Kapitel 52

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Ginny stolperte schlaftrunken in den Schlafraum der Siebtklässlerinnen. „Sie sind zurück! Sie sind zurück! Mione! Wach auf!"

Hermione war schon wach und stürzte aus dem Badezimmer. Lavender und Parvati schraken aus ihren Betten hoch. „Was ist passiert? Liegt Filch schon wieder im Flur?" Offensichtlich war Ginny nicht die einzige, die schlaftrunken war.

Der Rotschopf schüttelte den Kopf. „Schon gut, ist nur für Mione. Ich soll dich sofort in Dumbledores Büro bringen."

„Ja? Dann los, worauf warten wir noch?" Während sich Lavender und Parvati noch die Augen rieben, waren die die beiden Freundinnen schon wieder verschwunden.

Sie platzten aufgeregt in das Büro des Schulleiters. Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch, lächelnd, zwinkernd, hinter ihm stand Professor McGonagall, ebenfalls mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Vor dem Schreibtisch stand ein Pärchen, so ineinander vertieft, als wäre niemand weiter da. Lupin und Tonks.

Harry und Ron saßen etwas seitlich versetzt in zwei bequemen Sesseln und beobachteten, über das ganze Gesicht grinsend, die Wiedervereinigung der beiden Liebenden.

An eine Säule gelehnt, gleich neben dem Ruheplatz Fawkes', stand Severus Snape und streichelte den Phönix. Der dunkle Mann und der Phönix hatten beide denselben interessierten Gesichtsausdruck, als sie still Remus und Tonks studierten.

„Ron! Harry!" Hermione war so glücklich, ihre Freunde wieder zu sehen – und offensichtlich gesund und munter – dass sie ihnen regelrecht in die Arme flog.

Harry lachte. „Hey, Professor Granger, wie geht's denn so?" Er küsste sie auf beide Wangen und reichte sie an Ron weiter, während er selbst Ginny umarmte, bevor ihm bewusst wurde, was er tat. Er wurde rot, und sein Herzschlag schien sich zu verdreifachen.

Und dann zoomte er alles andere aus und küsste sie; das achte Weltwunder nahm Gestalt an und Ginny küsste ihn zurück. Das war es! Wie hatte er je glauben können, sich von Ginny zu trennen würde für sie beide besser sein? Wie hatte er glauben können, er könnte sie vergessen, könnte sie aus allem heraushalten? Er war ein Idiot, nicht zum ersten Mal, wie er dachte, aber auf jeden Fall ein Idiot größeren Ausmaßes.

Ginny schien das nicht zu stören, also sollte er sich vielleicht auch nicht beklagen. „Hey!", sagte Ron empört, der Hermione umarmt hatte, und erst jetzt bemerkte, was zwischen seinem besten Freund und seiner Schwester lief.

„Ach, halt die Klappe, Ron", murmelte Hermione und knuffte ihn in die Seite. „Sei einmal in deinem Leben still und lass die beiden in Ruhe!" Hinter ihnen, verborgen durch den Schatten der Säule, grinste der Tränkemeister bei dem halb empörten, halb ungläubigen Gesicht des jüngsten männlichen Weasleysprosses.

Schließlich räusperte sich Dumbledore und die beiden Paare fuhren auseinander, leicht außer Atem und mit einem ziemlich albernen Lächeln auf den Lippen. Mit einem Schlenker seines Zauberstabes orderte der Schulleiter mehrere Sessel in einem Halbkreis vor seinen Schreibtisch. „Setzt euch, setzt euch!", sagte er herzlich und betrachtete sie wohlwollend.

Während sich die anderen geräuschvoll hinsetzten, ignorierte Severus die Aufforderung und blieb stehen, einen Arm auf Fawkes' Pfosten abgestützt, noch immer behutsam den noch nicht wieder ganz ausgewachsenen Phönix streichelnd. Die Federn unter seinen Fingern fühlten sich seidenweich an.

„Also", begann Dumbledore. „Für alle diejenigen, die hier geblieben sind: Wir haben Voldemort nicht gefunden, doch das habt ihr euch wahrscheinlich schon gedacht. Aber wir haben einige bekannte Todesser ausfindig und unschädlich machen können, also war unsere Suche nicht gänzlich verschwendet."

„Hermione und Snape waren auch nicht gerade untätig!", warf Tonks grinsend ein. „Immerhin haben sie Dolohov und MacNair außer Gefecht gesetzt!"

Harry und Ron wirbelten in ihren Sesseln herum und starrten Hermione an. „Was?", platzte Ron heraus. Hermione wurde rot. Sie hatte gedacht, es sei bei allen, die auf der Jagd nach Voldemort gewesen waren, bekannt. Ron richtete seinen wütenden Blick auf Snape, der ihn kaum beachtete. „Was soll das heißen, Sie und Hermione? Haben Sie sie in Gefahr gebracht?"

Der dunkle Mann sah ihn gleichgültig an. „Mister Weasley, falls es Ihnen entgangen sein sollte, wir leben in gefährlichen Zeiten. Es ist nicht viel dazu nötig, um in Gefahr zu geraten. Aber um es kurz zu halten: Ja, ich hielt es für nötig, mit Miss Granger nach Edinburgh zu fahren, um ... etwas abzuholen. Wir waren erfolgreich, Ende der Geschichte." Seine Stimme klang gelangweilt.

Tonks prustete. „Das gibt dem Begriff Understatement eine völlig neue Bedeutung, Sev!" „Wenn du es sagst, Nymphadora", schnurrte der Tränkemeister.

„Nenn mich nicht Nymphadora!"

„Dann nenn du mich nicht Sev!" Er sah den Schulleiter auffordernd an. „Wie geht es jetzt weiter, Albus?"

Dumbledore sah über seine halbmondförmige Brille hinweg seine Freunde, Schüler und Mitstreiter an. „Wir bleiben wieder hier, Severus. Es hat keinen Sinn, weiterhin nach Voldemort zu suchen. Er hat sich irgendwo sehr gut versteckt. Außerdem glaube ich, dass er in absehbarer Zeit entweder noch einmal das Ministerium oder aber..." Er brach ab, überlegend.

„Hogwarts angreifen wird", beendete Hermione den Satz für ihn.

Der alte Zauberer nickte. „Ja, ich denke, darauf wird es hinauslaufen. Das Ministerium ist zwar als Machtposition ein wichtiger Faktor, aber seine gefährlichsten Feinde befinden sich in Hogwarts, eben jetzt sogar hier in diesem Raum.

Es kann für ihn kein größeres Ziel geben. Wenn es ihm gelingt, uns auszuschalten, hat er bedeutend leichteres Spiel mit dem Ministerium, und das sage ich jetzt bestimmt nicht, um uns in irgendeiner Form zu schmeicheln."

„Wo ist Filius?", fragte Severus.

„Er ist draußen und setzt neue Schutzwälle ein. Ab jetzt werden nur noch Schüler, Lehrer und ein ausgewählter Personenkreis Zugang auf Hogwartsgelände haben. Sollte sich irgendjemand einschleichen wollen, der nicht hierher gehört, gibt es Alarm."

„Eine gute Idee", murmelte der Tränkemeister. „Ich werde sehen, ob ich ihm helfen kann. Es gibt doch nichts mehr zu besprechen, oder?" Als Dumbledore den Kopf schüttelte, verließ er mit schnellen Schritten und wehender Robe den Raum. 

A snake, with a Gryffindors heartWhere stories live. Discover now