💕16💕Montag (von Ren Hai Zhen)

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❄️POV. Ren Hai Zhen(任嗨珍)

"Und, was hast du heute noch so vor?", wollte Jae-Yong wissen, aber seine Stimme ging fast komplett im Lärm der anderen Schüler unter.

Endlich war Schulschluss und ich musste mir den Stress für heute nicht mehr geben.

"Ach nichts spannendes, wahrscheinlich irgendwelche Serien schauen.", antwortete ich und sah bereits vor meinem inneren Augen die gefüllte Netflix-Watchliste.

Bàba war heute Morgen wieder abgereist und so war ich nun ein weiteres Mal auf mich allein gestellt.

"Bis morgen.", meinte ich zum Abschied an Jae-Yong und lief um die Schule herum zum Busbahnhof. Fast niemand von den Schülern lief hier an dieser Baumallee vorbei, einfach weil es nicht der kürzeste Weg zur Haltestelle war und somit auch nicht der "offizielle" Weg. Heute musste ich jedoch nicht auf den Bus sprinten und wählte deshalb die gemütlichere Tour.

Nach 100 Metern zwischen den hohen Bäumen, näherten sich von hinten eilige Schritte. Also ging ich ein wenig auf die Seite um der rennenden Person Platz zu machen, aber plötzlich spürte ich etwas in meinem Rücken und der Stoß war so heftig, dass ich vornüber fiel. Meine Hände gingen reflexartig vor meinen Körper und federten wenigstens einen Teil des Sturzes ab. Der Schotter grub sich in meine Handflächen und ich landete so heftig auf dem Bauch, dass die Luft aus mir gepresst wurde und ich schnell nach Sauerstoff schnappte.

Aber ich bekam keine Zeit mich zu erholen, denn unmittelbar wurde ich an der Schulter gepackt und auf den Rücken gedreht.

Ich blinzelte die Tränen aus meinen Augen, um wieder scharf sehen zu können und erkannte Jiang Yi Xiu und ihre beiden Freundinnen. Sie grinsten auf mich herab und ich nahm meine verbliebene Kraft zusammen und raffte mich auf.

"Ahahah, wo willst du denn so schnell hin?" Jiang Yi Xiu packte mich am Kragen und zog mich auf ihre Augenhöhe zurück.

Ich versuchte etwas zu sagen, aber mir fehlte immernoch ein Haufen Luft in der Lunge, deshalb kam nur ein undeutliches Krächzen hervor.

"Wir müssen reden.", befahl sie und mithilfe ihrer Freundinnen schleifte sie mich von der Allee fort und zum Hinterhof der Schule.

Hier war wirklich nichts außer die riesigen Müllcontainer, also die Müllhalde der Schule.

Ich wurde gegen den Papiercontainer gestoßen und dann stand ich endlich wieder sicher auf meinen eigenen zwei Beinen.

Kurz überlegte ich mir abzuhauen, aber dann richtete ich mich auf und holte tief Luft - meine schmerzenden Rippen ignorierte ich.

"Was willst du?"

"Die Frage ist nicht, was ich will." Ihre Hände packten meine Schultern und mit einem dumpfen Geräusch stieß ich ein weiteres Mal gegen den Container. Ihre langen Fingernägel gruben sich schmerzhaft in meine Haut und ihre Freundinnen standen mit verschränkten Armen lässig und gaffend daneben.

"Die Frage ist, was du eigentlich willst.", fuhr sie fort und verunsichert zog ich die Augenbrauen zusammen.

"Ich warne dich, halte dich von meinem Bruder fern. Er ist nicht wegen dir zurück gekommen, verstanden? Also denk nicht mal dran und hör auf, seinen Insta-Account zu stalken."

Ach, darum ging es hier also. Ich warf ihr einen bitteren Blick zu lachte dann auf, was die drei kurz aus ihrem Konzept brachte.

"Ich glaube, dein Bruder kann schon auf sich selbst aufpassen.", sprach ich das offensichtlichste aus und sah in ihren Augen, wie Jiang Yi Xius Mut langsam bröckelte.

Bevor wir uns noch weiter alberne Dinge an den Kopf werfen konnten, hörten wir plötzlich eine laute Stimme rufen: "Jiang Yi Xiu! Wo bist du?! Jiang Yi Xiu!"

Die Stimme kam immer näher und keiner von uns rührte sich, denn wir wussten alle, wer es war.

"Yi Xiu?!" Er klang so schockiert, dass er noch nicht mal die Zeit fand, ihren Namen ganz auszusprechen.

Wir starrten ihn alle an, während er auf uns zugeeilt kam. Mein Herz vollführte innerlich Salti, als seine Aufmerksamkeit zu mir überging.

"Ren Hai Zhen?" Ich hatte den Klammergriff um meine Schultern bereits völlig vergessen und erst als Jiang Jia Hao seine Schwester beiseite zog und sie mich notgedrungen losließ, bemerkte ich das Gewicht auf meinen Schultern, das nun von mir abfiel.

Wie lang war es her, dass ich ihn gesehen hatte? Drei Tage? Kam mir viel länger vor.

"Bist du okay?", fragte er besorgt und perplex musste ich feststellen, dass er nicht seine Schwester, sondern mich meinte.

"Ääh...", stotterte ich herum, meinen Blick zwischen dem entsetzten Bruder und der gereizten Schwester hin und her wechselnd.

Noch bevor ich meine Gedanken sortieren konnte und einen vollständigen Satz formte, trat Jiang Jia Hao vor mich und nahm meine Hände in seine. Dabei zeigten meine Handflächen nach oben und zum ersten Mal schaute ich sie mir richtig an. Die Haut war vom Sturz verdreckt und aufgesprungen, Blut und einzelne Kieselsteine klebten noch immer daran.

Er schaute mit verletzten Augen wieder zu mir auf, als wären das seine Hände, die so mitgenommen aussahen. Und dann entschuldigte er sich, als wäre er dafür verantwortlich gewesen.

"Komm." Sanft zog er mich von dem Container weg und drückte mich so dicht an sich, dass er einen Arm um mich legte und mir Halt gab.

"He! Warte!", rief Jiang Yi Xiu uns hinterher und schien sich aus ihrer Starre wieder gelöst zu haben.

Jiang Jia Hao drehte sich nur halb zu ihr um und meinte mit enttäuschtem Tonfall: "Jiěmèi [Schwester], ruf dir ein Taxi oder schau wie du sonst nach Hause kommst, du bist alt genug."

Jiang Jia Hao brachte mich weg von diesem Hinterhof und zu den Parkplätzen. Erst dort schaltete sich mein Gehirn wieder ein und auch wenn ich zu gern bei ihm bleiben würde, zog ich seinen Arm von meiner Hüfte und taumelte ein paar unsichere Schritte rückwärts.

"Danke für deine Hilfe, aber ich muss jetzt in die andere Richtung." Mein ausgestreckter Arm zeigte dorthin, wo sich ungefähr die Haltestelle befinden musste.

Lange schwebte der Arm aber nicht in der Luft herum, bevor er mein Handgelenk nahm und meinen Arm wieder neben meinen Körper drückte.

"Kommt garnicht in Frage. Steig ein." Erst jetzt bemerkte ich, dass wir längst vor seinem gelben BMW standen und er öffnete die Beifahrertüre und schaute mich auffordernd an.

Wie dumm wäre ich gewesen, so ein Angebot abzuschlagen?

Kurzerhand sprang ich auf den Beifahrersitz und sah dabei zu, wie Jiang Jia Hao um den Wagen lief und ebenfalls einstieg.

Bitte lass das keinen Traum sein.

⚡Underdogs⚡Where stories live. Discover now