Die Strahlenkrankheit

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Innerhalb der ersten zehn Tage nach der Explosion wurde eine Radioaktivität von mehreren Trillionen Becquerel in die Erdatmosphäre freigesetzt. Die so in die Atmosphäre gelangten radioaktiven Stoffe, darunter die Isotope 137Caesium mit einer Halbwerts-zeit (HWZ) von rund dreissig Jahren und 131 Iod (HWZ: 8 Tage), kontaminierten infolge

radioaktiven Niederschlags, hauptsächlich die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie durch Windverfrachtung viele Länder in Europa. Mitunter war Österreich nebst Weiss-russland, Russland und der Ukraine eines der stark betroffenen Gebiete. (https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl).

Laut WHO und IAEA (2008) starben nach der Katastrophe an den Folgen aku-ter Strahlenkrankheit insgesamt knapp 50 Menschen insbesondere Liquidatoren, die längere Zeit konstanter Strahlung ausgesetzt waren.

Gemäss weiteren Berichten waren im Verlauf der ersten paar Wochen nach der Explosion schon einunddreissig Feuerwehrleute an den Folgen der Strahlung gestorben, sowie einzelne Mitarbeiter, die sich im Kontrollraum des 4. Reaktorblocks aufhielten, wie zum Beispiel der leitende Ingenieur Leonid Fedorovych Toptunov. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt. Er starb am 14. Mai 1986 an einer akuten Strahlenkrankheit im Krankenhaus Nummer 6 in Moskau.

Oder der Feuerwehrmann Wassili Iwanowitsch Ignatenko. Er war ebenfalls erst 25 Jahre alt, als er am 13. Mai 1986 an akuter Strahlenkrankheit verstarb. Bei ihm versuchte man, ihn mit einer Knochenmark Transplantation (heute umstritten bei Strahlenkrankheit), vor dem Tod zu retten, doch der Erfolg blieb aus, denn die Zellen waren zu sehr geschädigt.

Ein Feuerwehrmann namens Vladimir Pavlovich Prawik war ebenfalls in der Unfallnacht beim Reaktor und versuchte den Brand zu löschen. Bei ihm hatte man auch eine spezielle Auswirkung der Strahlendosis bemerkt. Denn durch die starke Strahlung veränderte sich die Farbe seiner Augen. Eigentlich war seine Augenfarbe Braun, doch nach diesem Einsatz hatten sie sich in ein Blau verfärbt. Er starb nach der Explosion nur fünfzehn Tage später, an den Spätfolgen seiner akuten Strahlenkrankheit im Krankenhaus Nummer 6. Er wies sogar eine Art Verbrennung (heute weiss man, dass es sich dabei um einen entzündlichen Hautausschlag handelt, der bei Verstrahlung entsteht) auf, die durch die Strahlung verursacht wurde.

In den drei am stärksten betroffenen Ländern (Weissrussland, Russland, Ukraine), sei aufgrund der erhöhten Strahlenexposition, mit etwa 9000 zusätzlichen tödlichen Krebs- und Leukämieerkrankungen zu rechnen, berichtet die WHO. Für Gesamteuropa schätzte man 2006, dass bis 2065 mit etwa 16.000 zusätzlichen Schilddrüsenkrebserkrankungen und 25.000 sonstigen zusätzlichen Krebserkrankungen (unter anderem Leukämie, Zunahme von Brustkrebs in der Ukraine) zu rechnen sei.

Einige Forscher nahmen einen Zuwachs an genetischen Mutationen bei Kindern, vom Unfall betroffener Eltern an und beobachteten diese nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Es lagen jedoch keine vergleichbaren Nachweise über Erbschäden bei Kindern von Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki vor. Es mangle an gesicherten Erkenntnissen über die Schäden, heisst es.

Weiterhin ist ein Anstieg, von nicht bösartigen Erkrankungen, in den betroffenen Gebieten festzustellen, ebenso ist die Lebenserwartung deutlich gesunken, inwiefern hier aber weitere Faktoren mitspielen ist nicht bekannt. Ein Zusammenhang beim Grauen Star und weiterer Augenkrankheiten ist dagegen sehr wahrscheinlich. Auch die Anzahl der Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto thyreoiditis) ist in der Gegend von Tschernobyl signifikant gestiegen.

Die Helden von TschernobylWhere stories live. Discover now