Kapitel 4 - Fichtennadeln

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Kakuzu wurde von seinem schmerzenden Nacken geweckt. Mit einem leisen Stöhnen – er versicherte sich, dass weder Hidan noch Shouta wach waren – richtete er sich auf. Er legte seinen Kopf zu beiden Seiten, ein Knacken und ein befreiendes Gefühl folgte. Manchmal fühlte er sich zu alt, um auf den Boden zu schlafen. Nicht, dass das je wer erfahren würde...
Es raschelte neben ihm. Es war Shouta, der sich zusammenrollte. So sah er noch kleiner aus. Und er war herrlich still. Bedauerlich, dass er nicht noch länger schlafen würden. Durch den provisorischen Vorhang hindurch fiel rotes Licht, die Sonne ging auf. Sie würden bald aufbrechen müssen.
Im schlimmsten Fall würde er ihn und Hidan wecken müssen, was zur Folge haben würde, dass sie ihn noch mehr nerven würden.

„Hast du vor mich noch länger zu beobachten?" Shouta hatte ein Auge geöffnet und er grinste.
„Halt deine Klappe."
Shouta rappelte sich auf. Seine Haare waren durcheinander, unter seinen Augen zeichneten sich tiefe Ringe ab. „Ich sag, wie's ist." Er sah Kakuzu nicht an, sondern kämmte sich die Haare mit den Fingern durch und richtete sich das Haargummi, das sich gelöst hatte. „Oder willst du bestreiten, dass du mich angestarrt hast?"
„Ich habe zu dir gesehen", sagte Kakuzu. Er merkte zu spät, dass er sich verteidigte. Der Junge würde das garantiert als Aufforderung aufnehmen.
Kakuzu widerstand dem Drang, seine Augen zu verdrehen, sobald Shouta seinen Mund öffnete. „Du gibst es zu."
Kakuzu schwieg.
„Gefalle ich dir?" Für einen Moment sahen sie sich in die Augen. Shoutas funkelten grün und mit einer Gewissheit, die ihn rasend machte.
„Du bist zu mickrig." Er hoffte, dass das die beste Antwort war, um Shouta zum Schweigen zu bringen.
War es natürlich nicht. „Du verletzt mich", sagte Shouta und klang nicht danach. Dieser verdammter Dieb!

Kakuzu sah ihn einfach nur an. Shouta erwiderte den Blick. Kakuzu war es gewohnt, dass Leute seinen Blicken auswichen und die Leute, die es nicht taten waren Nukenins und keine kleinen Diebe. Kakuzu wusste nicht, ob er das mutig oder ausgesprochen dumm finden sollte.
„Du willst nicht, dass ich dich wirklich verletzte", grollte Kakuzu.
Shouta lächelte müde. „Eine Drohung, die du nicht erfüllen kannst, ist keine sonderlich gute."
„Keine Sorge, du würdest noch laufen können. Nur nicht mehr sprechen."
„Wie spannend." Shouta wandte sich ab und schälte sich aus seinem Schlafsack, den er zusammenrollte. „Was du für Vorstellungen hast."
„Hoffentlich die richtigen, damit du endlich still bist."
Er wusste, dass Shouta im Begriff war, etwas zu erwidern, aber sie wurden von Hidan unterbrochen. „Was redet ihr da für einen Mist?"
Kakuzu seufzte schwer. „Nichts. Macht euch fertig, beide. Wir müssen weiter."
Er erwartete Widerstand, doch es kam keiner. Hidan war vermutlich zu müde, um zu protestieren und der Dieb wusste, was gut für ihn war.



Im Tal wuchsen Nadelbäume, die sich je tiefer sie kamen, zu einem Wald verdichteten. Hier war es still. Schnee und Bäumen schluckten jegliche Geräusche, sogar ihre Schritte waren kaum zu hören.
Dennoch hatte der Dieb recht gehabt. Hier war es es angenehmer. Der Schneefall hatte wieder eingesetzt, doch die Bäume schützen davor und vor dem Wind.
Shouta blieb heute näher bei ihnen, was zur Folge hatte, dass Kakuzu nun wusste, dass es ein Fichtenwald war und dass man diesem Reich Fichtensprösslinge zu einem Getränk verarbeitete, weil es vitaminreich war. Er hatte das nie erfahren wollen und nun wusste er es. Und das, weil Shouta nicht in der Lage war, länger als zehn Minuten den Mund zu halten.

„Sie machen auch Öl aus den Nadeln, aber es ist teuer, weil es schwer herzustellen ist", erzählte er nun. „Man braucht etwa eine halbe Tonne für-"
„Sei still", knurrte Kakuzu, „und falls du das nicht kannst, erzähl' wenigstens etwas Interessantes."
Shouta lachte. Er lief rückwärts und Kakuzu hatte die vergebliche Hoffnung, dass er über eine Wurzel stolperte und fiel. „Was willst du denn hören?"
„Nützliche Informationen", antwortete Kakuzu, weil er wusste, dass Shouta nie schweigen würde, „über die Regierung, das Militär." Nicht über Bäume und Öl, das aus deren Nadeln hergestellt wird.
„Wir haben einen König und seinen Rat", sagte Shouta, der sich auf einem Fuß herumdrehte, um geradeaus zu gehen. „Das wurde vor hundertfünfzig Jahren beschlossen. Für dieses Land ist das keine lange Zeit."
Für die Ninjareiche war es das, dachte Kakuzu. Vor hundertfünfzig Jahren hatte es keinen großen Dörfer gegeben. Viele Ninjas waren Nomaden gewesen und er selbst nicht einmal geboren. Kakuzu wechselte einen Blick mit Hidan, der überrascht die Stirn runzelte.
„Orora no Kuni ist alt", sagte Shouta als hätte er ihre Gedanken erraten, „und man ließ die Geschichte niederschreiben."
„Aha." Kakuzu brauchte mehr Informationen als eine oberflächliche Geschichtsstunde, wenn er denn reden wollte.

Nur wer frei ist, ist ein KönigWhere stories live. Discover now