54. Die anderen Beiden

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Erstaunlicherweise hatten weder meine Mum und Josh noch Lucie etwas dagegen. Im Gegenteil: Mum strahlte mich an, als ich ihr davon erzählte und meinte, dass ich auch blöd gewesen wäre, wenn ich die Gelegenheit nicht wahrgenommen hätte. Josh grinste nur. Und Lucie jammerte zwar zuerst herum, dass wir uns nun schon wieder drei Wochen nicht sehen konnten, aber im Endeffekt freute sie sich für mich.

So stieg ich am nächsten Tag tatsächlich in den Flieger und machte mich wieder auf die Reise nach London.

Bill holte mich wie verabredet vom Flughafen in London ab und brachte mich zu Harrys Villa.
Auf der Fahrt redeten wir sehr viel. Ich erzählte ihm von meinem geplanten Album und er lauschte interessiert. Im Gegenzug berichtete er mir, dass Harry wohl kurz nach seinem Besuch in München gegen eine geschlossene Glastür gelaufen war, weil er angeblich an mich gedacht hatte.

Nach kurzer Zeit erreichten wir Harrys Haus. Ich bedankte mich bei Bill und wollte gerade klingeln, als die Haustür aufgerissen wurde und ich fast von einem blonden Iren umgeworfen wurde.

Lachend fiel ich Niall in die Arme. Er seufzte theatralisch auf. "Diana, mein Herzblatt. Ich habe dich so vermisst."
Feixend ließ ich ihn wieder los. "Ich dich auch, du Idiot."

"Komm mit. Harry ist gerade auf Toilette und die anderen Jungs sind noch nicht da."

Ich folgte ihm ins Haus und sofort erkannte ich die Wärme wieder, die die Villa trotz ihrer Größe ausstrahlte wieder. Alles erinnerte mich an Harry.

Während Niall umständlich ein paar Sofakissen zurechtrückte und ich ihm grinsend dabei zusah, schlossen sich auf einmal von hinten zwei starke Arme um meinen Oberkörper. Schnell entwand ich mich der Umarmung und drehte mich mit dem Gesicht zu ihm.
Harry stand hinter mir und sah mich einfach nur aus seinen tiefen grünen Augen an. Wie von selbst streckte ich meine Arme nach ihm aus und er schloss mich bereitwillig in eine tiefe Umarmung.

Schon wieder brannten Tränen in meinen Augen, doch ich zwang mich dazu, sie nicht fließen zu lassen. Lange standen wir einfach nur da. Ich war so froh wieder bei ihm sein zu können, all der Streit, die Missverständnisse und Lügen waren vergessen. In diesem Moment zählten nur wir beide.

Niall räusperte sich nach einiger Zeit und unterbrach damit unsere innige Umarmung. "Ich will euch ja nicht stören, aber wenn ich es richtig gesehen habe, kommt dort gerade Liam." Damit holte er uns wieder zurück in die Realität. Verlegen löste ich mich von Harry. Tatsächlich hatte ich für einen kurzen Moment alles vergessen und es einfach nur genossen, ihm so nahe sein zu können.

"Hallo. Ist jemand da?", rief eine Stimme durch das gesamte Haus. Irritiert sah ich Niall und Harry an. "Er hat einen Schlüssel. So wie die anderen Jungs auch", erklärte Letzterer.

"Wir sind im Wohnzimmer", schrie Niall zurück. Kurz darauf tauchte ein braunhaariger junger Mann auf, der einen schwarzen Koffer hinter sich herzog und mit der anderen Hand einen Schlüssel, ein Portmonee und ein Handy balancierte.

Er ließ alles auf den nächstbesten Sessel fallen und wandte sich uns zu.
"Hey ihr zwei. Ich habe euch vermisst." Grinsend sah er Harry und Niall an und umarmte sie nacheinander.

"Und du bist wohl die berühmte Diana Bega. Ich hab schon viel von dir gehört." Lächelnd streckte er mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie.

Wahnsinn ich schüttelte Liam Payne die Hand. Ich meine: LIAM PAYNE!

"Hey", brachte ich hervor. "An den täglichen Umgang mit Superstars habe ich mich immer noch nicht gewöhnt", fügte ich dann lässig hinzu und lockerte so die Stimmung etwas auf.

"Wo sind Louis und Zayn?", erkundigte sich nun Liam. "Louis müsste auch jeden Moment kommen", beantwortete Harry Liams ersten Teil der Frage. Nachdem er nicht fortfuhr, hakte Liam nochmal nach: "Und was ist mit Zayn?"

Niall seufzte. "Wir wissen nicht, ob er kommt. Wir haben ihn tausendmal angerufen und ihm Nachrichten geschrieben, aber er hat sich kein einziges Mal gemeldet, wir wissen nicht, ob er erscheinen wird."

Tja, das war so eine Sache, über die ich mir auch bereits einige Gedanken gemacht hatte. Zayn Malik, das fünfte Mitglied der Band One Direction. Nach etwa fünf Jahren gemeinsamer Arbeit hatte er die Band verlassen. Es hatten sich tausende Gerüchte um den Grund dafür gerankt, doch nie hatte es eine eindeutige Erklärung gegeben. Ein Jahr nach Zayns Austritt hatte sich One Direction komplett aufgelöst, beziehungsweise angekündigt, dass sie für 18 Monate eine Pause einlegen würden. Diese Pause dauerte jetzt jedoch fast schon vier Jahre.

Tatsächlich dauerte es nicht mehr lange und auch Louis betrat Harrys Villa. Nach ewigen Begrüßungen bezogen wir alle unsere Zimmer. Harry führte mich in mein Gästezimmer, in dem ich auch während meines ersten Besuches in London geschlafen hatte.

Nach einiger Zeit ertönte Nialls Stimme durch das ganze Haus: "Ich hab Hunger! Wollen wir nicht irgendwas essen?"

So fanden wir uns alle wieder im Wohnzimmer ein. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns der Einfachkeithalber, Pizza zu bestellen. Harry verschwand kurz im Nebenzimmer, um zu telefonieren und Niall folgte ihm wie ein Hund, um zu kontrollieren, ob Harry die Bestellungen auch richtig aufgab.

"Du schreibst also auch Songs?", erkundigte sich Louis neugierig bei mir. Ich zuckte mit den Schultern. "Ja manchmal, aber eigentlich nie professionell. Erst durch Harry habe ich ja Rick kennengelernt und mit ihm produziere ich gerade mein erstes Album."

"Das erste Album ist etwas ganz Besonderes", schwärmte Liam. "Ich kann mich noch so gut an unser erstes Bandalbum Up all Night erinnern. Wir waren damals so aufgeregt. Gut, um ehrlich zu sein hatten wir die wenigsten Songs selbst geschrieben, aber es war trotzdem unfassbar spannend dieser ganze Prozess."

Louis und Liam erinnerten sich an die alten Zeiten zurück und auch Niall und Harry, die mittlerweile die Pizza bestellt hatten, erzählten einige Anekdoten. Unser Beisammensein wurde nur kurz durch den Pizzaboten unterbrochen. Schon kurz danach lachten und scherzten wir wieder.

Ich war glücklich. Obwohl Zayn sich weiterhin nicht gemeldet hatte, trübte das die Stimmung nicht sonderlich. Wir feierten ausgelassen, redeten unfassbar viel und mir kam es so vor, als würde ich die vier jungen Männer schon seit Ewigkeiten kennen. Als wären sie meine besten Freunde. Jeder von ihnen war wunderbar auf seine eigene Art und Weise. Ich hatte sie in mein Herz geschlossen.

Und nun lagen noch drei Wochen vor mir. Drei Wochen, in denen noch so viel passieren konnte. Drei Wochen voller Musik und Freundschaft. Es würde Überraschungen geben, sowohl positive als auch negative. Doch in dem Moment zählte das alles für mich nicht. Ich hatte vier wunderbare Menschen an meiner Seite und es fühlte sich so an, als würde diese Freundschaft ein Leben lang dauern und jegliche Krise überstehen können.

Come Back Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt