XXIV

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Als ich zurück in mein Zimmer kam, wurde ich von den anderen sogleich ausgefragt. Ausführlich, aber ungeduldig erzählte ich meinen Freunden von der Situation und erklärte, wie der weitere Plan aussehen würde. Während wir alle uns in irgendwelche Klamotten warfen – Jay drehte, während wir Mädchen uns umzogen, respektvoll den Rücken zum Raum – sprachen wir leise über die Zukunft. Sobald ich implizierte, dass ich die anderen nicht in Gefahr bringen wollte, schallte mir heftigste Widerrede entgegen:

„Faye, du spinnst ja wohl!", Jay drehte sich entrüstet um und hielt sich sofort die Hand vor Augen, als ihn vier BH-tragende Mädchen vorwurfsvoll anblickten, „Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass wir jetzt einfach abhauen und dich im Stich lassen!"

„Jay hat recht", pflichtete Amy dem blonden Erdbändiger bei, „wir waren von Anfang an dabei, wir werden dich nicht im Stich lassen, wo es ernst wird."

„Definitiv nicht", bei Leelas Worten drehte ich mich zu ihr um.

„Leela, du musst nach Hause fahren", bat ich die Jüngere, „du bist gerade erst fünfzehn."

„Na und?", Leela reckte trotzig das Kinn in die Höhe, „das hat Noah auch nicht interessiert. Und ihr seid auch alle nicht viel älter als ich."

„Wo sie recht hat", Trish zog verteidigend die Schultern hoch, als wir anderen sie verwundert ansahen, „Leute, Leela ist jünger, ja, aber wir wissen alle, wie tough sie ist und es ist nicht unsere Aufgabe, sie zu bevormunden."

„Danke!", Leelas Augen nahmen einen leicht traurigen Ausdruck an, den sie jedoch zurückzudrängen schien, „und... ich weiß auch gar nicht, wo ich hin sollte. Ihr wisst doch, dass meine Oma krank ist."

Ich nickte bedrückt und lächelte Leela verständnisvoll zu. Sie hatte uns erzählt, dass ihre Großmutter, bei der sie seit dem Tod ihrer Eltern lebte, krank war, doch ich hatte es im Affekt vergessen. Ich wollte nicht, dass Leela sich in Gefahr begab, sie war mir beinahe wie eine kleine Schwester.

„Lasst uns später darüber sprechen, wer wohin abhaut", wandte Amy ein, „wir sollten zum Frühstück gehen."

In der Kantine herrschte fröhliche Sonntags-Stimmung. An allen Tischen wurde ausgelassen geplaudert und bei dem Gedanken, dass all diese heiteren Gespräche bald in eine ängstliche und angespannte Stimmung umschlagen würden, verging mir der Appetit. Ich quälte mich regelrecht durch meine Schale Müsli. Als Mrs. Walsh zur Tür herein kam und verkündete, dass die Schüler sich zu einer spontanen Versammlung in die Aula begeben würden, war ich nur allzu dankbar, einen Grund dafür zu haben, mein Tablett wegbringen zu können.

Leider waren wir dadurch, dass wir so spät zum Frühstück erschienen waren und die meisten anderen bereits aufgegessen hatten, Teil der Letzten, die die Kantine verließen und in Richtung Aula strebten. 

Als wir den großen Raum betraten, in dem die Schüler sich drängten, waren die meistens Sitzplätze bereits belegt. So mussten wir in der zweiten Reihe Platz nehmen, obwohl ich eigentlich vorgeschlagen hatte, uns nach ganz hinten zu setzen. Durch meine direkte Verbindung zu Noahs Motiv wollte ich nur ungerne vorne und damit im Blickfeld der gesamten Aula sitzen, doch da ich auch nicht ganz alleine am anderen Ende der Aula hocken wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als in der zweiten Reihe, zwischen Amy und Leela und hinter einer leeren Reihe von Stühlen Platz zu nehmen. Nach uns kamen nur noch vereinzelt Schüler und nachdem die Plätze vor uns lange leerblieben, wurden sie schließlich von einigen Schülern aus dem noch recht neuen, unteren Jahrgang belegt. 

Die jüngeren Jungen, die dieses Jahr ihr erstes Schuljahr auf Arcalia angetreten hatten, kamen kaum zur Ruhe, ärgerten sich gegenseitig und quatschten ununterbrochen. Es schien sich um eine aus Werwölfen und Vampiren gemischte Gruppe zu handeln, denn sie unterhielten sich im ‚Flüsterton' über die individuellen Stunden.

FeuertodWhere stories live. Discover now