Kapitel 11

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6. Tag

Als ich am nächsten Morgen aufwache kann ich nicht gerade glücklicher sein. Und das liegt ganz allein an Noah und unseren gemeinsamen Abend, welcher nicht hätte schöner sein können. Nachdem Jane noch ein paar Minuten bei uns saß und wir gelacht und geredet haben ist sie dann irgendwann gegangen, da es schon ziemlich dunkel wurde und es recht spät war. Natürlich musste sie uns auch nochmal sagen, dass wir ja vorsichtig sein sollen und als Noah und ich alleine waren haben wir noch etliche Stunden am Strand gelegen, uns geküsst, gelacht und geredet oder einfach nur dem Atem des jeweils anderen gelauscht. Es war perfekt, mehr als das. Noah hat mir von seiner Kindheit hier erzählt und das seine Eltern eine kleine Farm in Sydney besitzen, wo er ihnen so gut es geht mithilft wie es geht, was natürlich nicht immer so leicht ist, wenn man hauptberuflich als Surfcoach arbeitet. Noah ist durch und durch ein Familienmensch, das merkt man ihm an. Wir, beziehungsweise er ich, haben sehr viel darüber gelacht als er mir von seinen ersten Surfstunden erzählt hat und wie er sich angestellt hat als kleiner Junge. Ich hatte es richtig vor Augen, wie der kleine Noah jedes Mal einen Schmollmund gezogen hat, wenn er erneut vom Board gefallen ist. Und dann, als es wieder ruhig und entspannt zwischen uns beiden war habe ich ihm von Matteo erzählt. Von meiner Familie und das ich zu Hause überhaupt nicht mehr glücklich war. Ich war nicht Ich selbst und völlig am Ende mit den Nerven. Noah hat mich in den Arm genommen, mir über den Rücken gestrichen und mir zugehört. Er war für mich da, als ich geweint habe und hat mir gut zugesprochen. Es hat so gutgetan alles aus mir herauszulassen und mit jemand anderem, außer Judy, darüber zu reden. Bei Noah muss ich mich nicht verstellen. Ich kann Ich selbst sein und genau deshalb mag ich ihn vielleicht so sehr. Noah hat so eine Art an sich, die es einem ziemlich einfach macht ihn zu mögen. Er weiß irgendwie immer was er tun oder machen soll und was ein Mensch in diesem Moment braucht.

Verträumt streiche ich mit den Fingern über meine noch leicht angeschwollenen Lippen, als ich an Noah zurückdenke und wie sanft er gestern war. Es ist wie ein Traum, aus welchem ich nie wieder geweckt werden möchte, weil er so schön war. Doch irgendwann ist jeder Traum mal vorbei. Ich strecke mich ausgiebig in dem kuscheligen Bett und halte mir eine Hand vor den Mund als ich herzhaft gähnen muss und meine Augen dabei leicht flattern. Heute ist ein ganz besonderer Tag für uns. Denn heute gehen wir wie versprochen zum Shellharbbour, dem besten Surfing Reserve etwas südlich von Thirroul. Als ich mich für diese Reise entschieden habe und mich im Internet ein wenig umgesehen habe, war ich wirklich sehr überrascht als ich das gesehen habe. Es ist ein wahres Paradies dort, besonders für Surfer und ich kann es kaum erwarten dahin zu gehen.

„Na auch schon wach." Die Zimmertür geht auf und eine freudestrahlende Judy steht vor meinem Bett, durchlöchert mich quasi neugierig mit ihren Augen und will alles wissen. „Du siehst so aus als hättest du gestern die beste Nacht deines Lebens gehabt." Judy wackelt grinsend mit den Augenbrauen und ich stehe lachend aus dem Bett aus und fahre mir mit einer Hand durch die wild zerzausten Haare. „Ja. Ja, es war wirklich schön gestern Abend. Obwohl ich ehrlichgesagt schon ein bisschen Angst bekommen habe, als Jane plötzlich direkt vor uns stand und völlig fassungslos war." Judys Augen wiederspiegeln genau das, wie ich gestern Abend ausgehen haben muss. Große und erschrockene Augen und der Mund vor lauter Überraschung weit aufgerissen. „Was? Jane hat euch erwischt? Ach du scheiße." Schnell winke ich mit der Hand ab und nicke. „Ja das habe ich gestern auch gedacht. Aber Jane wird uns nicht verraten, das hat sie Noah und mir versprochen und ich vertraue ihr da auch." Seufzend atme ich die Luft ein und drehe mich einmal im Kreis. „Na da habt ihr wirklich nochmal Glück gehabt. Ich gönne euch das so sehr, aber ihr müsst vorsichtig sein. Die nächste Person, die das vielleicht mitbekommt, wird nicht so gnädig wie Jane oder ich sein." Judy und ich sehen uns ernst an und ich nicke immer wieder. „Das hat Jane auch schon gesagt und ich weiß auch, dass ihr Recht habt. Aber sobald Noah in meiner Nähe ist, blende ich alles um mich herum aus." Judy schüttelt grinsend den Kopf, ein wissendes Schmunzeln liegt auf ihren Lippen. „Ach, ist das so?" Hitze steigt in meinem Körper hoch, ich spüre wie meine Wangen sich erwärmen und wie sich bei Judys Satz die Augen verdrehen. Schnell greife ich mit den Fingern nach einem Kissen und werfe es nach meiner besten Freundin, welche es jedoch geschickt auffängt und an ihre Brust drückt. Dann zwinkert sie mir zu, ehe sie sich auf ihr Bett gegenüber von dem meinen setzt und nach ihrem Handy greift, um sich dort irgendwelche Nachrichten durchzulesen oder sich Bilder anzuschauen. Und da sie so sehr grinst tippe ich mal eher auf das letztere. Denn so wie ich Judy kenne, liebt sie es, sich lustige Katzenbilder anzusehen.

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