Epilog

106 14 1
                                    

Lächelnd sah die Sternenkatze des LichtClans Abendpfote hinterher, der gerade mit ein paar Kräutern im Maul das LichtClan Lager verließ. Die Sonne beleuchtete die Lichtung in einem flammenden Gold, das sein rotes Fell aufleuchten ließ, wie einen Sonnenuntergang und sie seufzte zufrieden auf.
Der Heilerschüler des SturmClans hatte gemeinsam mit Ahornwind eine neue Wundsalbe entwickelt und es freute Windherz, dass er anscheinend wieder ein wenig Schwung in Falkenfeders langes Leben brachte. Der SturmClan Heiler wurde ja auch nicht jünger, aber sie hatte nie vergessen, was er alles für sie getan hatte, und so war sie froh, dass sein Schüler von Fortschritten in seinem Lager berichtete. Langsam schien der Clan sich von Lindensterns Terrorherrschaft zu erholen.
Primelherz hatte eine Tochter zur Welt gebracht, Rußjunges, einen süßen, grauen Fellball, und Honigwolke hatte dem Clan gleich einen ganzen Wurf aus vier Jungen geschenkt, Libellenjunges, Ginsterjunges, Sandjunges und Hasenjunges.
Diese Jungen würden in Frieden aufwachsen und einmal mehr wurde Windherz klar, wie froh sie war, die Prophezeiung erfüllt zu haben, und dass der richtige Weg nicht immer der Einfachste war, aber trotz allem am Ende der Beste.
Ein zufriedenes Schnurren verließ ihre Kehle. Zum ersten Mal in ihrem Leben war alles so, wie es sein sollte.
„Kannst du für mich nach den Königinnen sehen?" riss Ahornwind, die neben ihr gestanden hatte, die Kätzin aus ihren Gedanken.
„Aber klar doch!" Windherz war sofort begeistert und schlenderte gemütlich über die Lichtung. Seit neuestem besuchte sie die Kinderstube so oft sie konnte, denn nicht nur Vogelschweif und Mondfell hatten in letzter Zeit ihre Jungen bekommen, sondern auch Himmelschweif.
Großmutter zu sein war ein seltsames Gefühl, dennoch liebte sie die Kleinen, als wären sie ihre eigenen und so war sie froh über jede Gelegenheit, sie sehen zu können. Außerdem genoss sie das Gefühl, frei zu sein und überall da helfen zu können, wo sie gebraucht wurde, und zufrieden sog sie die klare Luft in sich auf, während sie sich vornahm, sich am Abend noch einer Jagdpatrouille anzuschließen.
„Hi, Windherz!" rief da plötzlich jemand hinter ihr. Neugierig drehte sie sich um.
Es waren die Schüler, Blitzpfote, Kleepfote, Strahlenpfote und Tropfenpfote, mit ihren Mentoren Adlerflug, Aschenschweif, Flammenherz und Hagelfrost, die gerade vollbepackt mit Moos auf sie zusteuerten. Blitzpfote war am schnellsten und bewarf die Kätzin mit einer Ladung Bettmaterial, während sie noch versuchte, unter all dem Grünzeug ihre Pfoten zu kontrollieren.
„Kannst du uns nachher den Kitzel-Trick zeigen?" fragte sie Windherz aufgeregt, kaum dass sie sich wieder gefangen hatte, und ihre Augen funkelten gutgelaunt. Seit sie Schülerin geworden war, erschien es der Sternenkatze, als besäße sie noch mehr Energie als sonst und sie lächelte vergnügt.
„Den kann ich dir doch auch zeigen!" schnurrte Blitzpfotes Mentorin Adlerflug nun belustigt, während sie neben ihrer Schülerin zum Stehen kam und sorgfältig deren heruntergefallenes Moos wieder zusammenklaubte.
Windherz fand, dass die beiden unheimlich gut zusammenpassten und schnurrte nun ebenfalls, während Blitzpfote wichtigtuerisch das Fell aufplusterte.
„Aber von Windherz ist das was anderes!" beharrte sie energisch. „Immerhin hat sie damit Lindenstern besiegt!"
Aschenschweif schüttelte den Kopf. „Jetzt müsst ihr sowieso erst mal die Ältesten versorgen," meinte er streng. „Mistelblatt wird sonst ungeduldig!"
Kleepfote schnaubte beleidigt. „Nur weil sie deine Mutter ist..." maulte er. „Ich will lieber den Kampfzug lernen!"
„Kommt, wenn wir uns jetzt um die Ältesten kümmern, können wir umso schneller wieder kämpfen!" machte Strahlenpfote schnell einen Vorschlag zur Güte, da ihre Geschwister schon wieder heimlich Blicke hinter den Rücken ihrer Mentoren tauschten. „Abgesehen davon, erzählen sie uns ja vielleicht dabei eine Geschichte!"
„Stimmt!" Tropfenpfotes Augen leuchteten auf. „Vielleicht erzählt Silberstreif uns ja, wie Windherz und Lichtfleck sich kennengelernt haben!"
Nun wurde auch Blitzpfote hellhörig, Windherz jedoch, war peinlich berührt.
„Aber die Geschichte habt ihr doch schon hundertmal gehört!" wandte sie schnell ein. Sie wollte nicht zur Attraktion für die Schüler werden, besonders da ihr Liebesleben ohnehin schon von jeder Katze schamlos und begeistert verfolgt wurde, das jedoch, interessierte Blitzpfote, Tropfenpfote, Strahlenpfote und Kleepfote nicht im Geringsten.
„Sie ist eben immer noch die Beste!" riefen sie über die Schulter, schon auf dem Weg zum Ältestenbau und Adlerflug und die anderen Mentoren lächelten Windherz nur noch einmal bedeutungsvoll zu, bevor sie sich munter schwatzend zum Frischbeutehaufen begaben.
Die Kätzin seufzte ergeben und setzte dann schließlich ihren Weg zur Kinderstube fort, in deren dämmrige Tiefen sie auch kurze Zeit später eintauchte. Es hatte keinen Zweck, jetzt noch irgendwas verheimlichen zu wollen und bevor sie sich noch länger Gedanken darüber machen konnte, sprang ihr auch schon ein blaugrauer Fellball entgegen.
„Wo ist Ahornwind?" quiekte Wasserjunges und klammerte sich mit seinen kleinen Krallen aufgeregt in Windherz' Brustfell fest. Seine Schwester Lavendeljunges hüpfte begeistert neben ihm auf und ab.
„Ich will lieber wissen wo Wurzelkralle und Lichtfleck sind!" miaute sie. „Sie wollten uns das Jagdkauern beibringen!"
„Sie sind alle beschäftigt, aber sie werden sicher später noch nach euch sehen!" versprach Windherz und drängte die Jungen schnurrend und mit sanfter Gewalt zu ihrer Mutter zurück.
Himmelschweif lag gemütlich in einem weichen Nest aus Moos und Federn und sah ihrer Mutter erfreut entgegen. Belustigt schnurrend pflückte sie ihren Sohn, der noch immer unbedingt wissen wollte, was für Kräuter alles in Ahornwinds Wundsalbe gehörten, aus Windherz' Pelz und schickte ihn dann, nach kurzem Überlegen, einfach aus dem Bau, er solle die Heilerin doch selber fragen. Das ließ Wasserjunges sich nicht zweimal sagen und flink wuselte er an den anderen Jungen vorbei, nach draußen.
„Er hat sich in den Kopf gesetzt, Heiler werden zu wollen," erklärte Himmelschweif Windherz schließlich, und als Lavendeljunges gerade nicht hinhörte, weil sie mit Echojunges, Mondfells einzigem Sohn, einen Ringkampf durchs Moos begonnen hatte, flüsterte sie: „Er erinnert mich immer an Nebeljunges. Er ist ihr so ähnlich! Dasselbe Fell!"
„Und die gleichen blauen Augen wie du." Windherz musste schnurren.
Kurz unterhielt sie sich mit Himmelschweif und Mondfell, und als diese dann irgendwann versuchten, ihre zankenden Jungen zu trennen, wandte sie sich endlich Vogelschweif zu.
Ihre Schwester hatte das hinterste Nest der Kinderstube bezogen, umgeben von ihren drei Jungen, die quiekend Moosball spielten, wobei sie immer wieder über ihre Mutter sprangen und dabei allerhand anstellten.
„Autsch, Feuerjunges, pass auf wo du hin springst! ... Seejunges, gib auf deinen Bruder acht, Wolkenjunges, hast du dir wehgetan?" Hektisch versuchte Vogelschweif ihre Söhne aus der Bauwand zu ziehen, als Windherz bei ihr ankam.
„Wie ich sehe, bist du beschäftigt," schnurrte sie belustigt, während die Königin erschöpft blinzelte.
„Ich hab keine Ahnung, wie Mizzie das mit vier ausgehalten hat!" seufzte sie. „Sie war ja letztens hier und fand sie alle super süß, ich finde sie aber manchmal nur noch nervig. Wenn ich weiter hier in dieser Enge lebe, werde ich noch verrückt –Feuerjunges, zieh deine Krallen ein!"
Windherz warf erst einen mitleidigen Blick auf Vogelschweif, dann einen belustigten auf die Jungen.
Feuerjunges war die einzige Kätzin, aber war ihren beiden Brüdern jedoch nicht einmal wenn sie sich verbündeten unterlegen. Während Wolkenjunges und Seejunges noch im Geflecht der Wand festgesteckt hatten, hatte sie neckisch mit den Krallen nach ihren Schwänzen geschlagen und sich flink vor ihren um sich tretenden Pfoten in Sicherheit gebracht.
„Ich finde, du solltest sie mit auf die Lichtung nehmen. Sonst machen sie noch Kleinholz aus dem Bau!" kicherte Windherz und genau in diesem Moment purzelte Wolkenjunges erneut in die Bauwand.
Vogelschweif seufzte erschöpft. „Du hast recht!" meinte sie dann und erhob sich schwerfällig auf die Pfoten. „Kommt, Junge, wir machen einen Ausflug!"
Seejunges, Wolkenjunges und Feuerjunges waren sofort auf den Beinen und auch Lavendeljunges und Echojunges spitzten sogleich die Ohren.
„Wir wollen mitkommen!" miauten sie sofort. „Außer Wasserjunges war noch keiner von uns wirklich draußen!"
„Na gut," meinte nun auch Mondfell und tauschte einen Blick mit Himmelschweif, bevor sich beide Königinnen ebenfalls erhoben. „Bevor wir hier noch Pilze ansetzen, weil wir uns zu wenig bewegen, sollten wir wirklich lieber mal wieder nach draußen."

Windherz' Sternenpfoten || ÜberarbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt