━━ kapitel zehn

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"𝗠𝗢𝗠𝗘𝗡𝗧

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"𝗠𝗢𝗠𝗘𝗡𝗧." Klaus war der Erste, der etwas herausbrachte, doch selbst er war aus der Fassung gebracht. Seine Augenbraue zog sich in die Höhe, blanke Irritation in seinem Gesicht. "Harvey? Etwa der Harvey, wegen dem Skylar abgehauen ist? Der Harvey, durch den sie auf die dunkle Seite der Macht gewandert ist?". Klaus Mundwinkel zuckten nach oben.

Pogo betrachtete ihn nachdenklich. "Nun", erwiderte er. "So könnte man es sagen. Miss Skylar, ich weiß, das muss ein Schock für Sie sein."

Skylar klammerte sich mit zittrigen Händen an den Wasserhahn, als würde das Loslassen die Endgültigkeit der neu erworbenen Information bedeuten. Sie krächzte hervor: "Wie ist das möglich?".

Pogo seufzte langgezogen und traurig, den Blick senkend, fast, als würde sich Scham über ihn legen. "Ich denke, wir sollten das an einem ruhigeren Ort besprechen. Es könnte eine Weile dauern."

Klaus gab einen zischenden Laut von sich. "Oh, zur Abwechslung ein kleines Geheimnis in der Familie. Sonst noch etwas? Musst du mir auch irgendwelche Informationen mitteilen?" Augen verdrehend trat er ein paar Schritte von Pogo zurück, als wäre dieser höchstansteckend. "Oh, wie sehr ich Dad vermisse." Er begann ungehalten zu kichern, und mit einer Umdrehung war er bei Skylar angelangt.

"Meine Drogen", wisperte er fordernd. "Als Bezahlung."

Skylar wollte antworten, aber er klatschte auf ihre Schulter. "Das war ein SCHEERZ."

"Klaus", begann sie vorsichtig und richtete sich auf. "Ich denke, ich muss das hier alleine machen. Ich möchte dich nicht hineinziehen." Entschuldigend und voller Schuldgefühle im Bauch sah sie ihn an, dann zu Pogo. Klaus wirkte leicht enttäuscht, versteckte es aber durch seine undurchdringliche Maske.

"Kein Problem. Ich wollte sowieso gerade nachschauen gehen, ob Dad überhaupt wirklich tot ist. Vielleicht mache ich ja sein Grab auf. Anscheinend kann man ja nie sicher sein." Er warf seine imaginären Haare hinter die Schultern und stolzierte aus der Küche, warf aber Skylar noch einen Blick zu, der bedeutete, dass nichts zwischen ihnen stand, wofür sie dankbar zurück lächelte.

Pogo räusperte sich und Skylar stieß sich von der Spülrinne ab. "Alles klar", presste sie hervor.

***

Wenige Minuten später fanden sie sich im Büro ihres Vaters wieder. Keiner der beiden hatte den Mut, sich auf Sir Reginalds Sessel zu platzieren, weswegen sie nebeneinander auf den kleineren, hölzernen Stühlen saßen. Skylar starrte ins Nichts. In ihren Ohren dröhnte es auf einmal furchtbar, und sie war sicher, dass es nicht am Kater lag. Die Gedanken rauschten fast so laut, dass sie Pogo kaum verstand. Erinnerungen vernebelten ihren Blick und ihre Emotionen.

"Miss Skylar?".

Sie nickte roboterhaft, weil ihr nichts anderes übrigbliebt, auch wenn sie am liebsten die Hände auf die Ohren gepresst hätte.

"Nun, Sie werden dies nicht gerne hören. Ich bitte Sie einfach...". Er zögerte. "Nehmt es mir nicht übel." Seine Augen suchten Skylar, und schließlich gab sie nach. Sie fixierte das Haselnussbraun seiner Iris und legte den Kopf schief. Skylar spürte, dass Pogo nicht einfach der objektive Bote war. Er steckte da irgendwie mit drin.

"Was verschweigst du mir, Pogo?", fragte sie, Panik schon im Anflug.

Pogos Augenlider senkten sich für einen kurzen Moment. "Sir Reginald wusste von Ihrer Beziehung zu Harvey."

Die Welt stand einen Moment lang Kopf, die Gravität wollte nicht funktionieren, physikalische Gesetze hatten keine Bedeutung mehr. Skylar sagte das, was sie sagen musste, denn alles andere wäre einfach nur absurd: "Er wusste davon, nachdem Harvey starb. Nachdem er ein Messer abbekommen hat...".

Pogo schüttelte vehement den Kopf, und als Skylar nicht aufhörte, hob er beschwichtigend eine Hand. "Nein, Miss Skylar. Er wusste schon lange davor davon. Harvey war ein Krimineller. Er hatte sowohl ihn im Blickfeld, als auch Sie und Ihre Geschwister. Sie haben begonnen, sich öfters hinauszuschleichen. Er wusste, etwas steckt dahinter. Bald hat er herausgefunden, dass sich seine Nummer Acht heimlich mit dem Mitglied einer Kriminalgruppe trifft - Harvey Gold. Er wusste, so kann es nicht weitergehen. Also hat er Maßnahmen ergriffen." Die Worte auszusprechen, schien Pogo ungemein wehzutun, auch wenn er sich um einen neutralen Gesichtsausdruck bemühte. Skylar war im Laufe des Wortschwalls abgewichen, saß am Rande des Sessels, geradeso, um nicht am anderen Ende hinunterzurutschen. In ihren Augen standen schwere Tränen, solche, die sich einem aufzwangen, egal, wie sehr man sich wehrte. "Du wusstest davon? Du wusstest es, und hast mir nichts gesagt?".

"Ihr Vater hat es für das Beste gehalten."

Skylar schüttelte ungläubig den Kopf. "Und was dann?", zischte sie. "Was ist dann passiert, Pogo? Ich habe doch gesehen, dass eins von Diegos Messern ihn getroffen hat", presste sie hervor.

Pogo nickte langsam. "Ja, er wurde hart getroffen. Die Einsatzkräfte haben ihn aber rechtzeitig ins Krankenhaus bringen können. Er hat dort überlebt."

"Dad hat mir gesagt, er wäre tot", sagte sie, als wäre es das erste Mal, dass sie diese Gräueltat verstand, dass sie realisierte, was ihr gerade gesagt wurde. "Dad hat mich angelogen? Damit ich mich von ihm loseise?". Empörung, Entsetzen und unendlicher Schmerz lag in ihrer Stimme.

Pogo antwortete nicht, und das sagte genug.

"Ich fasse es nicht", hauchte Skylar.

"Seien Sie nicht mir böse, Miss Skylar...".

Bitter lachte Skylar auf. Sie war schon auf den Beinen, bewegte sich Richtung Tür. "Böse?", fragte sie finster. "Ich bin dir nicht böse, Pogo."

Sie hätte jetzt erklären können, was sie fühlte. Dass der Betrug ihr in den Gliedern saß. Dass sie wegen Harveys Tod ihre Familie zurückgelassen hat. Dass sie deswegen eine Zeit lang keine fixe Wohnung hatte, dass sie sich dem Trinken hingegeben hatte, dass Pogo einer ihrer engsten Vertrauten war, und sie nun auch noch ihn verloren hatte.

Aber darin sah sie keinen Punkt. Denn in dem Moment verschloss sich ihr Herz ein Stückchen mehr. All diese Gefühle rutschten noch weiter in ihr Inneres, würden niemals Pogo erreichen.

"Miss Skylar...", rief er ihr besorgt hinterher, als sie gedankenlos durch den Gang rannte.

Klaus warf ihr einen verwirrten Blick zu, den sie normalerweise unter jeden Umständen erwidert hätte, ihm eine stumme Erklärung geschickt, doch nicht jetzt; nicht heute.

Nicht einmal Betrinken wäre jetzt genug, um alles gutzumachen. Kein Gespräch und keine Dummheit mit Klaus konnte alles gutmachen.

Nichts konnte alles gutmachen.

Und dennoch gab es eine Sache, die ihr vielleicht einen Rettungsring zuwerfen konnte.

Oder aber, wenn es nicht gut lief, sie noch mehr unter Wasser drücken.

Wie sich diese Sache entwickelte, stand in den Sternen, und Skylar war bereit, dieses Risiko einzugehen.

━━ publish date: 04 | 09 | 2020
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 SKYLAR HARGREEVES | Nummer Acht der Umbrella AcademyWhere stories live. Discover now