Kapitel 8

257 39 17
                                    


4. Tag

„Also ich finde wir sehen superheiß aus. Was meinst du?" Judy grinst mich im Spiegel an. Ihre rot geschminkten Lippen passen perfekt zu ihren kurzen roten Haaren, in welche sie sich leichte Wellen gedreht hat. Ihre braunen Augen wirken durch den schwarzen Eyeliner viel größer und insgesamt sieht sie wirklich wunderschön aus. An ihrem Körper haftet ein dunkelblaues Kleid, welches am Oberkörper eng anliegt und dann etwas weiter wegfällt. Das ist ihre Farbe, sie fühlt sich darin wohl und das merkt man ihr auch an. Im Gegensatz zu ihr trage ich allerdings nicht viel Schminke. Lediglich einen schwarzen Lidstrich, welcher meine grünen Katzenaugen hervorhebt und sie zum Strahlen bringt und auf den Lippen trage ich einen hellrosanen Lippenstift. Meine Haare trage ich heute mal offen. Nur die vordersten zwei Strähnen habe ich hinten mit einer Klammer befestigt, damit sie im Gesicht nicht stören können, wenn wir nachher auf der Tanzfläche unsere Hüften schwingen. Ebenso wie Judy trage auch ich ein Kleid, doch es ist nicht so eng wie ihres. Der rote Stoff fällt locker von meinem Körper herab und darüber bin ich auch unendlich froh. Denn der gewagte Rückenausschnitt sorgt schon für genug Fantasien, da bin ich mir sicher. Zuallererst wollte ich dieses Kleid überhaupt nicht anziehen, doch Judy hat darauf bestanden und nachdem sie mit so vielen Komplimenten nur so in die Luft geschossen hat habe ich schließlich lachend zugestimmt und genickt. Und jetzt trage ich es tatsächlich und fühle mich sogar unglaublich gut darin.

„Wir sind bereit für die beste Party in unserem Leben und du wirst heute mal so richtig deinen Spaß haben und alles vergessen. Und damit meine ich auch Noah. Es ist ja nicht zu ertragen wir ihr euch heute immer wieder diese Blicke zugeworfen habt." Judy grinst und schaut gespielt angeekelt weg. Auch ich muss lachen und gebe meiner besten Freundin einen leichten Schlag gegen die Schulter. „Du spinnst doch, Judy. Mit Noah ist nichts und da wird auch nie was sein. Ich will mit meiner besten Freundin und den anderen Idioten hier heute einen schönen Abend haben und mich nicht mit irgendwem vergnügen." Judy streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn und wackelt mit den Augenbrauen, als sie im Spiegel zu mir blickt. „Wetten Paxton versucht es heute wieder bei uns allen? Dann wird Clara aber nicht erfreut sein. Obwohl...wenn wir gerade mal eine Minute in dem Club sind schmeißt sie sich wahrscheinlich schon an den erstbesten Kerl ran, der ihr unter die Augen tritt." Wir prusten beide los, können uns nicht mehr halten vor Lachen und hören erst auf, als wir ein Klopfen an unserer Tür wahrnehmen. „Hey kommt ihr beiden. Wir warten schon alle unten." Jessicas Stimme dringt zu uns durch und wir beide nicken aufgeregt, packen unsere kleinen Taschen, schalten das Licht aus und öffnen die Zimmertür, welche wir wieder schließen, als wir beide auf dem Flur stehen. Und dann erstarre nicht nur ich zur Salzsäule, sondern auch Judy neben mir. Denn neben den anderen aus unserem Kurs stehen auch Noah und Jane. Von Mason ist keine Spur zu sehen und ich weiß nicht was ich dazu sagen soll.

Als Mason uns heute früh beim Frühstück den Tagesablauf erklärt hat, hat es sich so angehört, als würden die drei nicht mitkommen. Doch jetzt, wo ich Mason nirgends entdecke, weiß ich, dass er das auf sich bezogen hat. Seine Familie wartet zu Hause auf ihn, da kann er natürlich nicht mit uns feiern kommen. Noah und Jane dagegen schon. All diese Informationen kommen erst langsam in meinem Kopf an und als ich das hier alles realisiere würde ich am liebsten sofort wieder umdrehen. Eine Party mit den anderen Kursteilnehmern geht klar. Aber eine Party zusammen mit Jane und vor allem Noah gehen auf gar keinen Fall klar. Ich weiß jetzt schon, dass das mein Untergang sein wird. Als ich meinen Kopf hebe, treffen meine grünen Augen auf die meeresblauen von Noah. Ein leichtes Funkeln liegt in ihnen und obwohl wir alle versammelt im Flur stehen, lässt er es sich nicht nehmen mich von Kopf bis Fuß zu mustern. Mir wird ganz fürchterlich warm unter seinem Blick und ich verschränke die Arme vor der Brust, versuche meine zittrigen Hände irgendwie zu verstecken. Nachdem was er zu mir heute Nachmittag gesagt hat weiß ich nicht mehr mit der Situation umzugehen. Was soll ich bloß machen? Auf meinen Kopf hören oder mein Herz entscheiden lassen? Ich bin im Zwiespalt mit mir selber und es scheint, als würde ich nie zu einer Lösung kommen. Ich bewege mich im Kreis. Immer und immer wieder. Es ist fürchterlich.

Salzwasserküsse Where stories live. Discover now