SKYLAR HARGREEVES | Nummer Acht der Umbrella Academy

━━ kapitel zwölf

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IHRE GLIEDMASSEN fühlten sich zertrümmert an. Im Augenwinkel sah Skylar, wie ihr Arm in einem ungesunden Winkel abstand. Rein theoretisch war vermutlich genug Kraft in ihr, um sich aufzurichten, um zumindest bis zu einem Telefonmast zu krabbeln; aber praktisch gesehen war Skylar leer. Ausgelaugt.

Und sie wollte keine Hilfe.

Der sanfte Schein der Straßenlampen flackerte, begleitete sie irgendwann in eine Ohnmacht, die nicht komplett Besitz von ihr ergriff, ihr immer noch Raum zum Atmen ließ, aber aus der sie es nicht so schnell hinausschaffte. Das Schwarz der Nacht verblasste, die ersten Vögel zwitscherten, was Skylar mitbekam, aber bewegen konnte sie sich nicht.

Irgendwann, kurz nach Einbruch des Morgengrauens, hörte sie Schritte, ein oder zweimal. Gemurmel. Gelächter.

Das dritte Mal hielten die Schritte. Es waren mindestens zwei Paar Füße, und Skylar dachte über Herkunft des Atems nach, der über ihr schwebte, aber ihre psychische Verfassung ließ keine richtige Neugierde zu. Skylar war immer noch leer.

"Skylar?".

Ihr Herz zog sich zusammen. Vanya.

"Natürlich ist es Skylar", erwiderte Klaus. Eine Hand berührte Skylars Schulter, und sie zuckte zusammen. Der ganze Arm war zu vergessen. Mindestens geprellt, wahrscheinlich gebrochen.

"Wer hat dir das angetan? Was genau ist passiert?", fragte Vanya sanft, ein wenig zurückhaltend, als hätte sie selbst Angst vor der Antwort.

"Nicht, was du denkst", gab Skylar zurück, weil sie Vanyas Gedanken fast auf der Zunge schmecken konnte. "Ich war das selbst."

"Was meinst du?". Vanyas Stimme näherte sich, gesellte sich zu Skylar auf den Boden.

"Sie hat eine Gestalt angenommen und sich niederprügeln lassen", seufzte Klaus, schulterzuckend, nachdem Vanya ihn entgeistert angestarrt hatte. "Ist nicht das erste Mal", fügte er hinzu.

Skylar schaffte es, sich auf die Seite zu drehen, bloß, um Klaus einen vorwurfsvollen Blick zu schenken. Er schob seine Augenbrauen besorgt zusammen und legte seinen Kopf schief.

"Mir geht's gut."

"Was hat Pogo dir gesagt?", hakte Klaus ohne Umschweife nach. "Oder ist das zu top secret?".

Skylar spürte ein Brennen in ihren Augen, deswegen ließ sie ihre Lieder hinabsenken.

"Nicht jetzt, Klaus. Wir müssen ihr erst einmal helfen", verteidigte Vanya das Häufchen Elend zu ihren Füßen. Ihre Hand ruhte auf Skylars Seite, weil sie sonst nichts tun konnte. "Wo tut es weh?", flüsterte sie.

"Rechter Arm."

Vanya nickte. Ihre hellen Augen bohrten sich in Skylars, die darum bemüht war, sich so gut wie möglich abzuwenden. "Ich will einfach schlafen."

Vanya presste die Lippen aufeinander und ihre Mundwinkel zeigten nach unten. "In Ordnung." Sie legte ihren Arm sanft um Skylars Oberkörper und zog sie vorsichtig nach oben, bis Skylar aufrecht saß. Vanya stöhnte vor Anstrengung. Sie sah erwartungsvoll zu Klaus, der die Augen verdrehte und die Arme in die Luft warf. "Ach Gott." Er packte mit an und mit vereinten Kräften schafften sie es, Skylar in die Höhe zu bekommen. Vanya war zu klein, weswegen Skylar nun in Klaus' Armen lag. Ihren linken Arm schlang sie um Klaus' Hals, den rechten presste sie an ihre Rippen. Klaus sah sie jetzt eindringlich an, als würde er ernsthaft über etwas trauern, als würde er Sorge empfinden.

"Klaus?", fragte Vanya.

"Hm?", fragte er und fuhr herum. Seine Stimme brach und er musste sich räuspern. Ein breites halbherziges Lächeln zwang sich auf eine Lippen.

"Wo bringst du sie hin? Sie sollte dringend ins Krankenhaus."

"Oh, ich denke Pogo wird das hinbekommen. Skylar ist nicht scharf auf Krankenhäuser, nicht?".

Skylar grinste, so sehr ihr Kiefer dabei auch schmerzte. "Nein", brachte sie hervor. "Bin ich definitiv nicht."

Vanya fuhr, Skylar lag auf der Rückbank, neben ihr Klaus, auf dessen Schoß ihr Kopf lag.

"Danke", murmelte sie.

Klaus antwortete nicht.

In der Hargreeves Villa angekommen wurde Skylar in den Keller gebracht, auf dem ein Experimentier-Tisch bereitstand. Luther war, vor vielen Jahren, auf derselben Liege das Leben gerettet worden.

"Miss Skylar", sagte Pogo mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck, als er sich einfand. "Es tut mir aufrichtig leid."

"Dafür ist es zu spät", merkte Klaus an. Vanya sah ihn vorwurfsvoll an, die Arme vor der Brust verschränkt. Klaus ignorierte dies geflissentlich. "Ich sage doch nur, wie es ist. Wenn niemand diese Scheiße von Skylar verschwiegen hätte, dann wäre sie jetzt nicht auf diesem Tisch, mit angeschwollenem Gesicht und gebrochenem Arm."

"Schon gut", meinte Skylar. Ihre Schläfe pochte und wieder drohte die Schwärze, sie zu übermannen.

"Nicht bewegen", wies Pogo sie an. Streng beugte er sich über sie, seine Brille saß tief auf der Nase. Er begutachtete erst den Arm, dann fuhren seine Finger über Skylars Gesichtsverletzungen.

"Mal sehen", flüsterte er. Voller Konzentration stöberte er in Laden und Schränken. "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht", sagte er, in Nostalgie verschwindend. "Nicht, dass es mir abgegangen wäre", fügte er schnell hinzu, bevor er mit einer Salbe und Elektroden zurückkam. Er lächelte entschuldigend. "Bereit?".

Skylar konnte nicht nicken und die Gesichtsmuskeln schmerzten zu stark. Deshalb ließ sie ihre Augen sprechen.

"In Ordnung", antwortete Pogo. Er schielte zu Vanya und Klaus. Einer von ihnen musste gehen. Es durfte immer nur eine andere Person im Raum sein, wenn es zu Situationen wie diesen kam.

"Ich gehe", sagte Vanya sofort. Sie verschwand rückwärts.

Klaus zögerlicher Blick folgte ihren Schritten. "Warte", sagte er schließlich.

Fragend zog Vanya ihre Augenbraue in die Höhe.

"Bleib du. Ich habe... sowieso etwas vor." Er lächelte zu Skylar und strich über ihre Haare. "Mach's gut, Schwesterchen. Bis später."

Skylar konnte wieder nichts sagen, aber es war auch nicht nötig. Klaus tanzte aus dem Raum und Vanya stellte sich an ihre Seite. Aufmunternd lächelte sie.

"Ich bin hier."

Ich weiß, sagte Skylars Blick.

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D A T U M : 14 . 10 . 2020
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