⚡Underdogs⚡

💕17💕Montag (von Gao Tai Wei)

⛰️POV. Gao Tai Wei (高太威）

Bevor ich mir mit der Hand an meine pulsierende, womöglich aufgeplatzte Lippe fassen konnte, war bereits die Haushälterin - Jingjing, wie mein Bruder sie immer nannte und ich irgendwann übernommen hatte - zu mir geeilt und schlug meine Finger von meinem Gesicht weg.

"Gao Tai Wei!...." Kurioserweise schimpfte sie auf mich ein. Eine Angestellte, nicht zu vergessen.

Aber ich war viel zu benommen, als dass ich mir jetzt um meine autoritären Fähigkeiten Gedanken machen konnte.

Nachdem ihr Temperament langsam (aber offensichtlich nicht ganz) zur Ruhe kam, inspizierte sie mit besorgt schimmernden Augen mein Gesicht und drehte dabei meinen Kopf nach recht, links, dann wieder nach recht. Währenddessen ließ ich ihre Tiraden über mich ergehen, die sich weitestgehend darauf beschränkten, wie bescheuert und kindisch solche Prügeleien doch waren.

Gerade noch konnte ich mir verkneifen, 3 Worte über meine schmerzenden Lippen zu bringen, die mich noch viel bescheuerter und kindischer (ihre Worte) ausgesehen lassen hätten: "Jae-Yong hat angefangen."

"Ich hol den Erste Hilfe Koffer und du rührst dich so lange nicht vom Fleck.", wies sie an und war sogleich aus dem Raum gestürzt.

Verdammt, ich wusste garnicht, dass Jae-Yong so fest zuschlagen konnte.

Unbewusst hielt ich die Luft an und zog mein Shirt ein Stück nach oben und drückte mit den Fingerspitzen testweise auf die Stelle neben meinem Bauchnabel.

Sofort durchströmte ein pochender Schmerz die Stelle und schnell nahm ich die Finger davon und zog mein T-Shirt drüber. Gerade rechtzeitig bevor Jingjing um die Ecke rannte und in der Hast fast in den Esstisch reingebrettert wäre.

"Gao Tai Wei, Gao Tai Wei!", rief sie, dann schwenkte sie das Erste Hilfe Set durch die Luft.

Ich brachte ein schmales Lächeln zustande, gerade so breit, dass es meine Lippen nicht noch weiter aufreißen konnte.

"Wir bringen dich jetzt besser wieder in Ordnung, bevor dein Vater nach Hause kommt." Bei ihren Worten zogen sich ihre Schultern vor Furcht zusammen und sie schüttelte wortwörtlich diese Vorstellung wieder von sich ab.

"Zero Problemo!", fügte sie nun auf Englisch hinzu, aber mehr zu sich selbst und griff selbstbewusst nach dem Desinfektionsmittel. Ich hoffte bloß, sie wusste, was sie da tat.

"Jingjing", sagte ich mit ernstem Ton zu der Frau mittleren Alters, während sie irgendeine kühlende Salbe auf meine Stirn verteilte. "die Redewendung heißt NO problemo... NO." 

Und sie wiederholte die Worte. "NO PROBLEMO."

Doch das Lachen über ihre kräftige  Artikulation blieb mir im Hals stecken, als plötzlich jemand durch die Tür trat.

"Was ist hier los?"
Jingjing wirbelte bei dem Klang der tiefen Stimme sofort herum und verbeugte sich mit kerzengeradem Rücken vor ihrem Chef. "Mr. Gao"

Ich unterdrückte den Impuls, meine Verletzungen zu verstecken.

"Tai, was ist mit deinem Gesicht passiert?!" Meine Mutter stürmte an Fùjin[Vater] vorbei, kniete sich zu mir auf den Boden und nahm überdramatisch mein Gesich zwischen ihre Hände. Dìdi [jüngerer Bruder] folgte ihr dicht auf den Fersen und schaute mit rießigen Augen, was Māma so aufgebracht hatte.

"Hast du dich geprügelt?!" Schockiert untersuchte sie meine Wunde und nahm dann Jingjings niedergelegte Arbeit wieder auf - das Versorgen meiner Wunden.

Māmas Hand hinderte meinen Kopf daran, sich auch bloß einen Grad auf die Seite zu drehen, aber ich sah wie Fùjin sich an das eine Ende des Tisches setzte und Jingjing den Raum verließ. Der Blick meines Vaters machte klar, das dies eine Familienangelegenheit war.