Kapitel 21 - Keith

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Ich kann mich seit gestern Abend auf nichts anderes mehr konzentrieren. Egal, was ich mache, meine Gedanken wandern immer wieder zurück zu Ivy.

Ivy, wie sie halb nackt vor mir liegt, wie sich ihr Mund auf meinen Lippen angefühlt hat, die Gänsehaut, die sich auf meinem Körper gebildet hat, als sie meinen Namen gestöhnt hat.

Und wieder wird es eng in meiner Hose.

Fuck.

Wütend auf mich selbst und meine niederen Triebe, umgreife ich den Stift in meiner Hand fester. Ich habe mich in die Bibliothek geflüchtet. In der Hoffnung, wenigstens hier etwas Produktives zustande zu bringen. Es dauert nicht mehr lange, bis die Prüfungen vor der Tür stehen und wenn ich nicht noch ein Jahr länger brauchen will, muss ich mich wirklich anstrengen. Dieses Semester habe ich weniger Zeit in die Uni gesteckt, als nötig gewesen wäre. Das muss ich jetzt ausbaden.

Wenn mir nur endlich diese eine Blondine aus dem Kopf gehen würde.

Ihr Lavendelduft steigt mir in die Nase, sorgt dafür, dass die Erinnerungen noch eine Spur intensiver werden und meine Fantasien, wie es hätte weitergehen können, wenn wir uns nicht in Zoeys Kindergarten befunden hätten, lebhafter werden.

Ich knurre leise vor mich hin. Toll, jetzt habe ich auch noch ihren unverwechselbaren Duft die ganze Zeit in der Nase. Damit kann ich die Sache mit der Konzentration wohl endgültig vergessen.

Eine leise Bewegung neben mir, lässt mich plötzlich zusammenzucken und ich reiße den Kopf zur Seite.

Da begreife ich. Ich habe mir ihren Duft nicht einfach nur eingebildet, Ivy steht neben mir.

Im Arm hält sie einen Stapel Arbeitsutensilien, der ihr droht herunter zu fallen, während sie in ihrer Armbeuge versucht die Wasserflasche zu balancieren. Schnell springe ich auf, nehme ihr die Sachen aus der Hand und lege sie auf den freien Platz neben mich.

Den Gedanken, dass sie sich vielleicht gar nicht neben mich setzen will, lasse ich nicht zu.

„Hey.", begrüßt sie mich wispernd.

Ich lächle zurück.

„Selber Hey."

Oh Gott, das habe ich gerade nicht wirklich von mir gegeben. Verwandle ich mich gerade wirklich in einen dieser begriffsstutzigen Weichlinge.

Ivy will sich gerade auf den Stuhl neben mir sinken lassen, als ihr Blick auf das Lehrbuch und die Notizen vor mir fallen. Ich sitze gerade an Thermodynamik II und mein Notizblock ist gefüllt mit Thermen, Formeln und Rechnungen.

Sie reißt erschrocken die Augen auf und ihre vollen Lippen formen ein überraschtes Oh. Es sieht entzückend aus und ich habe Mühe, meinen Blick von ihr zu reißen.

Verdammt, ich muss mich wirklich wieder einkriegen. Das ist doch nicht mehr normal.

„Was ist denn das?!", quietscht Ivy für die Bibliothek etwas zu laut auf. Ein paar Gesichter drehen sich zu uns.

Breit grinsend ergreife ich ihre Hand und ziehe sie auf den Platz neben mir, bevor die Bibliothekarin auf uns aufmerksam wird. Sie ist gnadenlos und nicht gerade zimperlich darin, Störenfriede rauszuschmeißen.

„Thermodynamik II.", antworte ich flüsternd und kann mir nicht verkneifen, mit meinem Daumen einen Kreis auf Ivys Handrücken zu zeichnen, bevor ich sie loslasse.

Die Wirkung, die meine kleine Berührung auf sie hat, haut mich beinahe vom Stuhl. Ihr blauen Augen wandern zu mir, Ivy fährt sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und ich habe alle Mühe damit, mich nicht einfach vorzubeugen und sie zu küssen.

At First SmileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt