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Der Mittwoch kam leider viel zu schnell.

Einerseits wuchs meine Angst mit jeder verstreichenden Sekunde und ich wollte am liebsten gar nichts von alledem wissen, andererseits war die Situation nun einmal real und ich wollte Maddy so schnell wie möglich helfen.

Am Mittwoch wurde ich von der individuellen Stunde befreit und sollte mich dann um 9 Uhr abends vor dem Haupteingang mit den Lehrern treffen – Mrs. Walsh würde mich von meinem Zimmer abholen. Ich hatte bisher nur die Anweisung erhalten, komplett schwarz zu tragen und auch weiterhin mit niemandem über das Vorhaben zu sprechen. Damit ich Zeit hatte, mich vorzubereiten, ohne dass Leela oder jemand anderes aus meinem Freundeskreis es mitbekam, hatte die von Dr. Yun ein Referat gemeinsam mit Amy und Trish aufgetragen bekommen, an dem die beiden nun im Zimmer der Zwillinge arbeiteten.

Ich duschte flüchtig, nachdem ich vom Unterricht kam und machte dann einen Mittagsschlaf, um abends ausgeruht zu sein. Als es so weit war, band meine Haare zu einem Pferdeschwanz und flocht diesen noch, damit ich auch wirklich nicht von meinen Locken belästigt wurde. Dazu zog ich meine schwarze, lange Sporthose an, ein schwarzes T-Shirt mit langen Ärmeln und schwarze Turnschuhe.

Um halb neun klopfte es leise an meiner Tür. Überrascht sah ich von meinem Handy auf, denn ich hatte frühestens in einer Viertelstunde mit der Schulleiterin gerechnet. Tatsächlich stand jedoch nicht sie vor meiner Tür, sondern Jay, der mich besorgt ansah.

„Was machst du denn hier?", wisperte ich und zog den Erdbändiger in mein Zimmer, drückte die Tür so leise wie möglich ins Schloss, „ich soll doch jetzt alleine sein."

„Ich weiß", erwiderte Jay zerknirscht, „aber ich wollte dich noch einmal sehen und dir viel Glück wünschen."

„Danke", ich musste unwillkürlich lächeln und ehe ich es mich versah, lagen der blonde Junge und ich uns in den Armen.

„Ich drücke dir ganz fest die Daumen, ja?", flüsterte Jay in mein Ohr, „pass bitte auf dich auf Faye und komm in einem Stück wieder hier an, wir wissen nicht, wozu Noah noch fähig ist."
„Ich werde mich bemühen", gab ich schelmisch zurück, doch dann wurde ich ernster, löste mich von Jay und sah ihm in die grünen Augen, „ich hab ziemlich Angst."

„Das ist verständlich", versicherte Jay mir, „ehrlich gesagt, wenn du keine Angst hättest, wäre ich vermutlich noch besorgter, als ich sowieso schon bin."

Ich nickte beklommen. Der blonde Erdbändiger hob seine rechte Hand und legte sie sanft unter mein Kinn, dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich für einen Moment, ganz sanft.

„Pass auf dich auf."

„Mache ich."

Mich von Jay zu lösen, fiel mir schwer. Vielleicht lag es daran, dass ich dem Erdbändiger angesichts unserer neuen Dynamik gerne nah sein wollte, vielleicht aber auch daran, dass ich sehr nervös und ängstlich war und die Umarmung eines Freundes mich beruhigte. Aber Jay musste gehen, bevor Mrs. Walsh kam, um mich abzuholen.

Ich öffnete die Tür für ihn und der blonde Erdbändiger lächelte mich noch einmal beruhigend an, bevor er den Flur hinuntereilte.

Anschließend dauerte es nur noch wenige Minuten, bis Mrs. Walsh an meiner Tür klopfte. Die Schulleiterin trug ebenfalls eine schwarze Leggings und ein schwarzes T-Shirt, dazu dunkle Stiefeletten, die für solche Unternehmungen eigentlich zu edel aussahen.

„Bist du bereit?", fragte sie, als ich ihr öffnete und sie hereinließ.

„Nein", gab ich ehrlich zu, „das wäre ich aber nie, also bringen wir es hinter uns."

FeuertodOù les histoires vivent. Découvrez maintenant