Joyeux Noël

Zusatz - von betrunkenen Eisbären und Wodka-O

Elijah

Genervt stehe ich in einer Gruppe betrunkener, kostümierter Jugendlicher. Allesamt mit Plastikflaschen ausgestattet, in denen sich nicht mehr das ursprüngliche Getränk befand und allesamt so voll, dass sie nur Scheiße erzählen. Und ich mittendrin. 

Ich hasse Karneval. Ich hasse es, dass man sich verkleiden muss, ich hasse die Musik, ich hasse die Alkoholleichen, ich hasse es, dass es so arschkalt ist und ich hasse es, dass ich dazu gezwungen werde mehrere Kilometer zu laufen, um das dann als Vortrinken zu bezeichnen. 

Sonny hat es aus irgendwelchen Gründen geschafft, mich aber trotzdem zu dieser primitiven Saufveranstaltung zu schleppen, Sonny und Falco, mein bester Freund seit der Grundschule. Beide wissen, dass ich Karneval hasse und beide haben es geschafft mich hier her zu schleppen und ich sogar dazu bekommen eine billige Pilotenmütze zu tragen. Mir hat das Schulkarneval schon gereicht und Karneval vor drei Jahren auch, als ich das erste Mal diese grausame Erfahrung machen durfte. 

Warum ich denn jetzt genau doch gekommen bin, weiß ich leider selber nicht. Aber hier bin ich nun, frierend, mit Pilotenmütze auf dem Kopf und Zigarette in der Hand in einem Kreis besoffener Jugendlicher und damit auch vollkommen fehl am Platz. Sonny klebt an den Lippen einer knapp bekleideten Krankenschwester und auch Falco ist irgendwie verschwunden. 

Ich seufze, es war klar, dass ich hier sofort alleine gelassen werde. Die einzige, die mir beisteht ist Ophelia, sie scheint noch nicht ganz zu betrunken und macht sich mit mir über die Anderen lustig. Sie ist ein Engel. Wirklich, denn auf ihrem Kopf trägt sie einen Haarreifen der mit einem billigen Draht und Federn zu einen wackeligen Heiligenschein konstruiert wurden. Dazu trägt sie einen dieser  Bauscheröcke in weiß und einen weißen Pulli. Das ganze weiß macht sie ganz schön blass, dass sage ich ihr aber nicht. 

"Pheli!", ruft plötzlich eine schrille, laute Stimme hinter uns und der Stimmlage kann ich zuordnen, dass es sich bei dem Menschen zu der Stimme um ein betrunkenes Mädchen halten muss. Ich hatte Recht. Das Mädchen trägt Mauseohren, auffälligen, roten Lippenstift und einen rosa Bauscherock, der farblich zu ihren ebenfalls rosa Haaren gut passt. Sie geht ebenfalls in meine Stufe, wir haben Philosophie zusammen und wenn ich mich nicht irre, dann heißt sie Clara. Ophelias Grinsen wird breit als, die betrunkene Clara ihr um den Hals fällt und ihre Mauseohren dabei verrutschen. 

"Wie gehts dir?", fragt sie lallend in einer viel zu hohen Tonlage und wartet nicht Mal auf eine Antwort von Ophelia, denn nach nur einer Sekunde redet sie weiter. "Hast du Gareth gesehn?", fragt sie und schafft es nur schwer den Namen der verlorenen gegangenen Person auszusprechen. Gareth ist auch bei uns in der Stufe. "Oder Noel?", Claras Stimme ist jetzt schon fast hysterisch, als würde ihr Leben von den beiden abhängen und ich weiß nicht Mal, wer das sein soll. 

Ophelia schafft es als Antwort schnell den Kopf zu schütteln, ehe Clara auch schon wieder weiterspricht. "Hab die irgenwie verlorn, Noel gehts voll nicht gut.", klärt sie uns auf und richtet jetzt endlich ihre schiefen Mauseohren. Ophelia zieht nachdenklich ihre Augenbrauen zusammen und scheint echt nochmal zu überlegen, ob sie doch einen der beiden gesehen hat, schüttelt dann aber wieder den Kopf. "Sorry Süße, zuletzt habe ich Noel beim hinlaufen gesehn, da gings im noch gut.", sagt sie nur und ich überlege unwillkürlich auch, ob ich Gareth oder Noel gesehen habe. Habe ich aber nicht, ich weiß ja nicht einmal, wer Noel sein soll. Clara zieht eine bedröppelte Miene und macht einen Schmollmund. "Schade, ich-", setzt sie gerade an, dann wirbelt ihr Blick aber herum und Clara ist weg, so schnell wie sie gekommen ist. "Gareth!", schreit sie, als sie in Richtung eines rothaarigen Astronauten läuft. 

Ophelia und ich müssen lachen. "Sie ist echt hart drauf.", lacht Ophelia und verdreht dabei grinsend die Augen. "Betrunkene sind so nervig", gebe ich nur genervt, aber grinsend von mir, Ophelia lacht erneut.