Milizionäre & Soldaten

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Die Aufgabe der sowjetischen Milizeinheit (eine Art Militärpolizei) bestand daraus, alle Dörfer der Sperrzone (30km Radius, was in etwa 4'000 Quadratkilometern entspricht)  zu evakuieren und zu überwachen. Dazu gehörte aber auch, kontaminierte Böden abzutragen, in Wäldern zu roden und in den Gebieten die Strahlung mit Dosimetern zu messen. Sie mussten mehrere Gebiete in einer Reihe ablaufen.

Über 400 Milizeinheiten waren im Einsatz. Einige der Milizionäre, waren auch rekrutierte Soldaten. Bis am 6. Mai evakuierten sie alle Siedlungen innerhalb der Sperrzone.

An der Tür hing ein Zettel:
< Lieber guter Mensch, such bei uns keine Wertgegenstände. Wir haben keine. Du kannst alles benutzen, aber bitte nicht plündern! Wir kommen zurück.>"

Wassili Jossiforwitsch Gussinowitsch, Kraftwerksfahrer und Aufklärer.

Er erzählte in seiner Aussage ausserdem, wie er und seine Truppen, auf den Patrouillen durch die Siedlungen, noch weitere solcher Briefe an den Häusern fanden. Briefe, in denen  sich die Menschen von ihrem Haus verabschiedeten, mit dem Gedanken, dass sie in wenigen Tagen zurückkehren könnten. Dies ist bis heute nicht geschehen. Denn die Rückkehr in die Sperrzone, ist den Menschen bis heuten auf das Strengste untersagt. An allen Übergängen (Grenzen) in die Sperrzone, sind - um dieses Verbot auch einzuhalten -, Wachposten positioniert. Ebenfalls dort stationiert sind Personen von der Miliz.

Sie regeln bis heute noch den Verkehr und kontrollieren jeden, der dort hinein oder hinaus gehen will. Damals, direkt nach der Katastrophe, mussten sie besonders schauen, dass evakuierte Menschen nichts mit aus der Sperrzone nehmen. Doch viele konnten dies nicht verstehen. Wie auch, wenn das, was tötet, nicht sichtbar und auch nicht zu riechen oder zu sehen, geschweige denn zu
spüren ist?

 Wie auch, wenn das, was tötet, nicht sichtbar und auch nicht zu riechen oder zu sehen, geschweige denn zu spüren ist?

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Der Dienst bestand darin, keine Bewohner in die ausgesiedelten Dörfer hineinzulassen. Wir standen auf Sicherungsposten an den Strassen, bauten Erdhütten, Beobachtungstürme.(...)

Unsere Aufgabe war: keinen reinlassen. Eine alte Frau trägt einen Korb Eierkonfiszieren und vergraben. Sie hat ihre Kuh gemolken und trägt einen Eimer voll Milch. Neben ihr geht ein Soldat um die Milch zu vergraben. (...) Begraben...nach Vorschrift...Dabei war alles so gut gediehen, zum Beneiden."

– Genadi Viktorowitsch Demenew, ehemaliger Milizionär

Egal wie gut die Sachen der Leute waren, man musste ihnen alles wegnehmen, bevor es dann vergraben wurde. Auch Gegenstände wie Teller oder Besteck, wurde ihnen weggenommen und begraben. Diese Dinge wurden in den sogenannten Massengräbern vergraben.

Die Massengräber waren zugleich auch die Gräber der gefallenen Feuerwehrleute und Kraftwerksarbeitern, die an einer akuten Strahlenkrankheit gestorben waren. Man hob dafür einen grossen rechteckigen Graben aus. Die gefallenen Personen wurden nicht in einem einfachen Holzsarg begraben. Sie wurden in Plastikfolien eingewickelt und dann in eine Holzkiste gelegt. Die Holzkiste wurde mit Schrauben zugemacht, bevor sie dann in einen Bleisarg gelegt und zu geschweisst wurde. Aber das war noch nicht alles. Man vergrub sie dann nicht einfach so unter der Erde, wie man es sonst kennt. Nein. Mit einem Kran wurden die Bleisärge, in die zuvor ausgehobene, tiefe Grube hinunter gelassen. Und anstelle diese dann mit Erde zu zuschütten, kam ein Betonlastwagen. Die Grube wurde vor den Augen der Angehörigen mit Beton gefüllt.  Aber es gab keine andere Lösung für das „Entsorgen" der Gefallenen, ihre Körper selbst gaben noch so viel Radioaktivität nach aussen ab, dass es einfach nicht anders ging. Verbrennen konnte man sie auch nicht, da das den gleichen Effekt gehabt hätte, wie beim Reaktorbrand, die Radioaktivität aus deren Körpern wäre wiederum  in die Atmosphäre gelangt. Der Beton über den Gruben und die Bleisärge schirmten die Strahlung leicht ab, da Blei die Strahlung etwas abschirmen kann. Deswegen bekommt man bei Röntgenaufnahmen oder bei einem CT etc. eine sogenannte „Bleischürze", dies schützt die Organe vor leichter Strahlung. Aber nicht alle verseuchten Gegenstände wurden in den Massengräbern vergraben. Teils wurden sie auch zum <Moglinik>* gebracht.

*Moglinik:

Besondere Lagerstätten für durch Radioaktive Strahlung verseuchte Objekte wie z.B. Autos, Hausrat, Tierkadaver; in Form von Hügeln oder Gruben die ebenfalls mit Beton gefüllt wurden wegen der Strahlung.

Die Helden von TschernobylOnde histórias criam vida. Descubra agora