.

Warum waren hier alle nur so furchtbar nett? Gut, Will mochte ein Idiot sein, aber Newt, Zoe und Harry waren einfach wunderbar. Und der Rest bestimmt ebenso.

Plötzlich öffnete sich die Tür zu dem Raum abermals. Ich drehte mich um, da ich mit dem Rücken zur Tür saß und war baff erstaunt.

Herein trat ein wunderschönes Mädchen. Lange blonde Haare, blaue Augen, perfekter Modelkörper. Und sie bewegte sich so, als wüsste sie ganz genau, wie wunderschön sie war. Mit offenem Mund starrte ich sie an.

"Oh ne, die hat jetzt gerade noch gefehlt", zischte Zoe und rollte abermals mit den Augen. Verwundert sah ich sie an. "Wieso? Wer ist das?"

"Das ist Charlena Dalton. Sie -"

Weiter kam sie nicht, denn eine engelsgleiche Stimme unterbrach sie. "Entschuldigt mich bitte. Ich habe ewig nach meiner Kette gesucht." Charlena deutete auf eine monströse Perlenkette, die eng an ihrem Hals anlag. "Aber jetzt bin ich ja hier."
Sie zwinkerte in die Runde und mir war, als bliebe ihr Blick an Harry etwas länger haften, als an den anderen.

"Oh, und du bist bestimmt Diana", zwitscherte sie und kam auf mich zu. Sie streckte mir ihre feingliedrige Hand entgegen und ich ergriff sie. "Schön dich kennenzulernen. Ich bin Charlena Dalton. Ich bin Harrys persönliche Assistentin." Sie klimperte mit ihren langen Wimpern.

Plötzlich überkam mich ein Gefühl des Abscheus. Ihre Stimme klang zu sanft, zu lieb, als dass sie echt sein konnte. Aus der Nähe konnte ich außerdem erkennen, dass sie Kontaktlinsen trug und wenn mich nicht alles täuschte, bestanden ihre Haare hauptsächlich aus Extensions.

Wie billig.

Charlena strich nun um Harry herum und zupfte an seinem Hemd. Er ließ die Prozedur über sich ergehen, doch für einen kurzen Moment glaubte ich, so etwas wie tiefen Widerwillen zu erkennen. Natürlich musste sich Charlena auch neben Harry drängeln. Beinahe saß sie auf seinem Schoß, aber glücklicherweise auf der anderen Seite und nicht neben mir.

Langsam wurden alle Gespräche wieder aufgenommen. "Ich bin Charlena Dalton. Ich bin Harrys persönliche Assistentin", äffte Zoe Charlena leise nach. Ich musste grinsen und fragte neckend zurück: "Sag mal, kannst du hier überhaupt jemanden leiden?"

Zoe zuckte nur mit den Achseln. Dieses Mädchen war der Hammer. Vermutlich hieß ihr Lebensmotto: Scheiß auf alles.

Wir lachten, aßen und tranken viel und lange. Nach und nach lernte ich die anderen Leute kennen und Zoe war dabei wirklich hilfreich, auch wenn sie zu fast jedem einen bissigen Kommentar abließ.

"Also neben Charlena, Harrys persönlicher Assistentin sitzt Henry. Er gehört eigentlich nicht zu uns, aber er plant die ganzen Veranstaltungen hier in der O2-Arena, deshalb ist er hier. Keine Ahnung, aber ich glaube der Typ raucht mindestens drei Päckchen Zigaretten am Tag, so wie der stinkt. Am Kopfende sitzt eben mein lieber Freund Will Andrews. Er ist genauso billig wie Charlena. Er ist Schlagzeuger und fühlt sich immer obercool. So unnötig.
Dann auf der anderen Seite neben ihm sitzt Riana und einen Platz weiter Lena. Die beiden sind Backgroundsängerinnen und eigentlich ganz nett, wenn Charlena sie nicht zu ihren Mitläuferinnen gemacht hätte. Gegenüber von Harry sitzt Jeffrey Azoff. Er ist Harrys Manager und einer der Wenigen, über die ich kein schlechtes Wort verlieren will. Der Typ ist echt korrekt und hat Harry im Griff. Neben ihm sitzt Newt, den kennst du ja schon. Am anderen Kopfende ist dann Pamela, Harrys Visagistin, Stylistin und was weiß ich für ein Zeug. Sie ist zwar ganz lieb, aber ihr Intelligenz-Quotient ist nicht so hoch. Lou war mir lieber, also die alte Visagistin, damals von One Direction. Tja, und dann komme ich an die Reihe: Zoe Winterbottom, Keyboarderin und erste Backgroundsängerin. Jetzt kennst du alle."

Okay, diese ganzen Informationen musste ich erstmal verdauen. Das waren mir zu viele Menschen.

Ich nickte nur stumm.
"Ja, ich weiß, wir sind ganz schön Viele und das war ja nur ein winziger Teil. Aber es ist toll mit ihnen. Es fühlt sich an als wären wir alle eine Familie. Und das alles nur, weil uns eine Sache beziehungsweise ein Mensch vereint und uns zusammenhält: Harry."

Come Back Where stories live. Discover now