Kapitel 59

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„Nein! Ich denke ja gar nicht daran!", protestierte Harry nervös.

„Jetzt sei doch mal vernünftig!", antwortete Hermione. Sie, Ron und Harry saßen am See, vor dem Wetter durch einen Wärmezauber geschützt. Sie hatten einen ruhigen Platz gebraucht, um sich endlich einmal wieder auszusprechen, um sich zu erzählen, wie die letzten Wochen verlaufen waren, ohne dass immer eine Menschenmenge um sie herum wirbelte.

„Du weißt, was das letzte Mal passiert ist. Es hat ihm Spaß gemacht, mich zu quälen!"

„Nein, hat es nicht. Ach verdammt, Harry, er ist nicht so, wie wir gedacht haben." Sie zögerte einen Moment. „Und er hat gesagt, wenn du dich anstrengst, teilt er seine Erinnerung an Lily mit dir."

Harry runzelte die Stirn. „Ich denke, er war zu jung, um mit meiner Mutter zu tun gehabt zu haben?"

„Er war neun, Harry, kein Baby mehr. Und sie hat ihm den Namen Halbblutprinz gegeben!"

„Du machst Scherze!" Ron starrte sie an.

„Sehe ich so aus, als ob ich scherze?" Hermione zog ihre Augenbraue hoch.

„Du bist eindeutig zu viel mit der Fledermaus zusammen, Mione!", stellte ihr rothaariger Freund fest.

Harry zerbröselte geistesabwesend ein Stöckchen in seinen Händen. „Also gut, ich versuche es noch einmal. Aber wenn er diesmal so ein Arschloch ist wie vor zwei Jahren, dann..."

Er beendete den Satz nicht, doch seine Stimme klang drohend.

„Ich werde dabei sein", sagte Hermione.

„Ehrlich?"

„Es war seine Idee. Er meinte, ich würde dafür sorgen, dass ihr beide ruhig bleibt. Und außerdem habe ich ja Strafarbeiten." Sie grinste breit.

Ron schüttelte den Kopf. „Das war echt ein Riesending, das ihr in der Halle abgezogen habt. Ich dachte schon, Bullstrode bekommt einen Herzinfarkt, als du ihr den Zauberstab an den Hals gehalten hast. Und Snape erst! Das sah so echt aus, ich habe fast erwartet, dass er dich bis ans andere Ende der Welt hext!"

„Hätte er nicht echt gewirkt, wäre er schon seit Jahren tot!", erwiderte Hermione ernst, der die Erinnerung von gestern Abend einfiel.

„Benimmt er sich anständig, wenn ihr zusammen experimentiert?", fragte Harry.

„Nein, natürlich nicht. Bevor wir anfangen, holt er erst die Peitsche raus und verpasst mir zwei, drei Hiebe, damit ich weiß, wo mein Platz ist!", antwortete Hermione hitzig.

„Ehrlich mal, Jungs, wie oft muss ich es noch wiederholen? Er gehört zu uns, alles, was er uns in den letzten Jahren von sich gezeigt hat, war ein Fake. Ich meine, er ist nicht wirklich liebenswürdig oder so, aber er ist schwer in Ordnung. Und außerdem" – sie holte tief Luft – „ist er mein Freund, und ich würde es zu schätzen wissen, wenn ihr ihn auch dementsprechend behandelt."

Jetzt starrten sie ihre beiden Freunde mit großen Augen an. Harry hatte plötzlich seinen Zauberstab in der Hand. „Finite incantatem", murmelte er. Hermione sah ihn ärgerlich an.

„Ich stehe nicht unter einem Imperius, Harry", fauchte sie.

„Freund?", ächzte Ron voller Abscheu. „So mit küssen und so?"

„Freund wie Harry Potter oder Ronald Weasley, falls du das besser verstehst!" Jetzt war sie richtig wütend. „Bei Merlin, er ist Lehrer hier an der Schule! Er würde nie etwas mit einem Schutzbefohlenen anfangen!"

Und das, erkannte sie, als sie es aussprach, war nicht nur die Wahrheit, sondern auch bedauerlich. Gottverdammte Hormone! Sie schüttelte über sich selbst den Kopf, doch Ron glaubte, es gelte ihm.

„Hey, komm wieder runter, Mione! Ich hab's nicht so gemeint, aber hallo: das ist Snape, über den wir hier sprechen, oder? Und er ist ein Slytherin. Vielleicht tut er nur so, als ob er dein Freund ist, weil er irgendetwas von dir will."

Hermione sah ihn mitleidig an. „Benutzt du auch ab und zu mal dein Gehirn, bevor du sprichst? Du hast die Prophezeiung gehört. Eine Schlange, im Herzen Gryffindor... wach auf! Er wäre Gryffindor wie du und ich, wenn er nicht – genau wie Harry – den Sprechenden Hut dazu überredet hätte, ihn in ein anderes Haus einzusortieren!" 

A snake, with a Gryffindors heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt