Kapitel 6

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3. Tag

„So, bevor wir mit der nächsten Übung gleich beginnen werden wärmt ihr euch bitte zuerst wieder auf. Schließlich ist dass das A und O bei aktivem Sport. Eine halbe Stunde Schwimmtraining sollte ausreichen. Also alle ab ins Wasser!" Noah klatscht in die Hände und sieht uns auffordernd an. Von manchen von uns ist ein Seufzen zu hören, doch alle gehen Noahs Aufforderung nach. Judy und ich sind eine der letzten, die sich ebenfalls auf den Weg zum Wasser machen um dort fleißig zu schwimmen. Meine Zehen vergraben sich in dem heißen Sand, als wir über diesen laufen und unter meinen Füßen brennt es förmlich, sodass ich leise auf zische. Die Sonne steht hoch am Himmel, sorgt dafür, dass ich meine Augen leicht zusammenkneifen muss, um etwas sehen zu können. Weit draußen auf dem Meer sind vereinzelte Surfer zu erkennen. Heute sind die Wellen eher weniger stürmisch hier draußen, aber vielleicht ändert sich das ja noch. Die ersten von uns sind bereits im tiefblauen Meer und schwimmen eilig ihre Bahnen. Judy und ich blicken uns lächelnd an, ehe wir zu rennen anfangen. Das Wasser berührt unsere Füße und wir springen lachend in das erfrischende tiefblaue Wasser. Salzwasser spritzt mir ins Gesicht und meine Augen fangen an zu brennen, doch das ist mir in diesem Moment völlig egal. Gerade genieße ich es einfach nur jemanden an meiner Seite zu haben, eine neue Freundin gefunden zu haben und glücklich zu sein. Denn das ist es was zählt. Glücklich sein.

Und so fangen Judy und ich ebenfalls an unsere Bahnen zu schwimmen. So viel Arm- und Schultertraining wie heute habe ich noch nie in meinem Leben gemacht und ich weiß jetzt schon ganz genau, dass ich morgen einen heftigen Muskelkater davon haben werde. Und dabei ist das gerade erst Mal der Anfang. „Okay Leute, ihr könnt wieder raus kommen. Die halbe Stunde ist vorbei." Noahs Stimme lässt uns aufschauen. Er steht am Strand, seine Füße berühren das Wasser und er hält sein Surfboard fest in beiden Händen. Eilig schwimmen wir soweit es geht zurück zum Strand bis wir den Boden unter unseren Füßen spüren können und zurück zur Gruppe laufen. Augenblicklich knallt uns die Sonne wieder entgegen und in wenigen Minuten bin ich bereits am ganzen Körper wieder trocken. „Da die Trockenübungen vorhin bei allen ziemlich gut aussahen würde ich sagen üben wir das jetzt mal im flachen Wasser. Doch unterschätzt das nicht. Auch das Wasser in der vorderen Zone hat enorme Kraft. Viele Anfänger haben Schwierigkeiten ihr Gleichgewicht zu halten."

Noah macht kurz Pause, ehe er sein Board in den Sand legt und mit seinen Armen große Bewegungen macht. „Paddeln funktioniert wie bei einer Kraulbewegung beim Schwimmen. Ihr müsst mit beiden Armen abwechselnde, ruhige und vor allem kontrollierte gleichmäßige Züge immer frontal auf die Welle zu machen. Merkt euch das." Er schnappt sich sein Surfboard und läuft auf das Meer zu, bis seine Füße das Wasser berühren, welches im gleichmäßigen Takt vor und wieder zurück schwappt. „Ich mache euch die Übung kurz vor, ehe ihr euch dann selber ausprobieren könnt. Lauft nur so weit ins Wasser hinein, bis es eure Hüfte erreicht hat. Dann kann euch nichts passieren. Und passt auf eure Leash auf, wenn ihr mit eurem Board ins Wasser geht." Noah läuft einige Schritte ins tiefblaue Meer, ehe er sich zu uns umdreht und sich auf sein Board setzt. „Wir nutzen vor allem unsere Schultern und Arme um beim Paddeln vorwärts zu kommen. Damit wir aber auch in dieser Position nach vorne und damit auch unseren Oberkörper aufrichten können, müssen der Rücken, unser Bauch und auch die hüftstreckenden Muskeln hierbei aktiv werden. Denn wenn unser Rücken zu schwach ist klebt unsere Brust auf dem Board fest – wortwörtlich. Das hat wiederrum zur Folge, dass wir unseren Nacken verrenken müssen um überhaupt etwas sehen zu können. Dabei sind dann Nacken- und Kopfschmerzen vorprogrammiert und damit will kein Surfer belastet werden." Noah macht uns vor, was er mit seinen Worten meint und ich weiß ich sollte es nicht tun, doch ich kann nicht anders.

Meine grünen Augen haften an seinen starken, muskulösen Armen. Wie sie sich anspannen und dann wieder entspannen, während er kontrollierte und dennoch ruhige Bewegungen macht. Seine breiten Schultern bekommen meine komplette Aufmerksamkeit und ich kann nicht anders als mir vorzustellen, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sich seine Arme um meinen Körper schlingen würden und er mich hält. Ein verträumtes Seufzen verlässt meine Lippen, so leise, dass ich es selber gar nicht bemerke. Auf seinem Gesicht liegt ein glückliches Lächeln, so voller Frieden und Sicherheit und ich bewundere ihn dafür. Denn genau das möchte ich auch. Ich will mit der Vergangenheit abschließen und nach vorne schauen können. Ich möchte wieder ich selber sein, glücklich und voller Lebensenergie.

Salzwasserküsse Where stories live. Discover now