Kapitel 24 - Keith

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So 20 Uhr, los geht's :) Ich bin selbst schon super aufgeregt.
Wer ist denn alles mit dabei?

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Ich verschanze mich in der Werkstatt. Es ist der einzige Ort, an dem ich mich nicht ganz so beschissen fühle. Denn wenn ich an den Autos herumschraube, kann ich wenigstens für eine halbe Minute diese unglaubliche Enttäuschung in Ivys Miene aus meinen Erinnerungen drängen.

Länger schaffe ich es nie, zu vergessen, wie ich es vermasselt habe. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es beinahe schon lustig, wie gut Johannas Plan aufgegangen ist. Denn dieses Mal habe ich auch dafür gesorgt, dass meine Freunde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

Es ist Dienstag. Ich habe seit Freitag, als ich mich versucht habe aus Ivys Zimmer zu schleichen, von keinem meiner Freunde etwas gehört.

Aber was habe ich auch erwartet? Ich habe mich ja selbst bei keinem von ihnen gemeldet. Die Scham ist zu groß, außerdem hat es Ivy nicht verdient, ihre Freunde mit dem Kerl teilen zu müssen, der ihr das Herz aus der Brust gerissen hat und darauf herumgetrampelt ist.

Seufzend ziehe ich die Schraube zu, rutsche dabei mit dem Schraubenziehe ab und ramme mir das Scheiß-Ding selbst gegen den Oberschenkel. Fluchend reibe ich mir die Stelle, lasse die ganze aufgestaute Wut aus mir herausströmen und gebe Worte von mir, die absolut nicht jugendfrei sind.

„Ach du meine Güte, Keith!", unterbricht mich plötzlich Tante Grace streng.

Schnell rolle ich mich auf der Montageliege liegend unter dem Auto hervor. Tatsächlich steht meine Tante unter dem halb geöffneten Tor zur Werkstatt. Entsetzt, dass solche Flüche über meine Lippen gekommen sind, starrt sie mich an.

Zum Glück ist Zoey nicht bei ihr.

„Entschuldige.", murmle ich und pfeffere den Schraubenzieher in die Werkzeugkiste.

Ich setze mich auf, stütze kraftlos die Ellenbogen auf den Knien ab und wage es nicht meiner Tante ins Gesicht zu sehen. Ich habe sie die letzten Tage gemieden, ihr nur knapp auf ihre Nachrichten geantwortet und auch Mitch habe ich so gut es ging versucht aus dem Weg zu gehen.

Sie kennen mich einfach zu gut. Sie werden erkennen, mit welchem Schmerz ich kämpfe, aber ich kann ihnen einfach nicht sagen, was ich getan habe. Sie sind die letzten Menschen, die mich nicht verabscheuen. Ich kann nicht auch noch sie verlieren.

„Was machst du hier?", brumme ich und hasse mich selbst für die Unfreundlichkeit in meiner Stimme.

Es ist früher Morgen, die Werkstatt öffnet erst in ein paar Stunden und Grace sollte eigentlich bei ihrer Tochter sein. Wenn etwas mit meiner Mutter wäre, hätte sie mich angerufen.

„Hast du etwa die ganze Nacht hier verbracht? Ich bin zuerst bei deiner Wohnung gewesen. Keith, wir machen uns Sorgen um dich."

Obwohl ich mit aller Macht versuche, meiner Tante nicht in die Augen zu sehen, schießt mein Kopf in die Höhe und ich begegne ihrem besorgten, verständnisvollen Blick. Zorn auf mich selbst durchfährt meinen Körper.

Ich habe ihre Führsorge nicht verdient!

„Das braucht ihr nicht.", murmle ich wenig überzeugend vor mich her.

Meine Tante kommt langsam auf mich zu, fast schon, als würde sie sich einem Tier nähern.

„Hör endlich auf zu denken, du hättest es nicht verdient, dass sich mal jemand um dich kümmert Keith. Du musst nicht immer der Starke sein."

Sie kennt mich einfach zu gut, weiß genau, wie sie mit mir umzugehen hat. Aber sie hat unrecht. Ich bin nicht immer der Starke, ich bin immer der Schuldige und versuche das mit meiner Stärke zu überspielen.

At First SmileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt