Kapitel 25 - Ivy

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Sie wird drüber hinwegkommen.

Keiths Worte hallen in den kommenden Tagen immer und immer wieder in meinem Kopf wieder. Sie verspotten mich. Denn ich glaube nicht daran.

An der Stelle, an der einmal mein Herz gesessen hat, klafft nun nur noch ein riesiges Loch. Die Leere ist so einnehmend, dass ich mir sicher bin, dass nichts und niemand sie jemals wieder stopfen kann.

Egal, wie oft ich über Donnerstagnacht nachdenke und es passiert leider ungefähr zehntausend Mal am Tag, ich kann nicht fassen, wie sehr Keith mich verarscht hat. Wie dumm ich gewesen bin.

Ich habe doch wirklich gedacht, Keith-bei-mir-wird-jedes-Mädchen-schwach würde sich ausgerechnet wegen mir ändern. Dem netten durchschnittlichen Mädchen von neben an.

„Mist!", fluche ich und betrachte das Massaker im Spiegel.

Meine Tränen laufen einfach. Ich habe das Gefühl, dass mein Liebeskummer die Funktion meiner Tränendrüsen außer Kraft gesetzt hat und ich ohne Kontrolle ständig anfange zu heulen.

Wütend ziehe ich das dritte Abschminktuch heraus und wische mir den verlaufenen Mascara weg. Das ist Anlauf Nummer drei gewesen und ich habe auch keine Lust es nochmal zu versuchen.

Ich schaffe es ohnehin nicht, die geschwollenen Augen und meine vom vielen Weinen fleckigen Wangen so zu überschminken, dass es niemand merkt.

Es ist mir auch einfach egal. Vielleicht lässt Summer mich auch hier bleiben, wenn sie sieht, wie beschissen ich aussehe. Recht wäre es mir auf jeden Fall.

Aber heute Morgen ist sie nach ihrem Kurs im Hochschulsport plötzlich vor mir gestanden, hat mir ihre Bettdecke vom Körper gezogen, mich fluchend unter die Dusche geschickt und mir verkündet, dass kein Liebeskummer der Welt ein Fehlen bei der Semesterabschluss-Party entschuldigen würde.

Party. Darauf habe ich gerade sowas von überhaupt keine Lust. Es erinnert mich daran, dass Summer vor einer Woche noch Scherze darüber gemacht hat, ich könne mir dort einen anderen Kerl angeln.

Derzeit kann ich mir nicht vorstellen, überhaupt jemals wieder einen Mann an mich heranzulassen. Wenn Keith mir etwas vor Augen geführt hat, dann, dass es ziemlich leicht ist, mich von vorne bis hinten an der Nase herumzuführen.

Der Tränenstrom wird stärker.

Wütend wische ich mir über die feuchten Wangen. Ich habe darauf keine Lust mehr!

In den letzten Tagen sind die Tränen ständig gekommen. Sonntagabend habe ich sämtliche Küchenpapierrollen und Taschentücher von Summers WG verbraucht. Summer ist so nett gewesen, mich bei sich aufzunehmen. Nachdem Rachel gehört hatte, welcher Kerl Grund für meinen Zustand ist, hat auch sie sofort ihre Arme ausgebreitet. Ich bin schon seit einer Woche in Summers WG, bin kein einziges Mal zurück in mein eigenes Zimmer gegangen. Ich wage es nicht.

Allein die zehn Minuten, die ich gebraucht habe, um meinen Kram zu packen, sind zu viel gewesen. Die Erinnerungen an meine Nacht mit Keith sind überall. Sogar sein verdammter Geruch klebt noch in meiner Bettwäsche.

Ich habe es nicht ertragen dort zu sein.

Bist Dienstag ist es für Adam und Rick in Ordnung gewesen, dass sie nicht wissen, wo ich bin, sondern nur, dass es mir gut geht. Aber dann haben die Nachrichten begonnen.

Keith schickt mir mindestens jede Stunde eine. Ich weiß, dass ich ihn eigentlich blockieren sollte. Für mein Seelenheil wäre es auf jeden Fall besser. Aber ein ziemlich, ziemlich dummer kleiner Teil von mir, hängt noch an ihm. Also tue ich es mir immer wieder aufs Neue an und lese seine Nachrichten.

At First SmileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt