24. Das Konzert

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Mittlerweile war im Backstagebereich wieder etwas Ruhe eingekehrt. Harry, Newt und Zoe waren beim Soundcheck und ich hielt mich in Harrys persönlicher Musikergarderobe auf.

Ich tippte ein bisschen auf meinem Handy herum und schrieb in unsere Gruppe, wie es mir bisher ergangen war und dass ich viele neue Leute kennengelernt, die allesamt total lieb zu mir waren.

Irgendwann öffnete sich die Tür und Pamela, die Stylistin, trat herein. Im Gegensatz zu Zoe, die aber auch gegen jeden etwas hatte, verstand ich mich prima mit ihr. Wir alberten viel herum und sie gab mir einige Schminktips, die ich gerne annahm. Eigentlich war ich zwar eher selten geschminkt, meistens nur bei unseren Tanzauftritten, aber man wusste ja nie.

Nach einer weiteren Stunde kam Harry dann hinein. "Hey ihr beiden. Wir sind jetzt fertig mit dem Soundcheck." Pamela verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Raum und ich sah Harry fragend an. "Oh stimmt, das weißt du gar nicht", lachte er, "In der Zeit zwischen Soundcheck und Styling für das Konzert, was etwa eine halbe Stunde vor Beginn anfängt, bin ich meistens alleine. Das ist so ein Ritual bei mir."

"Oh", machte ich nur und stammelte dann: "Hm ja okay... Äh... Dann... Äh... Ich geh dann mal." Harry grinste mich nur an und ich ging ebenfalls aus dem Zimmer heraus und ließ Harry alleine.

~~~

"Hier bist du." Newts Stimme ließ mich zusammenzucken. "Ich habe überall nach dir gesucht. Das Konzert fängt in fünf Minuten an, du musst in die Halle."

Ich schaute auf meine Uhr und verdammt, er hatte Recht. Das Konzert wollte ich schließlich live mitverfolgen und nicht im Backstagebereich verbringen.

"Ist sie das?", erklang eine tiefe Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und fand mich Auge in Auge mit einem wahren Riesen von Mann wieder. Er war dunkelhäutig und gekleidet wie ein typischer Security.

"Ja. Diana, das ist Nolan. Nolan, das ist Diana. Du musst sie schnell nach vorne bringen."

Nolan grummelte nur etwas Unverständliches, drehte sich einfach um und ging.

"Los, Diana. Geh mit ihm. Wir sehen uns nach der Show."

Also folgte ich Nolan, der mich durch weitere verwinkelte Flure führte, bis wir schließlich unterhalb der Bühne, aber auf der anderen Seite der Absperrung landeten. Wir gingen ein Stück weiter und direkt in der Mitte vor der Bühne machte Nolan Halt.

Ich überlegte gerade noch, wie ich über die Absperrung klettern sollte, ohne dabei eine allzu schlechte Figur zu machen, als Nolan mich einfach unter den Armen griff und über die Absperrung hob.

Die Mädchen, die genau an dieser Stelle standen, warfen mir stechende Blicke zu und ich glaube ich wäre auf der Stelle umgefallen, wenn Blicke töten könnten.
"Hey du Tussi, pass doch auf", zickte mich ein Mädchen in einem violetten Glitzertop an. Passend dazu waren ihren Lippen mit einem Lipgloss derselben Farbe bemalt.

Ich schaute sie abschätzig an und wollte gerade etwas erwidern, als Nolan sich einschaltete, der das Spektakel mitangesehen hatte. "Ruhe da. Ihr lasst sie in Ruhe, ansonsten muss ich euch leider bitten, das Konzert zu verlassen." Das Mädchen murmelte irgendwas zu einem anderen Mädchen und wandte dann ihren Blick von mir ab.

Ich lächelte Nolan dankbar zu. Nicht, dass ich das auch alleine geregelt bekommen hätte, aber so war es deutlich einfacher.

Dann ging das Licht aus und alle kreischten wie verrückt los. Ich dachte, dass meine Ohren platzen würden. Es vergingen ein paar Minuten, in denen einfach nichts passierte. Das Kreischen nahm trotzdem nicht ab, im Gegenteil: Es steigerte sich immer mehr. Die Anstrengung der bestimmt jetzt schon heiseren Teenies wurde belohnt, als mit einem Mal das Licht wieder anging und Harry auf der Bühne stand. Er fing direkt an mit Kiwi, was eins meiner Lieblingslieder von ihm war.

Ich musste unwillkürlich grinsen. Es war wundervoll zu sehen, wie er ganz in seiner Musik aufging. Er rannte über die Bühne, tanzte - was meistens mehr wie eine behinderte Robbe aussah, als ein ernstzunehmender Tanz - und schrie sich die Seele aus dem Leib.

Und er lachte. Sehr viel. Man sah ihm an, dass er glücklich war. Man sah ihm an, dass er dafür geboren war auf der Bühne zu stehen und die Menschen zu verzaubern. Man sah ihm an, dass die Musik seine Welt war.

Dann kam Falling. Ich liebte diesen Song so sehr. Jedes Mal, wenn ich das Lied hörte, stiegen mir unwillkürlich Tränen in die Augen, weil der Text so ehrlich und die Musik so ergreifend war. Und genau in dem Moment als Zoe am Keyboard mit dem Vorspiel begann, traf mein Blick auf Harrys grüne Augen. Er fixierte mich und in diesem Moment bekam ich eine Gänsehaut wie nie zuvor. Ich hatte das Gefühl, er könnte bis in meine Seele sehen.

Dann schloss er die Augen und begann mit seiner wunderbaren Stimme zu singen. Ich stand regungslos da und hörte ihm einfach nur zu. Ich wandte kein einziges Mal meinen Blick von ihm ab. Tränen liefen mir übers Gesicht, aber ich war nicht dazu in der Lage, sie wegzuwischen. Ich sah einfach nur Harry an. Harry Styles, den Sänger, der sich mit jedem Wort, was er von sich gab, mehr in mein Herz sang.

Als das Lied endete, öffnete er wieder seine Augen und ich konnte auch in ihnen Spuren von Tränen erblicken. Wie viel Leid er wohl erlitten haben musste?

Nach dem Song gab es eine kurze Pause und danach ging es weiter. Er spielte all seine großen Hits: Adore you, Sign of the times, Sweet creature, Watermelon Sugar und so viele mehr.

Irgendwann, nach Golden, begann Harry zu sprechen. Er bedankte sich bei allen Leuten, die hier gewesen waren und dass dies nun das Ende des Konzerts sei. Harry verbeugte sich ein paar Mal und rief zum Applaus für Zoe am Keyboard, Newt an der Gitarre, Will am Schlagzeug und Riana und Lena, die beiden Backgroundsängerinnen, auf. Ich klatschte wie wild, besonders natürlich bei Zoe und Newt.

Ich blickte wieder zu Harry und erstarrte. Er sah mich direkt an und irgendwas in seinem Blick sagte mir, dass jetzt etwas sehr Wichtiges folgen würde.

"Wie ihr alle wisst, war ich nicht immer Solokünstler. Es gab eine Zeit, da war ich Mitglied der Boyband One Direction." Er konnte nicht weitersprechen, denn das Gekreische der Fans übertönte nun vermutlich einen Düsenjet. Als sich die Leute wieder einigermaßen beruhigt hatten, fuhr Harry fort. "Und wir haben damals jede Menge Songs zusammen geschrieben. Einer dieser Songs war If I could fly. Diesen Song möchte ich heute als Abschluss noch singen." Das Geschrei zwang ihn wieder zu einer kurzen Pause.

"Und ich möchte den Song Jemandem widmen. Einer Person, die ich noch gar nicht so lange kenne, aber die zu meiner Lästerschwester wurde. Ich bin froh, dass du heute Nacht hier bist."

Harrys grüne Augen schauten mich an, hielten mich gefangen in seinem Blick. "Dieser Song ist für dich."

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