𝐸𝑣𝑒𝑛 𝑖𝑛 𝑎 ᦔ𝘳ꫀꪖꪑ

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Ungeduldig tippte ich mit meinen Fingen auf die hölzerne Platte meines Tisches und sah gefühlt jede Sekunde auf die Uhr, die über der Tür hing.

Ach man, wann geht dieser Zeiger endlich auf die Eins? Ich will so schnell wie möglich nach Hause, einfach nur über das heute Geschehene nachdenken und wieder runter kommen.

Wie kam ich überhaupt auf die Idee, das zu tun? Was ist mir in diesem Moment bitte durch den Kopf gegangen, dass ich ihn geküsst habe?

Es ist nicht so, dass es mit nicht gefallen hat, im Gegenteil, es war wunderschön, auch wenn es nur der Bruchteil einer Sekunde war. Ich wollte seine Lippen unter meinen fühlen, wann immer es mir beliebte.

Trotzdem schlich etwas meine Adern hinauf und breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Die Angst.

Ich hatte Angst davor, dass er mich nun meiden würde, mich nicht mehr ansieht, geschweige denn beachtet. Diese Dinge waren die Einzigen, die mich dazu brachten meine Tat zu bereuen.

Wenn diese Gedanken nicht durch meinen Verstand geistern würden, wäre ich vermutlich jetzt der glücklichste Junge der Welt, weil ich mich tatsächlich getraut hatte den Jungen zu küssen, für den ich offensichtlich schwärmte. Das verlangte eine gewisse Menge an Mut.

Aber die Reue gewann schließlich überhand. Sie begann mich fertig zu machen, aber ich versuchte mich krampfhaft auf den Zeiger zu konzentrieren, welcher sich mit jedem Schlag der Eins näherte.

,,...und als Hausaufgabe macht ihr bitte die Nummer fertig, damit wir sie in der folgenden Stunde vorstellen können."

Beendete der Lehrer wieder seinen ewig langen Vortrag, was mir die Hoffnung gab, gleich entlassen zu werden.

Doch er redete weiter über irgendwelche Storys von früher oder so, anstatt uns raus zu lassen.

,,Ach man.." Genervt ließ ich den Kopf auf die Tischplatte schnellen, was einen dumpfen Ton hervorbrachte.

,,Sie mal Jaebeom, der arrogante Schnösel ist angepisst davon, dass er nicht zu seinem Psycho-Freund kann.", eine vor Hohn triefende Stimme erklang in der Reihe neben mir, als könne sie meine Gedanken lesen. Denn ich war wirklich genervt, da Taehyung einfach gegangen ist. Er hätte wenigstens irgendetwas sagen können, einfach irgendwas, damit ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen muss, was der Jüngere nun von mir hält. Oder wie es ihm geht.

Natürlich, ich hätte ihn auch nicht einfach so küssen dürfen, aber es ist mir in diesem Moment so unglaublich schwer gefallen, mein Verlangen nach diesen rosigen, weichen Lippen zu zügeln. Und ehe ich mich versah, war es bereits geschehen:

Meine rauen, schmalen Lippen, lagen auf seinen vollen und unglaublich weichen.

In diesem Moment war ich tatsächlich etwas über die Weichheit überrascht, welche seine Lippen so verführerisch machten. Denn wenn man sie sich genauer ansah, fiel einem auf, dass sie etwas aufgerissen an einigen Stellen waren, was sie zunächst ganz rau aussehen ließ, doch der Schein trügt. Sie waren so sanft, wie eines zierlichen Veilchen. Was eine schöne Metapher für seine verletzliche Seele, die er unter der Kälte trug.

Etwas erschrocken, da ich gerade in Gedanken war, fuhr ich zusammen als Gelächter zu meiner Rechten ertönte. Es war ein herablassendes, unechtes und übertriebenes - dreckig trifft es auch gut.

,,Was wollt ihr beiden?" Genervt hob ich den Kopf und überlegte, ob ich diese beiden Idioten einfach ignorieren oder zusammenscheißen sollte.

Zunächst entschied ich mich jedoch für ersteres, da ich gerade nicht daran interessiert war, in der letzten Stunde noch mit jemanden zu diskutieren.

𝖲𝖼𝗁𝖺𝖼𝗁𝗆𝖺𝗍𝗍 (𝖳𝖺𝖾𝗀𝗂)Where stories live. Discover now