💕 10 💕Heimkehrer

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❄️POV. Ren Hai Zhen(任嗨珍)

Ich scrollte durch Instagram, während ich halbherzig die Nudeln im Topf herumrührte.

Meine Finger führten mich fast wie ganz von alleine auf Jiang Jia Haos Profil und ich schaute mir die einzelnen Bild von ihm an - natürlich ohne auch nur eines davon zu liken.

Die ganzen Selfies ließen mein Herz noch schwerer werden, aber ich hörte trotzdem nicht auf. Ich sah die Bilder aus Australien und dann fiel mir auf, dass eine Person verdächtig oft in seinen Fotos vorkam.

Wer ist dieses Mädchen?

Sie sah süß aus, mit ihren blonden Haaren und dem breiten Grinsen, welches sie beinahe in jedem Foto zeigte.

Hektisch scrollte ich weiter, vergaß die kochenden Nudeln dabei komplett und wollte unbedingt heraus finden, in welcher Verbindung dieses Mädchen zu Jia Hao stand.

Meine Finger bewegten sich dabei aber etwas zu voreilig und ehe ich es verhindern konnte, landete mein Daumen zweimal kurz nacheinander auf dem selben Bild.

"Shit!", rief ich panisch aus.

Ich glaube wir wussten alle, was das bedeutete...den Like, den ich auf seinem Bild gelassen habe, wird mich als Stalker und Liebeskranke dastehen lassen, noch schlimmer, das Foto wurde vor 4 Monaten veröffentlicht. Ich musste also zuerst durch sein halbes Profil stöbern, bis ich es finden könnte.

Oh gott, was mach ich jetzt nur? Ihm später schreiben, dass Jae-Yong meinen Account benutzt hat? Wie dumm.

Bei den ganzen Grübeleien kochte das Wasser plötzlich über und schnell zog ich den Topf von der erhitzten Herdplatte runter.

Als ich versuchte, das brutzelnde Wasser mit einem Lappen von der heißen Herdplatte zu wischen, klingelte mein Handy.

Mein Atem stockte und ich dachte, Jia Hao müsste der Anrufer sein, nur um mir dann noch einmal zu sagen, dass ich mich von ihm fernhalten sollte. Meine Wangen wurden ganz heiß und das lag definitiv nicht an dem Dampf hier drin - mir wurde grade echt schlecht.

Mit einem kurzen Seitenblick zur Küchentheke erhaschte ich das Handydisplay und den Anrufer.

Ich atmete erleichtert aus, nahm den Anruf an und stellte sofort auf Lautsprecher.

"Scheiße, ich muss dir was erzählen Jae-Yong.", schoss ich sofort los und ließ ihn nicht zu Wort kommen.

Solange ich noch versuchte, das Essen zu retten und durch die Küche hastete, erzählte ich von dem Missgeschick.

"Okok beruhig dich. Und wenn er dich für einen Stalker hält...na wenn schon, wen interessierts? Absofort kann er dir am Arsch vorbei gehen."

Ich konnte zwar nicht gerade behaupten, dass ich genauso fühlte, aber ich schätzte seine Motivationsansprachen trotzdem.

"Hey, ähm, weshalb ich eigentlich angerufen habe...hast du lust, morgen in die Mall zu gehen?"

Ich hatte ein komisches Gefühl, als hätte Jae-Yong einen miesen Plan.

"Schon wieder? Wir waren doch erst gestern."

"Ich bin wieder da!" In weniger als 5 Sekunden war er vom Flur in die Küche gelaufen.

"Jae-Yong, ich muss auflegen, wir sehen uns morgen in der Mall."

Schnell legte ich auf und stellte zwei Teller auf den Küchentisch.

"Bàba! [Papa]" Lächelnd warf ich mich in seine offenen Arme.

Er strich mir über die Haare und drehte eine Strähne zwischen seinen Fingern. "Du hast dir die Haare blau gefärbt?! Und geschnitten?!" Er fuhr mir jetzt an den Spitzen entlang, die nicht mal bis zu den Schultern reichten.

Ich grinste und nickte stolz, denn ich liebte die neue Frisur.

"Sieht hübsch aus."

Und genauso wusste ich auch, dass Bàba nichts dagegen hatte, er war nämlich ein echt lockerer Vater.

"Seit wann hast du sie so?", wollte er wissen.

"Erst seit gestern."

Bàba war sehr selten zuhause. Durch seinen Job als Pilot flog er oft Langstreckenflüge und manchmal kam er zwischen den Flügen für eine ganze Woche nicht nach Hause.

"Zheni, wie läuft die Schule?"

Ich wollte über das Thema eigentlich garnicht reden und versuchte, dem so gut wie möglich auszuweichen. "Jae-Yong gibt mir neuerdings Nachhilfe." Immerhin keine Lüge.

"Oh klingt gut." Er schnappte sich eine Nudel mit den Fingern und schlürfte sie, heiß wie sie war, in den Mund.

Ich beschwerte mich belustigt über seine schlechten Manieren und kochte das Essen zuende.

❄️❄️❄️❄️

Wir saßen am Esstisch, aßen hungrig bis zum letzten Bissen auf und hörten für keinen Moment auf zu reden, oder zu lachen. Ich wünschte nur, es könnte jeden Tag so sein.

"Hör zu, ich hab mit Nǎinai [Oma väterlicherseits] telefoniert."

Überrascht schaute ich auf, denn ich hatte ganz vergessen Nǎinai mal wieder anzurufen. Wahrscheinlich, weil es nicht grade ein Vergnügungen war mit ihr zu plaudern. Von wem Bàba auch immer seine Gutmütigkeit her hat, Nǎinai hat sie ihm definitiv nicht vererbt.

"Sie hat sich darüber beschwert, schon lange nichts mehr von ihrer Enkelin gehört zu haben.", tadelte er mich minder und ich konnte mir Nǎinais Gemeckere wirklich sehr gut vorstellen.

Gerade wollte ich etwas darauf antworten, als ich die Gabel klappernd in den Teller fallen ließ.

"Wir haben uns überlegt, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn du zu ihr ziehst."

Das kann nicht sein Ernst sein.

"Nach Taipei?!"

"Es wäre doch ein guter Neustart."

Ich schüttelte den Kopf. Zu sowas würde ich mich sicher nicht überreden lassen.

"Ich bin so selten zuhause Zheni, wir denken einfach, es ist nicht gut für dich, die ganze Zeit allein zu sein."

"Ich will in Taiwan aber echt nicht meinen Schulabschluss machen, ich kann doch garnicht mal richtig die traditionellen Schriftzeichen lesen, das weißt du."

"Lass es dir wenigstens nochmal durch den Kopf gehen, einverstanden?"

Auch wenn es für mich jetzt schon ausgeschlossen war, stimmte ich zu und aß zu Ende.

Zu Nǎinai ziehen...schlimmer ging es ja nicht mehr.

Trotzdem hörte sich ein Tapetenwechsel sehr verlockend an, denn langsam wurde alles zu viel.

Ren Hai Xiangs Tod, meine absteigenden Schulnoten, mein heimgekehrter Ex...

Ich wusste nicht, dass sich zur Liste noch mehr hinzu addieren könnte.

⚡Underdogs⚡Where stories live. Discover now