Kapitel 73

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Severus war abrupt aufgewacht und hatte seine Hand um seinen linken Arm verkrampft. Der dunkle Lord musste sehr beschäftigt sein, wenn das Dunkle Mal so schmerzte. Warum rief er seine Anhänger? Warum so viele, zu dieser Zeit? Er starrte mit brennenden Augen in die Dunkelheit. Was, wenn sie sich irrten? Wenn Riddle oder Malfoy planten, eher anzugreifen?

Keine Panik, Severus, dachte er. Es ist überhaupt nicht gesagt, dass sie überhaupt angreifen. Das basiert lediglich auf Vermutungen. Und auf der Hoffnung, dass der Rachedurst Voldemorts und Lucius' groß genug war, bald loszuschlagen.

Er erhob sich lautlos und zog sich an, ohne Licht zu machen. Er schlüpfte in der Bibliothek in den Geheimgang und verließ das Schloss. Am See blieb er stehen und atmete tief die eisige Luft ein. Dann lief er leichtfüßig in den Verbotenen Wald.

Eine gute halbe Stunde folgte er dem Pfad, ohne ihn durch seinen Zauberstab zu erhellen. Er kannte sich hier so gut aus, dass er auch in stockfinsterer Nacht seinen Weg fand. Auf einer Lichtung, die nur dürftig vom Mondlicht beschienen wurde, blieb er stehen und lehnte sich gegen eine alte Eiche. Er wartete. Wenn er Glück hatte...

Ohne sich zu rühren und fast völlig mit der rauen Rinde verschmolzen, schien er selbst ein Teil des Verbotenen Waldes zu sein. Die Kälte kroch ihm durch die Kleider, doch er beschwor keinen Wärmezauber. Endlich war es soweit. Ein Krachen kündete von etwas Schwerem, das sich rücksichtslos Bahn brach. Hufgetrappel war zu vernehmen. Severus bewegte sich noch immer nicht.

Bane und Lisarius, der Berater des Zentaurenanführers, erschienen als scharf umrandete Schatten auf der Lichtung. Bane blieb direkt vor der Eiche stehen, während sich Lisarius etwas zurückhielt, aber nah genug, um alles zu hören. Beide hielten Pfeil und Bogen in der Hand; ihre intelligenten Augen glänzten wachsam.

„Junger Snape!", grüßte Bane und scharrte mit einem Huf. Severus verneigte sich, nicht zu tief, aber respektvoll. Er senkte dabei seinen Kopf, um anzudeuten, dass er den Zentauren völlig vertraute.

„Bane!", antwortete er leise, und etwas später, wie es die Etikette der Zentauren verlangten: „Lisarius!"

Bane warf seinen Kopf in den Nacken und starrte nach oben. „Die Schatten verdecken den Mond", sagte er mit rauer Stimme. Severus folgte seinem Blick. Graue Schleier zogen über die helle Fläche des Mondes.

Hexenmond, fiel ihm ein. Die Muggel im Mittelalter hatten diese Erscheinung Hexenmond genannt, weil sie glaubten, die Schleier seien Hexen, die auf ihren Besen vorüber ritten.

„Ja", bestätigte er langsam. „Die Schatten. Sind sie nahe?"

„Bald", donnerte Bane. Severus seufzte innerlich. Er hasste Wahrsagen, er hasste Kristallkugeln, er hasste Seher. Warum konnten sich die Zentauren nicht einmal deutlich ausdrücken?

„Der Mond ist schon sehr hell", warf Lisarius nicht sonderlich hilfreich ein. Dann starrte auch er auf die leuchtende Scheibe am Himmel.

„Wenn der Mond seine volle Kraft hat, wird er bluten", sagte Bane wieder.

Severus übte sich in Geduld. „Wegen der Schatten?"

„Sie werden ihn dann verdecken", Banes tiefe Stimme klang endgültig.

„Werdet ihr dem Mond helfen?", fragte der Tränkemeister. Die beiden Zentauren starrten auf den Mond und rührten sich nicht. Eine Minute verging, zwei, drei.

Bane senkte seinen Kopf und brachte seinen massigen Schädel nahe an Severus. Wirre, verfilzte Locken umspielten ein zerfurchtes kraftvolles Gesicht. Lange starrten sie sich in die Augen. Der dunkle Mann versuchte nichts zu denken und nicht zu blinzeln. Tränen liefen ihm nach einiger Zeit aus den Augen.

Schließlich drehte sich Bane um und trabte davon. Nach wenigen Schritten wandte er seinen Kopf und betrachtete den Menschen, der noch immer am Baum lehnte. „Der Mond wird bluten durch die Schatten", sagte er. „Doch die Schatten werden bluten durch die, die nicht Mensch nicht Tier sind."

Severus neigte den Kopf, und als er ihn wieder erhob, waren die beiden Zentauren verschwunden. 

A snake, with a Gryffindors heartWhere stories live. Discover now