Kapitel 42

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Severus musste zugeben, dass Potter im vorletzten Jahr offenbar einen guten Job getan hatte, als er seine Freunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtete. So wie sich Hermione bisher gezeigt hatte, wachsam und kampfbereit, war sie mehr eine Partnerin und Flankendeckung für ihn, als eine hilflose und zu beschützende Schülerin.

Auch jetzt, als sie wieder in den schmutzigen Hinterhof traten, hatte sie, genau wie er, ihren Zauberstab (den vertrauten, nicht einen der gerade erworbenen) eng an der Seite, bereit, jederzeit zu reagieren.

Sie blieben eine Weile im Durchgang stehen und beobachteten die Straße, bis sich eine unauffällige Gestalt mit schlurfenden Schritten näherte. Offensichtlich eine alte Frau, doch Snape erkannte einen Metamorphmagus, wenn er einen sah. „Nymphadora", schnurrte er.

„Du sollst mich nicht so nennen!", beschwerte sich die grauhaarige Person.

Er konnte nicht widerstehen. Seine Augenbraue wanderte nach oben. „Ich dachte, das sei dein Name... Nymphadora!"

„Du bist ein..." Sie verbiss sich den Rest. „Im Moment ist alles sicher", sagte sie dann. „Im Umkreis von zwei Kilometern gibt es keine Todesser, und wir haben entlang der Hauptstraße ein paar Posten aufgestellt. Vielleicht solltet ihr einfach zurück apparieren. Dieses Motorrad ist verdammt auffällig, und jetzt habt ihr ja erledigt, weswegen ihr hier seid, oder?"

Severus dachte einige Sekunden darüber nach. „Ja, du hast Recht. Miss Granger sollte tatsächlich zurück apparieren. Es wäre sicherer für sie. Aber ich lasse das Motorrad nicht hier. Es hat deinem Cousin gehört, und ich bringe es wieder nach Hogwarts zurück."

Tonks Augen weiteten sich. „Das ist die Maschine von Sirius?"

„Ja. Versteh mich nicht falsch. Sirius war ein Mistkerl, aber er war ein Mistkerl auf der richtigen Seite, und er hatte es mit Sicherheit nicht verdient, von Bellatrix Lestrange ermordet zu werden. Ich träume schon lange davon, mit genau diesem Motorrad Bellatrix über den Haufen zu fahren..."

„Du bist morbid, Snape, aber ich glaube, ich fange an, dich zu mögen."

„Bitte nicht, Nymphadora, das könnte meinem Ruf schaden. Was machst du jetzt? Kehrst du ins Ministerium zurück?"

„Nein, ich flohe nach Frankreich und helfe den anderen. Glaubst du..." Sie brach kurz ab. „Glaubst du, du kriegst Remus wieder hin?"

Severus antwortete einige Zeit nicht, und sie dachte schon, er würde ihre Frage ignorieren. Dann sah er ihr in die Augen. „Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, Tonks, aber ich werde alles dafür tun." Er drehte sich leicht zur Seite. „Und mit Miss Grangers Hilfe... sollte eigentlich nichts schief gehen, meinst du nicht?"

Tonks lächelte schwach. „Danke", sagte sie. „Euch beiden. Ich gehe dann mal. Seid vorsichtig!" Sie schlurfte in den Hinterhof, aus dem sie gerade gekommen waren, und dann hörten sie das charakteristische Plopp des Apparierens.

„Es wäre gut, wenn du jetzt auch verschwinden würdest, Löwin", sagte Severus nachdenklich. „Tonks hatte Recht, es ist sicherer für dich."

Hermione schüttelte den Kopf. „Entweder wir apparieren beide oder gar keiner. Wenn du allein mit dem Motorrad zurückfahren willst, hast du keine Rückendeckung mehr. Und offensichtlich treiben sich überall Todesser rum, auf der Jagd nach dir oder jedem anderen, dessen sie habhaft werden können. Ich frage mich sowieso..."

„Wie Dolohov und MacNair hier erscheinen konnten?"

„Genau das!"

„Ich vermute mal, dass ist meine Schuld. Ich habe einige Eulen losgeschickt, auf der Suche nach einem Zauberstabhersteller, der keine Fragen stellt. Die eine oder andere Nachricht wird vielleicht abgefangen worden sein. Und wenn sie erwartet hätten, dass ich dahinter stecke, hätten die Todesser nicht nur zwei Leute geschickt, das ist sicher."

„Ja, das ergibt Sinn. Aber da wir jetzt haben, was wir wollten, könnten wir doch etwas schneller zurückkehren, ja?"

Severus grinste dünn. „Du meinst fliegen? Ich dachte, du hasst fliegen?"

Hermione nickte schwermütig. „Das schon. Aber ich schätze, dann könnten wir locker in der Hälfte der Zeit zurück sein."

„Da hast du Recht." Der Tränkemeister machte jedoch noch immer keine Anstalten aufzubrechen, sondern betrachtete sie aufmerksam.

„Was ist?"

„Ich habe gerade überlegt, dass es gut wäre, wenn auch du dieses Motorrad beherrschen würdest. Nichts gegen deine Angriffs- und Verteidigungszauber – du bist mit Sicherheit eine der mächtigsten Hexen deines Alters – aber ich bin doch erfahrener und auch ... bösartiger, wenn du verstehst, was ich meine.

Das macht mich automatisch zu demjenigen, der beide Hände frei haben sollte, falls wir beide gemeinsam in den Endkampf eingreifen sollten."

„Und das heißt... Wieso glaubst du, dass wir schließlich noch mal das Motorrad im Endkampf brauchen? Nur, damit du Bellatrix Lestrange über den Haufen fahren kannst?" Hermione war misstrauisch.

„Nicht nur. Aber ich habe mir ein paar noch unausgegorene Gedanken gemacht, dass es ein satter Überraschungseffekt werden könnte, wenn wir beide etwas später und aus einer unerwarteten Richtung eingreifen. Das heißt, wir kehren so schnell wie möglich in unsere sicheren Gefilde zurück, und dann bekommst du von mir Fahrunterricht. Du liebst es doch, Neues zu lernen, oder?"

„Das ist nicht dein Ernst..."

„Du solltest nach fast sieben Jahren wissen, dass ich in solchen Angelegenheiten nicht scherze."

„Ja, aber... klar, liebe ich es, etwas Neues zu lernen. Aber ich hasse fliegen, ich hasse Besen und ich hasse Motorräder!"

„Ah... wo bleibt der Gryffindorsche Löwenmut? Und stell dir vor, welch eine Befriedigung es sein wird, wenn du mit Blacks Motorrad eine Ex-Black, die besagten Black ermordet hat, über den Haufen fährst!"

Hermione schüttelte den Kopf. „Tonks hat Recht", sagte sie. „Du bist morbid. Und außerdem völlig verrückt. Tatsächlich so verrückt, dass ich glaube, dein Plan hat zumindest... einen Hauch von Genialität."

Severus verzog seine Mundwinkel. „Ich wusste, wenigstens du von allen Leuten würdest es merken."

„Das du verrückt bist?"

„Nein, dass ich genial bin..."

Hermione grummelte. „Manchmal hast du schon erschreckende Ähnlichkeit mit dem Schulleiter, weißt du?"

„Ja, aber ich sehe besser aus!" Wärme breitete sich in ihm aus, als ihr helles Lachen in der frostigen Novemberluft erklang. 

A snake, with a Gryffindors heartDonde viven las historias. Descúbrelo ahora