Kapitel 5

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3. Tag

Als ich am nächsten Morgen aufwache muss ich sofort an gestern Nacht zurückdenken. Noch etliche Minuten saßen Noah und ich still auf dem warmen Sand und haben dem Meeresrauschen zugehört. Es hatte etwas Beruhigendes an sich, genauso wie das Gefühl, dass ich nicht alleine war. Noah war da. Obwohl wir danach nicht mehr viel geredet haben, sondern nur dem Atem des jeweils anderen gelauscht haben, hat es gut getan. Ein Gefühl von Sicherheit hat mich umgeben und auch jetzt spüre ich es noch immer tief in meinem Inneren. Genauso wie diese friedliche Ruhe. Ich weiß zwar nicht wie Noah das geschafft hat, aber nachdem ich mich zurück ins Bett gelegt habe, habe ich durchgeschlafen ohne ein weiteres Mal aufzuschrecken. Es ist, als könnte er die Alpträume wegzaubern, was sich komplett bescheuert anhört. Ich kenne Noah ja noch nicht einmal richtig und trotzdem hat er diese Wirkung auf mich.

Judy wälzt sich in ihrem Bett auf die andere Seite, ehe sie sich über die Augen reibt und diese langsam öffnet. Mehrmals blinzelt sie, was mich leise zum Lachen bringt und ich ein Schnauben von ihr wahrnehme. „Gott, ich fühle mich noch so kaputt von gestern. Das war wirklich anstrengend, obwohl es auch unglaublich viel Spaß gemacht hat...Ich schätze so wird es mir jetzt jeden Tag ergehen." Grinsend schüttele ich den Kopf und stehe auf. Obwohl ich gestern Nacht auch nicht besonders viel geschlafen habe, fühle ich mich trotzdem relativ fit und ausgeschlafen. Vermutlich freue ich mich einfach zu sehr auf das Surfen. „Dir auch einen guten Morgen, Judy." Sie seufzt und verdeckt ihre Augen mit den Armen. „Wie kannst du nur so gut drauf sein?" „Wir sind hier um das Surfen zu lernen. Ist das denn nicht Motivation genug?" Ein lautes Seufzen ist zu hören, dann raschelt eine Bettdecke und Judy steht plötzlich neben mir. „Da hast du allerdings Recht. Trotzdem spüre ich jetzt schon jeden verdammten Muskel meines Körpers." Lachend schüttele ich den Kopf. Dann lasst den Tag mal beginnen.

Zusammen laufen wir herunter in die Küche, wo bereits einige von uns auf ihren Plätzen sitzen und sich angeregt unterhalten. Wie auch schon in den letzten Tagen ist der Tisch reichlich gedeckt mit frischen Brötchen und Vollkornbrot. Sowohl herzhafte Dinge, wie Wurst und Käse, liegen auf dem Tisch, aber auch Süßes, wie Honig oder Marmelade. Der Geruch von frischem Kaffee weht mir in die Nase und ich als ich auf meinem Stuhl Platz nehme greife ich sofort nach der roten Tasse und gieße mir etwas von dem heißen Getränk ein. Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen, als ich die Tasse vor meiner Nase halte und einen kleinen Schluck daraus trinke. Fast hätte ich mir die Zunge verbrannt, weil er noch zu heiß ist. Vorsichtig puste ich also und nehme erneut einen kleinen Schluck. Das tut so verdammt gut. Ich weiß schon gar nicht mehr was ich ohne meinen geliebten Kaffee machen würde. Matteo hat immer zu mir gesagt, dass ich ohne Kaffee zu einem Monster mutieren würde. Und dann haben wir gemeinsam gelacht. Wie sehr ich das vermisse. Für eine kurze Zeit bin ich in mehreren Erinnerungen versunken und nur langsam kann ich diese Stück für Stück verdrängen und mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Schnell beobachte ich die anderen um mich abzulenken, was auch sehr gut funktioniert. Clara und Paxton können es sich nicht nehmen lassen sich gegenseitig zu befummeln und miteinander zu flirten. Was wirklich ekelhaft ist, wenn man bedenkt, dass jeder in diesem Raum sie dabei beobachten kann. Doch das scheint sie nicht im Geringsten zu stören. Doch das interessanteste dabei ist, dass Clara dabei immer wieder einen Blick auf Noah wirft und ihn förmlich mit ihren Augen auszieht. Ein komisches Gefühl macht sich in meinem Bauch breit, doch das verschwindet schnell wieder, als Noah ihren Blick nicht erwidert. Er schenkt ihr keinerlei Beachtung und das scheint Clara sehr zu stören. Ich sollte beruhigt sein, schließlich kann es mir doch egal sein. Trotzdem zieht sich meine Stirn zusammen, sodass eine kleine Falte über meinen Augenbrauen entsteht. Wieso schaut sie Noah mit diesem Blick an, wenn sie doch anscheinend etwas mit Paxton am Laufen hat? Steht sie etwa auf Noah und doch nicht auf Paxton? Versucht sie sich abzulenken oder will sie ihn nur damit auf sich aufmerksam machen? Wie erbärmlich ist das denn bitte? Zumal wir doch sowieso keine Liebesbekundungen führen dürfen. Dass ist die oberste Regel. Und wenn das doch so sein sollte ist man ganz schnell weg hier. Seufzend wende ich den Blick ab und greife stattdessen nach einem Brötchen, welches ich mit Honig beschmiere und dann herzhaft hineinbeiße.

Salzwasserküsse Where stories live. Discover now